Von Heike Sabel
Mühlbach. Aus einem Lochstickerei-Kissen eine Bluse, aus einer Tischdecke ein Kleid – und zwar so, dass man nicht mehr sieht, dass es ein Kissen und eine Tischdecke waren: Das kann Carolina Schmidt. Die gelernte Maßschneiderin hat die Ideen und das Können. Die Grenze zwischen Handwerk und Kunst ist dabei fließend. Handwerk ohne Kunst ist der solide genähte und gut sitzende Rock oder die Hose. Kunst ohne Handwerk geht nicht. Was nützt die Idee mit der Tischdecke, wenn man sie nicht umsetzen kann? Wer mag schon eine Tischdecke tragen? „Das Kunstvolle ist schon viel Handarbeit“, sagt die 31-Jährige, die von Dresden nach Mühlbach gezogen ist.
Für sie ist das Nähen wie Jazz: Wer den spielen will, muss sein Instrument beherrschen. Wer wie sie fürs Theater, für den Ball, den schönsten oder wichtigsten Tag nähen will, muss Maße nehmen können, Schnitte erarbeiten und umsetzen können.
Bevor Stoff und Nadel zum Einsatz kommen, sind andere Dinge wichtig: Papier, Schere, Stifte, Kleber. So entstehen die Schnitte – für Kostüme der Landesbühnen, der Operette, das Theater der jungen Generation, genau wie für die Silberbraut, die Geschäftsfrau oder das Kostüm zum Vorstellungsgespräch. Auch für Autorin Sabine Ebert hat sie zwei Kleider genäht, die die nun auf ihren Lesetouren trägt.
Hier gibt’s Handwerkskunst
Carolina Schmidt mag Kunden, die offen sind für Vorschläge, für Ausgefallenes und für Details. Aus dem zu engen Leinenmantel wurde ein Unikat mit seidenen Ärmelaufschlägen, Rückenriegel und einem Einsatz, dem man seine Funktion nicht ansieht. Ein Mützchen aus dem Seidenstoff ist das i-Tüpfelchen. Damit hat die Trägerin im Alltag einen bühnenreifen Auftritt. Für den auf der richtigen Bühne näht Carolina Schmidt auch. Wer sich dieses Jahr zum Beispiel auf der Felsenbühne Rathen das Zorro-Ballett anschaut – die Kostüme sind von ihr.
Nun ist es an der Zeit, noch bekannter zu werden, sagte sich Carolina Schmidt. Die Handwerkskunst-Tage am Wochenende sind die Gelegenheit. Da ihr Atelier in Mühlbach noch eine Baustelle ist, sah sie sich um und stieß auf das Maxener Listhus. Nun sind dessen Besitzerin und Künstlerin Ilona Krieg und Carolina Schmidt von Freitag bis Sonntag ein Team und erstmals bei den Tagen dabei. Sie stellen gemeinsam aus. Für Carolina Schmidt eine mehrfach spannende Erfahrung – zwischen Atelier, Bühne und Alltag.