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Das Kloster blüht auf

Tausende Hobby-Gärtner haben sich am Wochenende über die neusten Trends informiert – und wurden mehr als fündig.

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© Andreas Weihs

Von Marcus Moeller

Altzella. Die Himbeerlimonade fließt literweise. Satte 28 Grad Celsius misst das Thermometer am Sonnabend zur Blumen- und Gartenschau im Klosterpark Altzella. Jetzt erst einmal ein schattiges Plätzchen finden. Dort hinter der kleinen Mauer vielleicht. Ihr Eingang wird von zwei Blumentöpfen geziert, in denen prächtige, blaue Hortensien gedeihen. Und siehe da – hinter der Mauer sind noch mehr Exemplare dieser beeindruckenden Pflanze verborgen. In Lila, Rot und Weiß, kräftig-dunkel und zart-hell, leuchten die Blüten und werfen Fragen bei den Besuchern auf: „Haben Sie auch die Zuchtform ‚Fantasy Sweet‘ hier? Reicht da normale Erde aus? Welchen Dünger würden Sie empfehlen?“ Am besten kann solche Fragen hier Ilona Ullmann beantworten. Und das tut sie mit einer Engelsgeduld. Die Frau von Hortensienzüchter Reinhard Ullmann aus Radebeul ist seit mehr als zehn Jahren bei der Blumen- und Gartenschau in Altzella dabei, um die Hortensienwelt Ullmann zu präsentieren – und das eben fast immer an diesem halbschattigen Plätzchen hinter der kleinen Mauer. Kaum eine Minute vergeht, ohne dass Hortensienbegeisterte Fragen stellen. „Das ist natürlich das Schöne hier. Man merkt, dass die meisten Leute wirklich spezielle Gartenfreunde sind und den fachlichen Austausch suchen“ , sagt Ilona Ullmann. Bei der Gartenschau könne man gut auf einzelne Anliegen der Kunden eingehen. Und Anliegen gibt es offensichtlich viele.

Impressionen von der Blumen- und Gartenschau

Zahlreiche Besucher kamen zur 18. Blumen- und Gartenschau in das Kloster Altzella.
Zahlreiche Besucher kamen zur 18. Blumen- und Gartenschau in das Kloster Altzella.
Der neueste Schrei: Techniker Matthias Kunz zeigt seinen automatischen Rasenmäher Automower.
Der neueste Schrei: Techniker Matthias Kunz zeigt seinen automatischen Rasenmäher Automower.
Stachlig, aber schön: Auch Kakteen wie dieser Trichocereus gehörten zum Angebot in Altzella.
Stachlig, aber schön: Auch Kakteen wie dieser Trichocereus gehörten zum Angebot in Altzella.
Leuchtendrot präsentierte sich eine Pelargonien-Pyramide
Leuchtendrot präsentierte sich eine Pelargonien-Pyramide
Maria Weber von der Klostergärtnerei Richter riecht an Löwenmaul.
Maria Weber von der Klostergärtnerei Richter riecht an Löwenmaul.
Petra Dietrich von der Baumschule Dietrich aus Nossen mit Blumenkrone und Blumenstrauß.
Petra Dietrich von der Baumschule Dietrich aus Nossen mit Blumenkrone und Blumenstrauß.
Matthias Streubel mit der Rose "Da Vinci".
Matthias Streubel mit der Rose "Da Vinci".
Das Dresdner Trio Kambambuli bot zeitlose Musik von Musette über Tango bis Jazz und Folk, verbunden durch den Swing der 20/30er-Jahre.
Das Dresdner Trio Kambambuli bot zeitlose Musik von Musette über Tango bis Jazz und Folk, verbunden durch den Swing der 20/30er-Jahre.
Vollbepackt rücken die Besucher wieder ab.
Vollbepackt rücken die Besucher wieder ab.

Etwa 110 Aussteller sind es dieses Jahr. Den Großteil bilden Grünanbieter und Floristen – passend dazu werden Gartenkeramik und Kunsthandwerk verkauft. Pflanzenfreunden dürfte beim Flanieren durch die Klostergemäuer ein Herz aufgehen: Überall die Blüten- und Blättermeere der einzelnen Stände. Ob speziell gezüchtete Kakteen mit riesigen Blüten, Rosen, Kräuter oder eben Hortensien. Was hier gesucht wird, wird gefunden. Oder es wird etwas gefunden, was nicht gesucht wurde.

Das blumige Vergnügen ist eingerahmt durch ein umfassendes Musik- und Kulturprogramm. Insgesamt neun Musik- und Bühnenacts sind während des Wochenendes hier zu sehen – dazu zwei Ausstellungen. Eine davon ist die Floristenausstellung „Mediterrane Traumwelten“, die ein Höhepunkt und zugleich Motto der diesjährigen Gartenschau ist. Abgerundet wird das Programm durch zahlreiche Angebote für Kinder. Von künstlerisch hochwertigem Kinderschminken über Baumklettern, Korbflechten und Bogenschießen bis hin zur Pantomime, Jonglage und Schmuckdesign kann sich ausgetobt werden. Gleichzeitig finden auch die regulären Führungen zur Klostergeschichte und durch den Klosterpark statt. Das große Beschäftigungsangebot sorgt gemeinsam mit dem weitläufigen Gelände für eine angenehme Verteilung der Besucher. Insgesamt rund 10 000 waren es letztes Jahr – dieses Jahr erwarten die Organisatoren aufgrund der Unwetterwarnung vom vorigen Freitag etwas weniger.

Bei dem drückendheißen Wetter würde man sich so einen Regenschauer allerdings schon fast wünschen. Jeder Anbieter kümmert sich persönlich um seine Pflanzen. So auch Mario Seegeler von Gartenbau und Dienstleistungen Dippoldiswalde. Er bietet auf dieser Gartenschau hauptsächlich Solitärpflanzen an, sein Stand gehört eher zu den kleineren. Dennoch habe er heute Morgen sicher schon zwölf große Kannen gegossen, im Laufe des Tages dann noch einmal drei bis vier Kannen. Sein Stand ist gleich hinter der Bühne auf dem Festgelände, wo gerade das Dresdner Trio Krambambuli mit seinem 20er-Jahre-Swing die Nachmittagssonne untermalt. Ebenfalls hinter jener Bühne treffen die Besucher unweigerlich auf Shawn den Rasenroboter. Matthias Kunz, Techniker der Firma Husqvarna, erklärt die seltsame Erscheinung. Das sei ein sogenannter Automower, ein Rasenmäher also, der automatisch und eigenständig seine Arbeit verrichtet. Gesucht werden hier Leute, die ein anspruchsvolles Grundstück besitzen, auf dem Automower wie Shawn ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen können.

Und hinter der kleinen Mauer? Da werden weiterhin fleißig Hortensien verkauft. Besonders im Trend lägen momentan wieder die rötlichen Farbtöne, sagt Ilona Ullmann. Und die Nummer eins der aufwendig zu züchtenden Pflanze sei ohnehin immer und überall weiß. „Meine Lieblingssorte ist die Rispenhortensie. Die blüht im Moment aber noch nicht so stark“, sagt die Verkäuferin. Ohnehin wolle man eine neue Sorte stets auch im eigenen Garten pflegen, sobald sie auf den Markt komme.