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Das Jahr des Dresdner Turms

Vor 55 Jahren stand Hans Joachim Scholz als Erster auf einem neuen Gipfel bei Rathen. Bekannte Namen folgten ihm.

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© Helmut Schulze

Von Heinz Gliniorz

Kurort Rathen. Frei stehende Sandsteinfelsen über dem Amselsee sind seit über 100 Jahren beliebte Kletterziele. Aber erst ein mit dem Titel „Meister des Sports“ ausgezeichneter Bergsteiger hat im Rathener Klettergebiet über dem Amselsee einen Felsen gefunden, auf dem er an einem Tag im Februar 1961 nach zwei Erstbegehungen auf dem Gipfel stehen konnte. Es waren der mäßig schwere Alte Weg und der Aufstieg Schartenweg im gleichen Schwierigkeitsbereich, die der 31-jährige Hans Joachim Scholz von der Betriebssportgemeinschaft Lokomotive Dresden in sein Fahrtenbuch eintrug. Zu dieser Zeit war der durch seine zahlreichen Erstbegehungen in den 60er-Jahren bekannt gewordene Bergsteiger auch Mitglied der Nationalmannschaft Alpinistik der DDR.

Der von Hans Joachim Scholz entdeckte neue Gipfel machte nun in den Kletterkreisen als Dresdner Turm die Runde. Bereits fünf Tage nach seinen beiden Erstbesteigungen führte Hans Joachim Scholz den 27-jährigen Seilkameraden Carl Herbst über eine weitere Erstbegehung, die mittelschwere Nordostrippe, auf seinen Gipfel.

Name als Gruß an Heimatstadt

Am gleichen Tag durchstieg der spätere Kletterführerpapst Dietmar Heinicke mit 25 Jahren als Seilerster den ziemlich schweren Südwestkamin und machte mit dem ersten Sprung zum Gipfel des Dresdner Turms auf sich aufmerksam. Und noch einmal nach 16 Tagen sah man den Erstbesteiger Hans Joachim Scholz mit seinem 32 Jahre alten Bergfreund Günter Scheibe nach der Durchsteigung vom schweren Südwestriss auf dem nicht einmal drei Wochen alten Klettergipfel. Und es konnte nicht anders kommen, am gleichen Tag führte Dietmar Heinicke zwei seiner Freunde über die mittelschwere Erstbegehung Sandiger Weg auf die höchste Stelle vom Dresdner Turm.

Vater und Tochter gemeinsam

Die Zeit der Erstbegehungen am Dresdner Turm stand niemals still. Mit der Zahl neuer Wege stieg auch der Schwierigkeitsgrad bis zu extrem schwer. Dazu schlug, wie man so sagt, der Hohnsteiner Bernd Arnold im Jahr 1975 als erster Kletterer die Tür auf mit dem Weg Osterspaziergang, den er mit drei Ringen absicherte. Im Jahre 2001 sah man den Ehrenbürger der Burgstadt Hohnstein wieder mit vier Nachsteigern an der Erstbesteigung der lohnenden Ostkante.

Im gleichen Jahr kletterte Bernd Arnold mit seiner 24-jährigen Tochter Heike in geteilter Führung auf dem Sternchenweg Dresdner Gespräch zum Gipfel.

Die Zahl der Besteigungen über neue Wege hat sich seit der Entdeckung durch den Dresdner Hans Joachim Scholz vor 55 Jahren stetig erhöht. Die Freunde der Sandsteinkletterei können aus fast 40 Aufstiegsmöglichkeiten auf lohnenden und sehr lohnenden Wegen in den Schwierigkeiten mäßig schwer bis extrem schwer ihre Auswahl treffen.