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Das Leiden der Fußball-Profis

Was bei einem Kreuzbandriss zu tun ist, darüber sprach Unfallchirurg Dr. Marc Naupert aus Bischofswerda jetzt beim SZ-Gesundheitsforum.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Für Dr. Marc Naupert ist es unverständlich, dass Bundesliga-Fußball-Profis nach Chicago fliegen, um ihren Kreuzbandriss operieren zu lassen. „Wir in Bischofswerda können das genauso gut“, erklärte er selbstbewusst beim jüngsten SZ-Gesundheitsforum in Bautzen, bei dem eben jene Verletzung im Mittelpunkt stand. Zum Kreuzbandriss kommt es, wenn auf das Knie plötzliche Gewalt ausgeübt wird, beispielsweise beim seitlichen Anprall eines Fußballs, oder aber auch bei Verkehrsunfällen.

Innerhalb der Oberlausitz-Kliniken hat sich das Krankenhaus Bischofswerda auf die Operation des Kreuzbandrisses spezialisiert. „Wir operieren jede Woche mehrere Verletzungen dieser Art“, sagte Marc Naupert. Für die Besucher des SZ-Gesundheitsforums hatte er mehrere interessante Videos parat, die den Ablauf einer solchen Operation zeigten. Für den Außenstehenden wirkte das Geschehen fast wie der Blick in die Heimwerker-Werkstatt. Da wird gebohrt, gedübelt und geschraubt und es werden unzerreißbare Fäden gezogen und fixiert. Sehr eindrucksvoll schilderte der Unfallchirurg, wie mithilfe einer Ersatzplastik aus einer körpereigenen Sehne die Funktionsfähigkeit des gerissenen Kreuzbandes wieder hergestellt werden kann. Das Geschilderte trifft vor allem auf den Riss des vorderen Kreuzbandes zu.

Operation möglichst vermeiden

Der Riss des hinteren Kreuzbandes trete viel seltener auf und werde oft sogar übersehen. Er trete durch ein Anpralltrauma auf das Armaturenbrett des Autos oder beim Sturz auf den Schienbeinkopf auf. Beim Riss des hinteren Kreuzbandes setzt man auf die eher konservative Behandlung, um eine Operation möglichst zu vermeiden. Allerdings muss das Bein dabei mittels einer Orthese für sechs Wochen ruhiggestellt werden. Die dafür entwickelte Schiene sei sehr gut, oft zahlten die Kassen diese aber erst nach langwierigen Verhandlungen. Bei der Operation des hinteren Kreuzbandrisses sei die Nachbehandlung wesentlich langwieriger und schwieriger für den Patienten, als bei der Operation des vorderen Kreuzbandrisses. Der Unfallchirurg sprach auch über Begleitverletzungen, wie zum Beispiel den Meniskus-Riss. Wenn möglich wird dieser wieder angenäht und mit einem selbstfixierenden Knoten fixiert. Die andere Variante sei die Entfernung des geschädigten Gewebes.

Was die Diagnostik des Kreuzbandrisses betrifft, so setzen die Ärzte heute hauptsächlich auf die Magnetresonanztomografie (MRT). Das Röntgen spiele dagegen keine Rolle mehr, und auch die früher oft praktizierte Kniespiegelung werde kaum noch angewendet. Dr. Marc Naupert erläuterte auch, wie man erkennt, ob man sich einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Zum einen verspüre man einen hör- und spürbaren Riss, der dann einen Belastungs- und Bewegungsschmerz nach sich zieht. Eine Schwellung des Knies trete meist erst über Nacht auf. Ein Streckdefizit und eine Instabilität des Knies seien weitere Alarmzeichen.

Welche Therapie der Arzt wählt, hänge von mehreren Faktoren ab. Eine große Rolle spiele dabei das Alter des Verletzten. „Ein künstliches Kniegelenk in jungen Jahren ist eine Katastrophe, weil es nicht so lange hält“, sagte Dr. Marc Naupert. Das Hauptkriterium sei jedoch die Instabilität, und zwar in jedem Alter. Zu beachten sei aber auch das Aktivitätsniveau und die Art der Arbeitstätigkeit des Patienten.