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Das grimmige Märchen vom Froschkönig ist ihr Bestseller

Carla Schwiegk aus Kurort Hartha bietet auf der Buchmesse in Leipzig ganz besondere Bücher an. Jedes ist ein Unikat – mit eigenen Texten und selbst gebunden.

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© Thomas Morgenroth

Von Thomas Morgenroth

Kurort Hartha. Mäh, sagte das Schaf. Da nahm die Königstochter die Sense und mähte das Gras sieben Tage und sieben Nächte lang, und fand am achten ihre goldene Kugel wieder. Und das Schaf verwandelte sich in einen … Tja, das Ende der Geschichte verraten wir hier nicht, es ist jedenfalls anders als das der Brüder Grimm. Carla Schwiegk, Mutter von drei Kindern, hat ihre Version des „Froschkönigs“ aufgeschrieben.

Es ist eines ihrer „Grimmigen Hausmärchen“ und ihr Bestseller. Das handliche Büchlein, von der Autorin aus Kurort Hartha selbst mit allerliebsten Aquarellen illustriert, hatte Carla Schwiegk einst verschiedenen Verlagen angeboten. „Keiner wollte es, sie wüssten nicht, an welcher Stelle sie lachen sollten“, erinnert sie sich. Zum Glück sind ihre Leser nicht so humorlos, die amüsieren sich köstlich über die mähende Prinzessin und ihr rettendes Schaf.

Sie erwerben außerdem ein Unikat: Gedruckt und gebunden von Carla Schwiegk selbst, die für die Buchdeckel besondere Marmorpapiere aus eigener Herstellung verwendet. Jedes sieht anders aus, das ist eines der Markenzeichen der aus Cottbus stammenden Buchbinderin, die ab 1988 bei Anett Großmann in Pirna ihr Handwerk lernte. Mit der Wende musste sich Carla Schwiegk zunächst beruflich neu orientieren. Vor zwei Jahren endlich eröffnete sie in Tharandt ihre eigene Werkstatt, die Carla Schwiegk „Bucherei“ nennt, weil sie keine Massenware produzieren will.

Das machte erst jüngst den Tharandter Christoph Richter glücklich. Anlässlich des 800. Jahrestages der Ersterwähnung der Stadt hatte er das um 1809 erschienene Buch „Tarants schöne Natur in geselligen Liedern“ von Christian Friedrich Traugott Voigt um Fotografien ergänzt und als Reprint herausgebracht. Eine kleine Auflage ließ Richter bei Carla Schwiegk binden, die eigens dafür Papiere marmorierte, mit Grüntönen, passend zur Forststadt.

Verkauf zugunsten der Bergkirche Tharand

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Dieses Buch, das, wie einst das Original, zugunsten der Bergkirche in Tharandt verkauft wird, können Besucher auf der Buchmesse in Leipzig nicht finden. Wohl aber Carla Schwiegks eigene Bücher, die sie dort ab nächsten Donnerstag präsentieren und verkaufen will. Elf sind es inzwischen. Ihr wichtigstes heißt „Jahr“, es erschien 2014 und enthält eine Auswahl ihrer Gedichte, mit 32 Zeichnungen ihres Lebenspartners Matthias Jackisch. Der mittlerweile vergriffenen Erstauflage mit Fadenheftung und Holzrücken folgt nun eine zweite in etwas einfacherer Ausstattung, an der Carla Schwiegk in diesen Tagen arbeitet.

„Ich bin gerade ziemlich ausverkauft“, freut sich die 44-Jährige. Ihre besonderen Bücher finden zunehmend Beachtung und Liebhaber. Ein einzelnes Gedicht als Leporello zwischen Baumrinde gebunden gibt es nur bei ihr. Oder ein Buch in Ei-Form, das „Dat Ei“ heißt und die Evolution des Osterhasen behandelt. Carla Schwiegk bindet aber auch leere Seiten zu Notizbüchern, in jeder Größe bis hin zum Minibuch. Wer will, kann sich selbst darin versuchen: Auf Märkten, wie jetzt in Leipzig, bietet sie einen Selbstbausatz an.

Auf der Messe ist Carla Schwiegk zudem mit ihrer Lyrik an anderer Stelle vertreten, beim Pop-Verlag Ludwigsburg. In seiner im Januar erschienenen Zeitschrift „Matrix“ mit dem Themenschwerpunkt „Das andere Dresden“, sind sieben Gedichte der Tharandterin enthalten. Sie befasst sich dort mit Toleranz, Krieg oder Klimawandel. Nein, romantisch ist das nicht. Das ist eher „Der Froschkönig“. Vielleicht.

Buchmesse Leipzig, 17.- 20. März, jeweils 10-18 Uhr; Carla Schwiegk ist in Halle 3, Stand F506, zu finden.

www.buchereibuch.de