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Das große Zappeln

Der Startschuss für das Abfischen ist gefallen. Die Karpfen haben sich gut entwickelt. Trotzdem gab es eine Überraschung.

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© Norbert Millauer

Von Sven Görner

Moritzburg/Radeburg. Die Spiegelkarpfen, die zappelnd und Wasser um sich spritzend in den Behälter der Waage rutschen, machen ihrem Namen alle Ehre. Sie glitzern in der Sonne, die sich durch den Nebel über dem Niederen Großteich gekämpft hat. Die Männer der Teichwirtschaft Moritzburg GmbH, die nach dem ersten Fischzug aus dem Wasser gestiegen sind, können sich so ein bisschen aufwärmen. Denn trotz der Sonne ist die Luft schon herbstlich frisch. Und das Wasser auch – sehr zur Freude von Geschäftsführer Henry Lindner.

Vor einem Jahr war das ganz anders. „Da lag die Wassertemperatur noch bei 20 Grad Celsius“, erinnert sich der Teichwirt. „Und in der Sonne waren es sogar heiße 30 Grad.“ Keine guten Bedingungen zum Abfischen. „Um keine Verluste zu riskieren, konnten wir das Wasser im Teich nicht komplett ablassen und mussten einen Teil der Fische drin lassen“, sagt Henry Lindner. Diesmal ist das Wasser gut sieben Grad kälter und so steht einem kompletten Entleeren des Niederen Großteiches nichts im Weg.

Das Gewässer gleich oberhalb der Hälterbecken der Teichwirtschaft in Bärnsdorf ist jedes Jahr der erste große von insgesamt 24 bewirtschafteten Teichen, der abgefischt wird. Da die sogenannten Himmelsteiche durch ein ausgeklügeltes System miteinander verbunden sind, ist die Reichenfolge der Fischzüge vorgegeben. So kann das Wasser aus dem einen beim Ablassen wieder in den schon geleerten fließen. Das Nass des Niederen Großteichs verschwindet allerdings in der Promnitz.

Für Henry Lindner ist das Abfischen des Niederen Großteiches aber auch immer wieder ein spannender Moment in der Saison: „Mit dem Fisch-Ertrag aus diesem Teich lässt sich dann in etwa einschätzen, welche Menge wir insgesamt in diesem Jahr aus den Teichen holen werden.“ Beim Niederen Großteich hofft der Geschäftsführer der Teichwirtschaft nach den ersten Keschern mit Fisch, die aus dem Wasser gehievt werden, auf eine Ernte von rund 30 Tonnen. „Wir haben hier im Frühjahr 16 500 Satzkarpfen mit einem Gewicht von rund je 380 Gramm eingesetzt.“

So wie es aussieht, sind diese gut gewachsen. Im Durchschnitt bringen sie jetzt 1,5 bis 2 Kilogramm auf die Waage. Die spannende Frage ist aber, wie viele Fische im Frühjahr den gefräßigen Kormoranen zum Opfer gefallen sind. Zwischen 20 und 40 Stück der großen schwarzen Vögel haben sich das Jahr über an den Teichen aufgehalten. „Jetzt sind es um die 80, die von Teich zu Teich wechseln.“ Im Sommer seien zwei Leute täglich fast drei Stunden unterwegs gewesen, um die Vögel durch sogenannte Vergrämungsabschüsse in Bewegung zu halten und so daran zu hindern, gar zu großen Schaden anzurichten. „Jetzt, wenn abgefischt wird, ist dafür keine Zeit. Da kommen wir höchstens ein-, zweimal die Woche dazu“, sagt Henry Lindner, der auch selbst einen Jagdschein hat.

Für die ausgewachsenen Karpfen stellen die schwarzen Räuber keine direkte Gefahr da. Denn als Beute sind sie einfach zu groß. „Aber wenn der Kormoran auf dem Wasser landet, schwimmen sie trotzdem davon, um im Uferbereich Schutz zu suchen. Das haben sie so abgespeichert.“ Das kostet die Fische zusätzliche Energie und damit letztlich auch Gewicht. Und dann sind da ja auch noch die Satzfische. Den Großteil kauft die Teichwirtschaft Moritzburg zwar jedes Jahr ein, doch weil meist nicht so viel zu haben sind, wie Henry Lindner gern in die Teiche bringen würde, werden in vier Teichen auch selbst kleine Karpfen herangezogen. „Mit 100 bis 500 Gramm passen diese genau auf den Speiseplan der Kormorane.“

Und es gibt noch jemanden, der sich in den Teichen bedient: der Fischotter. Wie viele davon genau in den Teichen um Moritzburg und Radeburg leben, wisse niemand genau. Der Geschäftsführer vermutet aber, dass es deutlich mehr sind, als die Naturschützer annehmen. Der Verlust durch Schwarzangler falle dagegen kaum noch ins Gewicht. „Das sind deutlich weniger geworden.“

Insgesamt war es bisher ein eher ruhiges Jahr für die Moritzburger Teichwirte. „Im Frühjahr waren die Teiche gut gefüllt, nur die Satzfische waren wieder ein bisschen knapp“, sagt der Geschäftsführer. „Ich hätte gern noch 8 000 bis 9 000 Stück mehr eingesetzt.“ Und auch der Sommer war mit Wassertemperaturen um die 23 Grad optimal für die Fische. „So konnten sie gut wachsen.“ Eine brenzlige Situation habe es nur einmal am Oberen Waldteich gegeben. „Zwei Tage war dort der Sauerstoff knapp. Am Ende hat sich der Teich aber wieder gefangen, ohne das wir ihn zusätzlich belüften mussten.“ Und im Großteich gab es nach dem Absterben der Algen noch einmal ungewöhnlich viele Wasserflöhe. „Das hat einen sehr guten Energieschub für die Fische gebracht“, freut sich Henry Lindner. Das Angebot an natürlichem Futter war so groß, dass statt drei Tonnen Getreide nur noch 650 Kilogramm in der Woche gefüttert werden mussten.

Als der Niedere Großteich gestern nach zwei Tagen Abfischen leer ist, fällt die Ernte am Ende doch etwas geringer aus, als erwartet. „Es sind nur 25 Tonnen geworden“, sagt Henry Lindner. Da die rausgeholten Fische gut gewachsen sind, fehlen unterm Strich also etwa 2 500 Tiere.“ Dennoch hoffte der Geschäftsführer, dass am Ende ein Ertrag von 160 bis 170 Tonnen zusammenkommt. Im Vorjahr waren es nur 140 Tonnen gewesen.

Der Hofladen in Bärnsdorf ist freitags von 10 bis 17 Uhr und sonnabends von 9 bis 12 Uhr geöffnet.