Merken

Das große Bechern in Görlitz

Bier, Wein und Wasser fließen beim Altstadtfest in Strömen – in Einwegbecher oder Gläser. Mehrweg sei nicht machbar.

Teilen
Folgen
NEU!
© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Es geht in die Tausende. So ganz genau kann und will Gerd Weise nicht sagen, wie viele Plastebecher da in den Kisten sind, die noch in den Räumen des Städtischen Kulturservice auf ihren Einsatz warten. Es sind die Becher fürs Altstadtfest. Wenn das am Wochenende über die Bühne geht, ist schließlich auch mit Tausenden durstigen Besuchern zu rechnen – vor allem, wenn die Wetterfrösche recht behalten und es ein heißes Wochenende wird.

Bier, Wasser, Saft, Wein, Fassbrause, Cola, und was es noch so an Durstlöschern gibt kann der Altstadtfest-Gast entweder aus einem Pfandbecher oder einem Glas trinken. An ausgewählten Ständen gibt’s noch die Luxusvariante: Tonkrüge. Mittelalterlichen Met trinkt man nun mal nicht aus einem lapidaren Plastebecher. Auch wenn der eigens fürs Stadtfest hergestellt wurde und auch einen entsprechenden Aufdruck hat.

Mehrwegbecher wie beim Kneipenfest im April wird es in Görlitz an diesem Wochenende nicht geben. Zu aufwendig und unrentabel, urteilt Gerd Weise vom Kulturservice, der seit vielen Jahren einer der Hauptorganisatoren des Altstadtfestes ist. Genauso lange mache man sich auch schon Gedanken über das perfekte Becher-Konzept. Gefunden wurde es bislang nicht. Jedenfalls nicht, was Mehrwegbecher angeht. Allerdings ist der Kulturservice mit der aktuellen Variante ganz zufrieden. Erst recht seit vor vier Jahren das Pfandsystem auch für die Plastebecher eingeführt wurde. Zwar werden sie nach Rückgabe nicht wiederverwendet, aber der Gast bekommt Geld zurück und lässt den Becher nicht einfach irgendwo achtlos fallen. „Die Stadt ist damit sauberer und auch die Hygiene ist in Ordnung.“

Würde man wiederverwendbare Becher verwenden – wie etwa beim Kneipenfest – wäre ungeheurer Aufwand vonnöten, um die Hygiene zu gewährleisten, gibt Weise zu bedenken.

Warum aber hat es dann beim Kneipenfest funktioniert? Das wurde von der Görlitzer Firma Incaming Media organisiert. Chef Andreas Ch. de Morales Roque hatte veranlasst, dass die eigens für die Kneipennacht hergestellten Mehrwegbecher aus Hartplaste direkt vor Ort gereinigt werden – mit einem Gerät, das bei 60 Grad Celsius spülen kann und für alle mobilen Gastro-Stände einsetzbar ist. Damit entfalle ein Transport zur Reinigung nach Dresden, wo man diese Becher auch reinigen lassen kann. Hygiene-Experten hatten grünes Licht gegeben, Morales Roque seinen Weg als umweltfreundlich bezeichnet.

Beim Kulturservice mag man diesen Weg trotzdem nicht gehen. Von umweltfreundlich könne keine Rede sein, sagt Gerd Weise, da Plaste nicht selbsttrocknend sei, sondern geföhnt und von Hand abgetrocknet werden müsse. Dazu habe das Personal überhaupt keine Zeit, wenn am Bierwagen eine Schlange steht. Werde der Plastebecher aber nicht getrocknet, sondern einfach so wieder aufgestapelt, könnten sich Wasserkeime mehrere Stunden fröhlich entwickeln.

Bei Festen wie der Kneipennacht sei das vielleicht machbar. Und auch beim Stadtfest in Dresden gibt es die Mehrwegbecher, ebenso in Bautzen. Hier sind aber überall Spülstrecken. Für Görlitz sei das aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht die Lösung. „Hier machen das eher die Gastwirte, jeder spült für sich.“ Und dort bekommt der Altstadtfest-Besucher auch sein Bierglas, wenn er möchte. Beim Flübo auf dem Untermarkt sei das so, auch an der Hauptbühne. „Das Glas ist eher was zum Verweilen, der Plastebecher für diejenigen, die weiterlaufen wollen“, so Gerd Weise. An einigen Ständen gibt’s sogar beides.

Viel liegen bleibe nicht – weder nicht zurückgegebene Becher noch zu Bruch gegangene Glaskrüge. Das wäre auf einem Festgelände, das größtenteils gepflastert ist, auch denkbar ungünstig, weil es von Hand weggeräumt werden müsste. Und so viel Zeit bleibt zum Reinigen nicht. Morgens um 7 Uhr geht die beauftragte Firma durchs Festgelände, nur kurze Zeit später startet der Festbetrieb schon wieder – oder muss die Stadt am Montag wieder für den Alltag hergerichtet sein. „Die meisten Besucher geben sich Mühe, trotzdem wäre noch ein kleines bisschen mehr Ordnung schön“, sagt Weise. Vielleicht wird es irgendwann auch beim Essen mal was mit Pfand geben, kündigt er an.