Merken

Das ist der Hammer

Bosch in Sebnitz präsentiert Neues, holt eine Produktionslinie aus Russland zurück – und ringt um höhere Produktivität.

Teilen
Folgen
NEU!
© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Vor einem Jahr gab sich Ralph Beetz noch geheimnisvoll und wollte mit Blick auf die Konkurrenz nicht zu viel über das jüngste Modell aus seiner Produktion verraten. Damals liefen gerade die Praxistests für den neuen Bohrhammer und die Montagelinie befand sich mitten im Aufbau. Jetzt kann der Leiter des Sebnitzer Bosch-Werks das viereinhalb Kilo schwere Gerät stolz präsentieren. Der GBH 36 ist der größte Akkuhammer, der im Sebnitzer Elektrowerkzeuge-Betrieb gefertigt wird. Vom Sebnitztal aus wird er in die ganze Welt exportiert.

Die Produktion für den neuen Bohrhammer ist bereits Anfang des Jahres angelaufen, der Verkauf beginnt dann immer einige Wochen zeitversetzt. Die Lieferkette muss erst aufgefüllt werden, erklärt Beetz. Da heißt: Die Vertriebspartner und Händler bestücken zuerst ihre Lager, bevor der offizielle Startschuss für den Verkauf fällt. Es müssen überall genug Exemplare vorrätig sein, wenn die Kunden nach dem neuen Modell fragen.

Der Neue kann bohren, meißeln und schlagbohren wie sein Vorgänger, verfügt aber über mehr Leistung und eine längere Lebensdauer. Laut Unternehmensangaben soll die akkubetriebene Maschine sogar schneller bohren als vergleichbare Geräte mit Netzanschluss. Neu ist beispielsweise eine integrierte LED-Lampe. Sie strahlt genau vor die Spitze des eingesetzten Meißels oder Bohrers. Der Handwerker sieht also auch in dunklen Ecken genau, wo er den Bohrer ansetzt. Eine weitere Verbesserung ist die Anlaufautomatik: Auf Wunsch dreht das Bohrwerk auch bei voll durchgezogenem Schalter langsam an und fährt allmählich hoch. Das soll besonders beim Bohren von Fliesen helfen. Die Gefahr, dass sie reißen, wird dadurch gesenkt. Der Bohrhammer sei das ideale Allroundgerät für den Innenausbau, sagt Beetz. „Den kann man für alles gebrauchen, wie ein Schweizer Taschenmesser.“ Besonders Fliesenleger, Heizungsinstallateure oder Elektriker wüssten das zu schätzen.

Diese Woche läuft im Sebnitztal eine weitere neue Produktion an. Das Gerät ist altbekannt. Es handelt sich um einen kleineren Bohrhammer, dessen Produktion vor fünf Jahren hier in Sebnitz gestartet ist, dann aber nach Russland verlagert wurde. Jetzt wird er wieder hier gefertigt. Es gehöre zur Philosophie von Bosch, möglichst vor Ort für den jeweiligen Markt zu produzieren, erklärt Standortleiter Beetz. Das heißt, die in Russland verkauften Bohrhämmer werden in Russland hergestellt, die für Westeuropa in Deutschland. Damit das funktioniert, muss der Sebnitzer Betrieb konkurrenzfähig bleiben mit seinen Schwesterwerken in Russland und Asien. Dort sind die Lohnkosten geringer. Sebnitz muss also produktiver sein. Das gelingt durch einen höheren Automatisierungsgrad und vor allem durch das Know-how der Mitarbeiter. Das sei die Kernkompetenz, erklärt Beetz. Besonders die Nachwuchsgewinnung habe deshalb einen hohen Stellenwert. Erst kürzlich wurde ein Sebnitzer Bosch-Azubi als Branchenbester in ganz Sachsen ausgezeichnet.

Drei Millionen Euro hat Bosch im vergangenen Jahr in die Technik und den Erhalt des Sebnitzer Werks investiert. Das soll auch in Zukunft so weitergehen. Die gefertigten Stückzahlen liegen relativ konstant bei rund 2,4 Millionen Elektrowerkzeugen pro Jahr. Rund 450 Mitarbeiter arbeiten in dem Betrieb. Der Sebnitzer Standort begeht im Herbst übrigens ein rundes Jubiläum. Am 1. Oktober 1990 wurde die Robert Bosch Elektrowerkzeuge GmbH gegründet, also vor 25 Jahren. Das soll mit einer Festveranstaltung sowie einem Familientag für Mitarbeiter gefeiert werden.

Die Tradition der Elektrowerkzeug-Herstellung in Sebnitz reicht freilich noch viel weiter zurück. Bereits Ende der 1940er-Jahre wurden hier Bohrmaschinen gebaut.