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Das Hackerbräu-Haus in Löbau verfällt weiter

Das Gebäude am Wettiner Platz ist vor 150 Jahren gebaut worden. Attraktiv ist es zum Jubiläum aber nicht.

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© Rafael Sampedro

Von Romy Kühr

Löbau. Der Wettiner Platz ist zum Jahresanfang schon Gesprächsthema gewesen in Löbau. Denn die Stadt hatte überraschend die großen, alten Bäume fällen lassen, die den Platz säumten. Nötig war das für die geplanten Bauarbeiten am Platz, begründete OB Dietmar Buchholz (parteilos). Der Brunnen und das Arreal darum sollen saniert werden. Nun haben Anwohner eine weitere Problemstelle am Platz ausgemacht: Ob denn der holprige Gehweg am alten Gasthaus „Hackerbräu“ am Wettiner Platz im Zuge der Bauarbeiten mitsaniert würde, wollte eine Anwohnerin jetzt im Stadtrat wissen. Buchholz‘ Antwort: „Nein, das ist jetzt bei der Baumaßnahme noch nicht mit eingeplant.“ Mit Blick auf den Zustand vor dem Gebäude wies er aber darauf hin, dass auch der Eigentümer verpflichtet sei, Ordnung zu halten. So müsse er wucherndes Unkraut entfernen. Auch seien bei dem Hackerbräu-Haus, das an der Ecke von Blumenstraße und Jahnstraße steht, Scheiben eingeschlagen und das Gebäude insgesamt kein schöner Anblick. Der Eigentümer aber lebe in den alten Bundesländern und kümmere sich nicht darum, so OB Buchholz.

Das Hackerbräu-Haus, dessen Zustand jetzt bemängelt wurde, begeht in diesem Jahr übrigens einen runden Geburtstag. Es ist 1867, also vor 150 Jahren, gebaut worden. Bauherr war damals der Bauunternehmer Jähne aus Löbau. Er errichtete das Gebäude als Wohnhaus und bot es dem Militär in Löbau an. Eine Zeit lang wurde es auch vom Militär genutzt und war somit das erste Kasernengebäude in Löbau. Das geht aus alten Zeitungsartikeln hervor, die das Löbauer Stadtarchiv aufbewahrt. Einigen Einwohnern benutzen sogar noch den Begriff „alte Kaserne“ für das Eckgebäude. Eine richtige Kaserne wurde erst im Jahr 1912 in Löbau errichtet. Daraus ging dann die spätere Offiziershochschule hervor.

Besitzer Jähne hatte sogar noch weitergehende Pläne mit dem Wettiner Platz vor seinem Gebäude, der zur damaligen Zeit Kaiserplatz hieß. Er wollte Markthallen errichten, damit Ankommende am Bahnhof auf dem Weg in die Innenstadt einkaufen konnten. Diesen Plänen machte aber die Stadt einen Strich durch die Rechnung, denn sie hatte mit dem Platz anderes vor. Wie Stadtarchivar Jürgen Görner aus alten Unterlagen weiß, sollte der Platz bepflanzt werden. „Vielleicht stammten sogar einige der jetzt gefällten Bäume noch aus dieser Zeit“, so der Archivleiter.