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Das große Summen

Bisher ist die Faulbrut im Kreis Bautzen kein Thema. Auch Franz Simmangs Bienen sind gesund. Angst haben Imker dennoch.

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© Matthias Schumann

Von Manuela Paul

Mit wachsamem Blick öffnet Franz Simmang eine große braune Styropor-Kiste – eine sogenannte Magazinbeute – in der eines seiner vielen Bienenvölker lebt. Darunter krabbelt es emsig. Genauso wie in seinem Bienenhaus. Er entnimmt eine Wabe und prüft sie sorgfältig. Derzeit schaut der Elstraer Imker lieber öfter mal nach seinen summenden Haustieren. „Meine Völker waren zum Glück noch nie von der Faulbrut betroffen.“ Davon blieben seine Bienenstöcke bisher immer verschont. „Und ich hoffe, dass das so bleibt.“

Die gefürchtete Amerikanische Faulbrut – eine äußerst gefährliche und hochansteckende bakterielle Infektion, wütet derzeit in der Landeshauptstadt Dresden. Dort gibt es bereits mehrere Sperrbezirke wegen der Bienenseuche. Wie es der Name schon verrät, befällt sie die Brut. „Die Bienen verdeckeln die Brut“, erzählt der Imker. Bei einem gesunden Volk seien die winzigen Deckelchen über dem heranwachsenden Nachwuchs in den Waben leicht nach oben gewölbt. Bei infizierten Völkern fallen die Deckel nach unten und bekommen Löcher, weiß der Bienenexperte zu berichten. Klarheit könne in so einem Fall die Streichholzprobe bringen. „Man sticht mit einem angespitzten Streichholz hinein. Ist die Krankheit ausgebrochen, zieht es Fäden und es stinkt. Denn dann fault die Brut.“

Veterinäramt kontrolliert intensiv

Der Landkreis Bautzen ist bisher von der, gern auch Bienenpest genannten, anzeigepflichtigen Krankheit verschont. „Bislang gab es noch keinen Ausbruchsfall“, so Landkreissprecher Gernot Schweitzer. Das Veterinäramt kontrolliere derzeit trotzdem sehr intensiv. Auch bei Franz Simmang stand vor drei Tagen eine Tierärztin vor der Tür, um Honigproben zum Faulbruttest zu nehmen. Der Elstraer findet das völlig in Ordnung. Denn natürlich haben die Imker Angst, dass sich die Seuche weiter ausbreitet und auch ihre Völker erreicht. Auch im Landkreis Meißen gebe es ja inzwischen einen Fall.

Einen Grund dafür, dass die Seuche so grassiert, sieht Franz Simmang darin, dass heutzutage quasi jeder mit Bienenzucht starten könne, ohne Grundwissen nachzuweisen. Gerade in Studentenkreisen gelte es momentan als hipp und angesagt, sich ein, zwei Völker auf dem Balkon oder der Dachterrasse zu halten. Ganz nach dem Motto: Hier sind meine Bienen und das ist mein eigener Honig. „Man hat den Eindruck, das gehört zum guten Ton.“ Dank der kompakten Magazinbeuten brauchen Imker inzwischen kein Bienenhaus mehr und können die Insekten mit relativ wenig Aufwand halten, weiß der Elstraer.

Oft fehlt das Grundwissen

Allerdings herrsche oft unfassbare Unkenntnis. Wenn man zum Beispiel ein Volk in einen anderen Landkreis umsetzen oder verkaufen will, muss man das beim Landratsamt anmelden. Dann werde es vorher auf Krankheiten untersucht. Doch das sei bei Hobby-Imkern, die weder organisiert sind, noch Kontakt zu anderen haben oft nicht bekannt. Und auch das Grundwissen auf dem Gebiet der Bienenhygiene sei von enormer Wichtigkeit, aber leider eben nicht immer im Fokus. Denn ist ein Bienenvolk einmal befallen, infiziert es alle im Umkreis. Denn Insekten stecken sich gegenseitig an.

„Bei einer Dichte wie in Dresden ist das dann fast unbeherrschbar“, weiß Franz Simmang, der nicht nur selbst Imker ist, sondern in seinem Hofladen auch Imkerbedarf vertreibt – von Rähmchen über Mittelwände bis zu Wachs und Bienenfutter. Auch seine Erfahrungen gibt der Bienenzüchter gern weiter. Überhaupt sei Erfahrungsaustausch unverzichtbar. „Junge Leute besorgen sich gern alles übers Internet. Die älteren Herrschaften nicht. Die kommen hierher. Denn sie reden gern über Bienen.“ Da stünden auch Fremde mitunter stundenlang im oder vor dem Laden und erzählen. Seit neun Jahren kommen Züchterkollegen in Franz Simmangs Hofladen. Inzwischen musste der Elstraer sogar noch eine kleine Lagerhalle aufstellen, weil der Platz nicht mehr reichte. Die Bienen sind für ihn ganz wichtige Tiere. Manche sehen nur den Honig, der sei aber nur ein schmackhafter Nebeneffekt der Imkerei. „Der landwirtschaftliche Nutzen ist weitaus größer.“ Eigentlich unbezahlbar