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Großenhains neue Kinderärztin

Dr. Janine Siebert will den Sprung in die Selbstständigkeit wagen. Auf dem Weg dahin ist allerdings Ausdauer gefragt.

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© Kristin Richter

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Stethoskop und weißer Kittel? Rachenstäbchen oder Medikamententasche? Alles Fehlanzeige! Wo einst das Schild von Rosemarie Kandzia auf das Vorhandensein einer Kinderarztpraxis hinwies, prangt ein weißer Fleck. Seit Februar ist Stille in die Räume auf der Großenhainer Carl-Maria-von Weber-Allee eingekehrt. „Aber es scheint sich etwas zu tun! Da ist jetzt schon die ganze Zeit jemand drin“, mutmaßt eine nette Rentnerin und deutet vielsagend in Richtung Inneres.

Und tatsächlich. Keine zwei Minuten später steht sie wirklich im Türrahmen. Jene junge Frau, auf die viele Großenhainer Eltern schon so lang gewartet haben. Nach der ein Kreis engagierter Mütter gar mit einer eigens gegründeten Initiativgruppe sachsenweit suchte und mit ihren Aktionen selbst das Fernsehen anlockte: Dr. Janine Siebert, momentan noch als Ärztin im Klinikum Dresden-Neustadt tätig, die der Kandziaschen Praxis bald wieder neues Leben einhauchen will.

Dass die in der Röderstadt beliebte Medizinerin dringend eine Nachfolgerin sucht, hatte die 37-jährige Radebeulerin erst aus der Sächsischen Zeitung erfahren. Zu spät, um die seit 1994 an dieser Stelle existierende Behandlungsstätte nahtlos zu übernehmen. Aber noch früh genug, um eine Verlängerung des Betriebes an diesem Standort bei der Kassenärztlichen Vereinigung zu beantragen. Allerdings: „Die notwendigen Verfahren nehmen natürlich eine entsprechende Zeit in Anspruch. Vor Herbst wird es mir nicht möglich sein, die Praxis zu öffnen“, erklärt Janine Siebert.

Noch ein paar Monate, die sie nach eigenem Bekunden aber auch benötige. Immerhin seien die Zimmer logischerweise leer geräumt worden. Neben dem Schreibtisch, einer Behandlungsliege und dem ausladenden Empfangstresen erinnert nicht mehr viel an das Domizil einer Fachfrau für Fieber, Husten und Co. Das bedeutet praktisch: In den kommenden Wochen würden sich zunächst verschiedene Gewerke die Klinke in die Hand geben. Bevor der Maler seine Arbeit verrichten könne, müsse zudem der Elektriker Leitungen und Dosen verlegen. „Bisher wurden die Patientendaten alle handschriftlich in Akten geführt. Ich möchte wie heutzutage üblich alles auf computergestützte Erfassung umstellen“, so Janine Siebert. Und damit nicht genug. Fachkundiges Personal müsse in den nächsten Monaten gefunden und verschiedene bürokratische und finanzielle Dinge geregelt werden. Immerhin: Die Neustarterin bekommt keinerlei Förderung, da die Region laut Kassenärztlicher Vereinigung kinderärztlich gut versorgt sei. Auf große Veränderungen müssten sich die Mütter und Väter überdies nicht einstellen. Abgesehen davon, dass es künftig drei statt zwei Sprechzimmer geben solle, werde auch sie Diagnostik mit Ultraschall anbieten. Darüber hinaus Lungenfunktionsuntersuchungen und zur besseren Einschätzung von Herz-Kreislauferkrankungen auch Elektrokardiogramm (EKG).

Neben derlei technischen Voraussetzungen kann die Kinderärztin natürlich auch mit ihrer jahrelangen Klinikerfahrung punkten. Während Janine Siebert gegenwärtig auf der Intensivstation tätig sei, arbeitete sie auch im Sozialpädriatrischen Zentrum und der Infektiologie. „Während meines Studiums habe ich die verschiedenen Stationen durchlaufen. Aber meine Hinwendung zur Kinderheilkunde war einfach am intensivsten“, so die 2008 promovierte Medizinerin.

Der oft so ernste berufliche Alltag werde durch die kleinen Patienten mit viel Resonanz und Dankbarkeit erfüllt. Gerade jetzt im Krankenhaus, in welchem sie nicht nur bei freudvollen Geburten dabei sei, sondern auch mit Tumoren oder Leukämien konfrontiert werde. „An diese Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen kann man sich nie gewöhnen! Das sind die bitteren Momente“, bekennt Siebert. Das der tägliche Umgang damit auch einer der Gründe für ihren Schritt in die Selbstständigkeit ist, will die Mutter zweier Töchter gar nicht abstreiten. Bevor sich die Türen zu ihrer Praxis auf der Weber-Allee indes öffnen, wird es nun noch etwas dauern. „Aber ich freue mich schon jetzt sehr auf die Großenhainer!“