Merken

Ladensterben in Pirnas Innenstadt

Drei Geschäfte schließen in nächster Zeit. Offensichtlich ist nicht nur die aktuelle Baustelle daran schuld.

Teilen
Folgen
NEU!
© Karl-Ludwig Oberthür

Von Mareike Huisinga

Pirna. Wohin entwickelt sich die Schössergasse in Pirna? Jedenfalls nicht in Richtung Haupteinkaufsstraße. Aktuell stehen acht Läden leer. Drei weitere schließen im Sommer beziehungsweise im Herbst. Dazu gehört der Stoffladen Tante Jutta, der bereits jetzt Kunden mit satten Rabatten lockt. Das Geschäft wird spätestens zum 31. Juli geschlossen. Leicht hat sich Inhaberin Ines Pietruske diese Entscheidung nicht gemacht. „Aber ich konnte nicht anders, es kommen einfach zu wenig Kunden. Unterm Strich bleibt zu wenig zum Leben übrig“, sagt die Pirnaerin. Nicht die aktuelle Baustelle in der Schössergasse sei die Ursache. „Ich denke, dass immer mehr Menschen online kaufen, sodass die Fachgeschäfte daran zerbrechen“, erklärt die 41-Jährige. Die Diplom-Betriebswirtin will sich jetzt eine neue Stelle in ihrem ursprünglichen Berufsfeld suchen.

Ihrem Geschäft direkt gegenüber befindet sich der Laden Taschentick. Hier ist das Licht schon ausgemacht. Inhaberin Jeanette Küchler hält das Geschäft zwar noch bis zum November, weil sie nicht eher aus dem Mietvertrag kommt, aber öffnen wird sie nur noch zum Stadtfest und zur Einkaufsnacht. „Damit ich den Bestand verkaufen kann“, erklärt die Unternehmerin, die mittlerweile eine Anstellung in einer Pirnaer Firma hat. Als Grund für die Geschäftsaufgabe nennt sie ebenfalls eklatanten Kundenschwund, sieht aber durchaus auch einen Zusammenhang mit den Baustellen in der Innenstadt. „Als im vergangenen Jahr die Arbeiten in der Dohnaischen Straße begannen, fanden nur noch ganz wenige Kunden den Weg in mein Geschäft. Die Schössergasse war wie abgeschnitten.“ Größere Rücklagen zur Überbrückung konnte sie nicht aufbauen, da sie ihren Taschenladen erst seit zweieinhalb Jahren führt. Allerdings habe auch die Kaufkraft generell nachgelassen und viele Kunden kritisierten die beengte Parkplatzsituation in Pirna, berichtet Jeanette Küchler.

Ebenfalls betroffen ist Sigrid Nickisch, die im Sommer 2015 mit großen Erwartungen ein Geschäft für Magnetschmuck auf der Schössergasse aufmachte. „Es lief zunächst langsam an, und als ich dann gute Umsätze verzeichnete, kam die Baustelle auf der Dohnaischen Straße. Alles brach zusammen“, berichtet die Unternehmerin, die zuerst noch kämpfte. Um die Miete für das Geschäft zu erwirtschaften, verkaufte sie ihre Ware unter anderem in Hotels und Kliniken. Doch auch diese Strategie brachte letztlich nicht den Erfolg. Sigrid Nickisch schließt ihr Geschäft Ende Mai. „Ich bin sehr enttäuscht“, sagt sie.

Der Ladenschwund hat Auswirkungen auf die, die bleiben. „Es kommen dann ja immer weniger in unsere Gasse“, erklärt Heike Büchner den Zusammenhang. Sie gehört mit ihrer Parfümerie zu den Alteingesessenen in der Schössergasse und macht sich große Sorgen. Zwar hat sie zahlreiche Stammkunden, aber auch sie registriert weniger Publikumsverkehr seit Beginn der Bauarbeiten.

Allerdings differenziert sie ebenso wie ihre Kolleginnen. „Viele riechen in meinem Laden und bestellen dann doch übers Internet“, sagt Büchner, die solch ein Kaufverhalten respektlos findet. Trotzdem will sie durchhalten. „Es kostet zwar viel Kraft, aber ich mag meine Kunden und empfinde mich als einen Teil von Pirna.“

Die Stadtverwaltung Pirna kennt das Dilemma und ist um Schadensbegrenzung bemüht. „In enger Absprache mit den Händlern, der Baufirma und dem Citymanagement unternehmen wir Anstrengungen, um die Situation zu optimieren“, sagt Stadtsprecherin Jekaterina Nikitin. So seien größere Anlieferungen für die Geschäfte trotz Baustelle sichergestellt. In diesem Zusammenhang weist sie darauf hin, dass vor Kurzem ein neues Geschäft für Tablet-Zubehör auf der Schössergasse eröffnete. Rick Bothmann vom Citymanagement Pirna betont, dass die Schössergasse auch schon vor der Baumaßnahme einen relativ hohen Leerstand aufwies. Jetzt habe das Citymanagement nochmals ein Schild an die Ecke Dohnaische Straße aufgestellt, mit Hinweis auf sämtliche Läden in der Schössergasse, die trotz der Baumaßnahme gut zu erreichen seien. Folglich lautet die Parole: Durchhalten. Immerhin liegen die Arbeiten zur Instandsetzung des Straßenpflasters in der Schössergasse im Zeitplan und werden Mitte Juli abgeschlossen, informiert Stadtsprecherin Jekaterina Nikitin.