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Das große Chaos bleibt in Görlitz aus

Das große Chaos bleibt in Görlitz aus

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© nikolaischmidt.de

Von Ingo Kramer

Am frühen Montagmorgen war noch alles wie immer. „Da bin ich ganz normal durch die Reichenbacher Straße gefahren“, sagt Thomas Kalus. Der Diakonie-Mitarbeiter ist viel mit dem Auto unterwegs. Und schon am Vormittag erlebt er ein ganz anderes Bild: Vollsperrung. „Nun bin ich einen Schleichweg über ein paar kleine Nebenstraßen gefahren“, sagt er. Gestaut habe sich dort nichts. So ist Kalus fast so schnell zum Ziel gelangt wie sonst auch.

Bei der Straßenverkehrsbehörde sind Schleichwege über Nebenstraßen weniger beliebt. „Wir haben zwei offizielle Umleitungen ausgeschildert“, sagt Mitarbeiterin Diana Babick. Die eine verläuft über die Wiesbadener Straße und die B 6, also die Umgehungsstraße. Die andere führt über Reichert-, Biesnitzer-, Promenaden-, Friesen-, Karl-Eichler-, Kopernikus- und Friedrich-Naumann-Straße zum Ziel. Diana Babick hat sich am Vormittag beide Strecken angesehen. „Sie funktionieren zum Großteil ganz gut“, sagt sie. Ein paar Mängel gebe es aber. Hier und da fehlt noch ein Schild, das die beauftragte Firma schnellstmöglich nachrüsten soll. Und die Ampel an der Kreuzung Reichenbacher-/Karl-Eichler-Straße läuft noch: „Die soll spätestens am Dienstag aus sein“, sagt Diana Babick.

Tatsächlich bleibt das große Chaos am Montag aus. Einzig in der Friesenstraße staut es sich schon am Vormittag mächtig: Wer aus Rauschwalde kommt und auf die Promenadenstraße abbiegen will, braucht Geduld. „Früh am acht ging es noch“, sagt Corinna Urban, Inhaberin des Frisurenstudios Biesnitz in der Friesenstraße 3. „Seit 9.30 Uhr aber haben wir hier Dauerstau“, sagt sie. Und zum Nachmittag werde es mit Sicherheit noch schlimmer: „Um 16 Uhr staut es sich hier auch an ganz normalen Tagen.“ Diana Babick hat das Problem ebenfalls bemerkt: „Dagegen können wir wenig unternehmen.“ Sie hoffe jedoch, dass es in den nächsten Tagen ein bisschen nachlässt. Das könnte funktionieren, wenn die Autofahrer, die nicht unbedingt diese Route nehmen müssen, zum Beispiel auf die Umgehungsstraße B 6 ausweichen.

Die Baustelle soll nur drei Wochen dauern, bis 4. August. Es ist nur eine Decklagenerneuerung, kein grundhafter Ausbau. „Aber ist das wirklich nötig?“, fragt ein Mann, der am Montagvormittag bei der Fleischerei Jakob im Rauschwalder Lidl- und dm-Gewerbegebiet sitzt. „So schlecht war die Straße doch gar nicht“, sagt er. Heute ist er zu Fuß zur Fleischerei gekommen. So hatte er kein Problem mit dem Verkehr. Kamila Bulak, die hier den Mittagstisch vorbereitet, ging es anders: „Ich habe eine halbe Stunde länger zur Arbeit gebraucht als sonst.“ Vor allem lag das daran, dass sie nicht wusste, wie sie aus Richtung Innenstadt kommend fahren muss: „Ich habe dann meinen Mann angerufen, um mir den Weg beschreiben zu lassen.“

Martina Hundt, Inhaberin des Floristik-Fachgeschäftes „Blütenträume“ gleich nebenan, ist aus der anderen Richtung zur Arbeit gefahren, aus Schlauroth: „Das war gegen sieben Uhr, ich bin gut durchgekommen“, sagt sie. Sie hat nicht weniger Kundschaft als sonst, bisher jedenfalls. Die Umleitung scheint also zu funktionieren. Das bestätigt auch Ingrid Schubert, die mit ihrem Mann aus Gersdorf in das kleine Gewerbegebiet gekommen ist. „In Markersdorf ist alles gesperrt, das ist viel schlimmer“, sagt sie. Die Baustelle Reichenbacher Straße habe sie nicht so sehr gestört. Siegfried Peikert hingegen ist aus der Innenstadt zum Einkaufen hierher gekommen. „Ich hatte in der Zeitung von der Baustelle gelesen“, sagt er. Vor Ort war er dann aber trotzdem erschrocken: „Ich hatte nicht mehr dran gedacht.“ Letztlich hat er den Weg über Promenaden- und Friesenstraße gewählt – und ist gut durchgekommen.

Diana Babick freut sich, dass es insgesamt ganz gut funktioniert. „Wir haben die Baustelle ja extra in die Sommerferien gelegt, weil dann ein bisschen weniger Verkehr ist“, sagt sie. Insgesamt seien diese drei Wochen aber sicher die Schwierigsten des ganzen Jahres für die Autofahrer – zumal es ja nicht die einzige Baustelle ist.