SZ +
Merken

Das Handwerk wird weiblicher

Es gibt noch immer deutlich mehr Meister als Meisterinnen im Landkreis Görlitz. Doch die Frauen holen auf.

Teilen
Folgen
NEU!
© André Schulze

Von Sabine Ohlenbusch und Alexander Kempf

Als im November in Dresden Meisterbriefe an den Nachwuchs aus dem Landkreis Görlitz übergeben worden sind, da waren die Frauen einmal mehr in der Unterzahl. Nur vier Damen erhielten den begehrten Abschluss. Zugleich nahmen 24 Männer ihren Meisterbrief in Empfang. Das entspricht einer Quote von weniger als 15 Prozent.

Doch für Pressesprecherin Carolin Schneider von der Handwerkskammer Dresden zeichnen diese Zahlen ein verzerrtes Bild. „Dies liegt zum einen daran, dass in unserem Kammerbezirk nicht in allen Gewerken Meisterkurse stattfinden und dass es zum anderen nicht in allen Meisterkursen, die hier angeboten werden, eine Abschlussklasse 2016 gab.“

Viel aussagekräftiger sei der Anteil von Unternehmerinnen. Aktuell gibt es im Kammerbezirk Dresden 4 337 Handwerksbetriebe mit Frauen als Inhaberin, Gesellschafterin oder eingetragener Geschäftsführerin. Der Unternehmerinnenanteil liegt somit bei 20 Prozent. „Vor fünf Jahren lag die Quote noch bei zwölf Prozent“, so Prrssesprecherin Carolin Schneider. Der Trend geht also nach oben.

Interessanterweise haben die Frauen im Landkreis Görlitz aber nicht so schnell aufgeholt. Unter den insgesamt 4 403 Firmen gibt es nur 703 Betriebe mit Frauen als Inhaberin, Gesellschafterin oder Geschäftsführerin. Das entspricht einem Frauenanteil von 16 Prozent. Fünf Jahre zuvor lag die Quote noch bei elf Prozent.

Auch bei den Ausbildungsverträgen liegt der Landkreis Görlitz unter dem Durchschnitt des Kammerbezirkes, der neben der Landeshauptstadt Dresden auch noch die Landkreise Bautzen, Görlitz, Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge umfasst. Insgesamt sind 27 Prozent der Auszubildenden weiblich, an der Neiße sind es aber nur 20 Prozent.

Um mehr Meisterinnen im Handwerk zu haben, setzt die Handwerkskammer Dresden bei ihrem Marketing schon seit Jahren darauf, gezielt zu zeigen, dass das Handwerk auch für Frauen interessante Ausbildungsberufe bereithält, erklärt Carolin Schneider. So sei die aktuelle Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks für den Beruf Metallbauer eine junge Frau aus dem Landkreis Bautzen.

Im Friseursalon von Ute Frischke in Rietschen sind am Donnerstag die Rollen noch ganz klassisch verteilt. Sie selbst ist seit 1999 Friseurmeisterin. Andreas Kürschner, der bei ihr Platz genommen hat, ist Industriemeister Metall. In seinem Meisterjahrgang gab es bei 25 Teilnehmern einst nur eine Frau. In ihrem Meisterjahrgang war unter den zehn Teilnehmern nur ein Mann.

Dass es für Frauen schwieriger ist, einen Meister zu machen, das glauben Ute Frischke und Andreas Kürschner nicht. „Wer Familie und Beruf sowieso unter einen Hut bringen kann, der schafft den Meister auch noch“, sagt sie. Sie selbst hat sich damals für einen dreimonatigen Direktkurs entschieden. An zwei Tagen in der Woche zur Meisterschule zu gehen, das wäre für die Familie deutlich schwieriger geworden.

Auch die Handwerkskammer Dresden will mit besseren Bedingungen nicht nur Frauen den Weg zum Meisterbrief erleichtern. Darum habe man sich etwa stark für die Novellierung des Meister-Bafögs eingesetzt, erklärt Pressesprecherin Carolin Schneider. Im August 2016 seien schließlich die Unterhaltsbeiträge erhöht worden.

Von einem höheren Kinderbetreuungszuschlag profitieren zum Beispiel Alleinerziehende. „Dadurch wird eine bessere Vereinbarkeit von Fortbildung, Beruf und Familie erreicht. Gerade Frauen sollen davon profitieren – mit dem Ziel, dass sich mehr Frauen für eine Aufstiegsfortbildung entscheiden“, so Carolin Schneider. Aber auch Wettbewerbe wie der Sächsische Gründerinnenpreis sollen den Frauenanteil im Handwerk erhöhen.