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Das kleine Wunder von Dohna

Das Museum in Dohna wird saniert und gibt eine 300 Jahre alte Überraschung frei. Die macht einen Raum zum Exponat.

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© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Dohna. Ab und zu lohnt sich ein Blick nach oben und dahinter. Restaurator Wilfried Sitte hatte den richtigen Blick, als er sich die Decke im Erdgeschossraum des Dohnaer Museums ansah. Sie war gut verputzt. Man konnte nichts sehen, nur ahnen. Das war für Sitte Grund genug, sich vorzuarbeiten. Handgriff für Handgriff wurde eine Überraschung sichtbar: eine mit großer Wahrscheinlichkeit über 300 Jahre alte Holzbalkendecke.

Für die Region ist das nichts so Besonderes, in Pirna finden sich viele solcher und noch wertvollere Decken. Für Dohna aber ist es eine Rarität. Das Haus des Museums am Markt wurde 1548 erstmals erwähnt. 1608 gab es einen verheerenden Stadtbrand. Ein genaues Datum für die Decke gibt es nicht. Die 300 Jahre seien realistisch. Dafür ist ihr Zustand top. Die Strohdecke versteckte und schützte die Decke viele Jahrhunderte, ohne sie zu zerstören.

Natürlich ist der Anstrich jetzt neu – nach historischem Vorbild. Für den sogenannten Bister-Anstrich wird zerstoßene Holzkohle verwendet, deshalb ist die Farbe so dunkel. Später im Barock entsprach die Decke nicht mehr der Mode und war grau gestrichen worden. Als das nicht mehr in war, wurde sie verputzt. Auch die Reste des zweiten Anstrichs bleiben nun der Nachwelt erhalten. „Sie abzunehmen, wäre mit dem Verlust oder der Beschädigung der Holzoberfläche verbunden gewesen“, sagt der Restaurator. Damit verbot es sich von selbst.

Von der Decke bis zu den Stühlen

Der jetzige Zustand der Decke wurde bewahrt für die nächsten hoffentlich 300 Jahre. Es wurde alles gelassen, wie es war. Nagel- und Farbreste, Holzwurm- und Zapflöcher. Die abgehobelten Stellen wurden nicht wieder aufgefüllt. Löcher nicht überstrichen. Die sichtbaren Veränderungen sollen bewusst auf sie aufmerksam machen. Die Fachleute sprechen von einem „baugebundenen Ausstellungsstück“.

Die Decke steht für die Veränderungen der Jahrhunderte. Genau wie der Raum überhaupt, der damit ein Museum im Museum ist. Er trägt die Spuren der Jahrhunderte. Zeitlich gesehen kommen nach der die Bleiglasfenster, die für das 19. Jahrhundert stehen, der Wandschrank stammt aus den 1920er-Jahren. Hinzu kommen die sandsteinernen Türeinfassungen. Die Gegenwart hängt als Rauchmelder an der Wand und steht als schwarze Lederstühle mitten im Raum.

Das alles macht den Raum, der künftig für die Museumspädagogik genutzt werden soll, so authentisch. „Und nach so langer Zeit immer noch zum Anschauen geeignet“, sagt Thomas Klingner. Für ihn ist das „schon ein kleines Wunder“. Eines, von dem er sich wünscht, dass es die Dohnaer in Besitz nehmen und schätzen. Insbesondere auch die Schüler.

Bis Jahresende müssen die Dohnaer noch auf die Wiederöffnung des Museums nach der Sanierung warten. Zwar sind die Bauarbeiten weitgehend beendet, doch die Umsetzung des Museumskonzeptes fordert viel Zeit. Um das Warten zu verkürzen, soll es ein bis zwei Offene-Baustellen-Termine geben, sagt die Stadtverwaltung.