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Das Lächeln der Kinder

Susanne Götze betreut in Ockrilla fünf Kleinkinder. Und dennoch ist manches anders als bei anderen Tagesmüttern.

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© Claudia Hübschmann

Von Jürgen Müller

Niederau. Der 18 Monate alte Marvin ist so ins Spielen vertieft, dass er seinen Papa Sebastian Thiele zunächst gar nicht bemerkt, als er seinen Sohn abholen will. „Marvin hat heute lange geschlafen und auch gut gegessen“, sagt Susanne Götze. Die 36-Jährige betreut seit Anfang September in Ockrilla fünf Kinder als Tagesmutter. Zuvor hat die gelernte Einzelhandelskauffrau, die lange in einem Meißner Baumarkt arbeitete, Kinder in Meißen betreut. Zwei sind mit ihr nach Ockrilla umgezogen. „Es gab in Meißen keinen Krippenplatz, jedenfalls nicht in der Einrichtung, in der wir ihn haben wollen“, sagt Sebastian Thiele. Deshalb entschied man sich für eine Tagesmutter. Auch nach dem Umzug blieb Marvin bei der Tagesmutter. Der tägliche Weg von Meißen nach Ockrilla stört die Eltern nicht. Für sie ist wichtiger, dass ihr Kind hier gut betreut wird.

Offiziell ist Susanne Götze noch gar nicht im Amt. Erst am Sonnabend wird die Einrichtung von Bürgermeister Steffen Sang (parteilos) übergeben. Manches ist hier anders, als man es von solchen Betreuungsstellen gewohnt ist. Während Tagesmütter in der Regel die Kinder bei sich zu Hause betreuen, baute hier die Gemeinde das Gebäude des ehemaligen Holzhandels aus, auf eigene Kosten. 22 000 Euro kostete der Umbau, wurde zur Hälfte vom Landkreis Meißen gefördert. „Es gab Bedarf für eine Tagesmutter in Ockrilla, aber keine Bewerber. Da hat sich die Gemeinde entschlossen, ein Gebäude dafür auszubauen“, sagt Hauptamtsleiter Ronny Reichel. Die Kindereinrichtungen in der Gemeinde sind praktisch vollständig ausgelastet, eine Erweiterung räumlich nicht möglich. Auch Susanne Götze hat noch einmal rund 3500 Euro zusätzlich investiert.

Jeden Tag mit den Kindern draußen an der frischen Luft – auch bei Regen

Für die Kinder kocht sie jeden Tag frisch. „Einen festgelegten Speiseplan gibt es bei mir nicht, aber ich verwende gern heimische und saisonale Produkte“, sagt sie. Die Eltern ihres Lebensgefährten Lutz und Veronika Hänsel bauen selbst Kartoffeln an. „Diese schmecken ganz anders als die gekauften. Das spiegelt sich auch im Appetit der Kleinen wieder. Ganz oft wird lautstark Nachschlag verlangt“, so die 36-Jährige. Jeden Tag ist sie mit den Kindern draußen an der frischen Luft, auch bei Nieselregen. „Gerade das Pfützenspringen ist der Renner“, sagt sie und lacht. Bei stürmischem Wetter können sich die Kinder im großen Bewegungsraum austoben. „Mir ist eine stressfreie, entspannte Atmosphäre sehr wichtig. Die Kinder sollen Zeit bekommen, sich selbst und ihre Umgebung im eigenen Tempo und ohne Hektik zu entdecken. Ich nehme Rücksicht bei der Tagesgestaltung auf die Interessen der Kinder und lasse das, was sie momentan beschäftigt, in den Tagesablauf mit einfließen“, sagt Susanne Götze.

Die Hauptbetreuungszeit ist Montag bis Freitag von 7. 30 bis 16 Uhr. „Es ist bei Terminen natürlich auch möglich, das Kind nach Absprache länger bei mir zu lassen“, sagt sie, die auch Wochenendbetreuung mit Übernachtung anbietet. „Man sollte das im Interesse des Kindes aber wirklich nur nutzen, wenn es nicht anders geht. Die neun Stunden sind für die Kleinen schon eine sehr lange Zeit und mit einem Arbeitstag der Erwachsenen vergleichbar“, so Susanne Götze.

Keine Notlösung, sondern eine hochqualitative Alternative

Für den Job als Tagesmutti hat sie sich begeistert, als sie ein viermonatiges Praktikum machte, eine andere Tagesmutter während der Schwangerschaft unterstützte. „Dabei habe ich gemerkt, wie viel Spaß mir die Arbeit mit den Kindern macht. Vor allem bekommt man von ihnen ganz viel Lächeln zurück“, sagt die Ockrillaerin, die selbst zwei Kinder hat. Die Eltern seien meist sehr positiv überrascht, wenn sie merkten, wie leicht den Kindern die Trennung falle. „Für viele Eltern sind wir Tagesmütter anfangs leider nur eine Notlösung, dabei sind wir eine hochqualitative Alternative und bieten den Kindern eine individuelle Betreuung. Durch die kleinen Gruppen können wir gezielt auf die Bedürfnisse jedes Kindes eingehen, und die Kinder sind auch weniger anfällig für Krankheiten, da es hier eine geringere Keimbelastung gibt. Und natürlich schlägt sich die entspannte Atmosphäre auch auf das Gemüt der Kinder nieder“, so Susanne Götze.

Insgesamt gibt es in der Gemeinde Niederau jetzt drei Tagesmütter.

Am Sonnabend wird die Kindertagespflegestelle in Ockrilla, Neue Gröberner Straße 18, mit einem „Tag der offenen Tür“ eingeweiht. Von 9 bis 12 Uhr kann die Kindertagespflegestelle angeschaut werden.