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Das Löbauer Weihnachtsbaum-Debakel

Eine stattliche Fichte schmückt seit Mittwoch den Altmarkt. Dafür hat es insgesamt drei Versuche gebraucht.

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© SZ Thomas Eichler

Von Marcus Scholz

Mitten auf Löbaus zentralem Platz steht er nun. Der Weihnachtsbaum auf dem Altmarkt. Am Mittwoch ist die stattliche Blaufichte kurz vor der Mittagsstunde aufgestellt worden. Doch bis es dazu gekommen ist, hat es insgesamt zehn Tage gedauert. Eigentlich ist geplant gewesen, den diesjährigen Weihnachtsbaum schon Montag vergangener Woche aufzustellen. Beim Aufbau haben Mitarbeiter von Bauhof und Feuerwehr aber gemerkt, dass das Grün beim Transport Schaden genommen hat. Aus Sicherheitsgründen sei er deswegen wieder abmontiert worden, so Löbaus Oberbürgermeister Dietmar Buchholz (parteilos). Fortan hat sich die Stadt auf die Suche nach einem neuen Exemplar gemacht und diesen schließlich in Löbau-Ost gefunden. Doch auch aus der 15 Meter hohen Blaufichte ist am Ende kein Weihnachtsbaum, sondern lediglich Feuerholz geworden. Ein Protokoll über die Posse vom Mittwoch, um den Löbauer Weihnachtsbaum.

Vergangene Woche ist der erste Versuch gescheitert,
Vergangene Woche ist der erste Versuch gescheitert, © SZ Thomas Eichler
Aber auch beim Aufbau am Mittwoch ist nicht alles glatt gelaufen: Die abgebrochene Spitze liegt auf dem Pflaster.
Aber auch beim Aufbau am Mittwoch ist nicht alles glatt gelaufen: Die abgebrochene Spitze liegt auf dem Pflaster. © SZ Thomas Eichler

08.30 Uhr

Mitarbeiter des Löbauer Bauhofs, Polizei, Feuerwehr und ein riesiger Sattelschlepper biegen in die Mozartstraße in Löbau-Ost ein. Denn dort, direkt gegenüber der Grundschule steht er, der Ersatzbaum für das am vergangenen Montag beschädigte Exemplar. Schnell und präzise wird die 15 Meter hohe Blaufichte gefällt und gut gesichert per Kran auf einen weißen Sattelschlepper verladen. Dann kann die Reise des Baums losgehen. Quer durch die Stadt in Richtung Altmarkt. Wenn alles nach Plan läuft, soll er dort in wenigen Minuten aufgestellt werden.

09.20 Uhr

Der Tross, um Sattelschlepper und vorausfahrendes Polizeiauto mit blinkendem Blaulicht, biegt kurz nach dem Theaterplatz in die, für den übrigen Verkehr gesperrte, Innere Zittauer Straße ein. Bis zum Ziel ist es jetzt nicht mehr weit. Bei den Löbauern erregt das Gespann Aufmerksamkeit. Rings um den Altmarkt versammeln sich die ersten Schaulustigen. Ein paar Minuten später ist die Blaufichte dann an Ort und Stelle und der Aufbau kann starten.

09.37 Uhr

Jeder Handgriff bei den Mitarbeitern des Bauhofs sitzt. Es scheint fast so, als hätten sie das Aufstellen des Baumes vorab geübt. Deswegen dauert es auch nicht lange, ehe das Grün in ein etwa 60 Zentimeter tiefes Loch in der Mitte des Altmarktes versenkt ist. Damit die Blaufichte nicht umfällt, hängt sie noch gesichert am Haken des Krans. Auf einmal geht alles ganz schnell. Ein lautes Knacken ist zu hören und plötzlich rauscht die mit zahlreichen Zapfen behangene Spitze des Baumes in Richtung Altmarktpflaster. Entsetzen macht sich breit, einige lachen aus Verlegenheit. Es ist schon wieder passiert. Auch Löbaus Ersatzweihnachtsbaum ist gebrochen. Was nun, fragen sich alle Beteiligten. Dann laufen die Telefondrähte bei den Verantwortlichen vom städtischen Bauamt heiß. Ein neuer Baum muss her, am besten sofort. In Löbau-Ost gebe es noch ein paar passende Exemplare, sagen die Mitarbeiter des Bauhofs. Nur ein paar Zeigerumdrehungen später erfolgt schließlich die Freigabe und das Baumprozedere geht von vorn los. Sattelschlepper, Polizei, Feuerwehr, Bauhof und Kran machen sich erneut auf den Weg ins Wohngebiet am Löbauer Berg.

10.45 Uhr

Auf dem Altmarkt laufen mittlerweile die Aufräumarbeiten. Der kaputte Baum muss weg, bevor der Ersatz vom Ersatz eintrifft. Einige Schaulustige stehen auch knapp eine Stunde nach dem Desaster noch immer auf dem Altmarkt. Sie beobachten, wie die vor ein paar Minuten gebrochene Blaufichte zu Feuerholz verarbeitet wird. Und natürlich warten sie auf den neuen Baum. „So etwas ist in Löbau noch nie passiert“, sagt Ingrid Pöthig. Auch sie wartet gespannt, ob es denn nun beim dritten Versuch mit dem Weihnachtsbaum klappt. Aber aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei, sagt die Seniorin. Die Mitarbeiter von Bauhof und Stadtgärtnerei gehen derweil dem erneuten Baumbruch auf den Grund. „Durch die Trockenheit sind die Bäume vermutlich spröde und brechen besonders schnell“, sagt zum Beispiel Harald Kneschke. Frau Pöthig hofft dagegen immer noch, dass endlich ein stabiles Grün herbeigeschafft wird. „Löbau hatte bis jetzt immer schöne Weihnachtsbäume. Jetzt wird es langsam Zeit, schließlich ist am Sonntag der erste Advent“, sagt sie.

10.55 Uhr

Die Menschen auf dem Altmarkt werden unruhig. Es bewegt sich etwas. Und tatsächlich, durch die Innere Zittauer Straße bahnt sich erneut der Tross aus Blaulichtern und Sattelschlepper den Weg hinauf zum Altmarkt. Im Gepäck ist wieder eine Blaufichte. Beim Aufbau lassen sich diesmal alle ein bisschen mehr Zeit. Jeder packt mit an. Sogar die Polizisten. Sie räumen mit einer Sackkarre Reste des alten Baumes beiseite währenddessen sich die fein gewachsene Blaufichte langsam aufrichtet.

11.20 Uhr

Nach zehn Tagen Warten und Bangen ist es dann endlich geschafft. Löbaus Weihnachtsbaum steht sicher an seinem Platz direkt vor dem Rathaus. Diesmal scheint alles gut gegangen zu sein. Die Polizei rückt ab, die Feuerwehr fährt ihre Drehleiter ein, der Kran lässt den Baum vom Haken und die Männer vom Bauhof kehren Späne und lose Äste vom Altmarktpflaster. Die Blaufichte hat also Transport und Aufbau getrotzt. In den kommenden Wochen steht ihr aber die schwerste Aufgabe noch bevor. Sie muss nämlich auch dem Wetter standhalten. Am Donnerstag soll der Baum aber erst einmal geschmückt werden, teilt Löbaus Bürgermeister Guido Storch (CDU) mit. Er zeigt sich stolz über das Geleistete der städtischen Mitarbeiter. „Das ist ein eingespieltes Team. Es ist schön, dass sie so schnell und selbstständig gehandelt haben, nachdem auch der zweite Baum gebrochen ist“, so Storch.