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Das Golfplatz-Klärwerk

Die Anlage in Lichtensee ist so groß, dass sie das geplante Ferienresort versorgen kann. Dennoch wird dort jetzt gebaut.

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© S. Schultz

Von Eric Weser

Wülknitz. Wäre die Abwasserentsorgung die einzige Hürde für das geplante Ferienresort in Tiefenau, stünde die Hotelanlage samt Golfplatz vielleicht schon. Das Klärwerk im benachbarten Lichtensee ist bereits jetzt groß genug, um die eher unfeinen Reste zu säubern, die Gemeindebewohner und Hunderte Feriengäste hinterlassen. An der Kapazität liegt es also nicht, dass bald die Bauspezialisten in Lichtensee anrücken müssen.

Das hat etwas mit dem Alter der Reinigungstechnik zu tun. Nach 25 Jahren Dauerbetrieb muss die nämlich einfach mal erneuert werden. „Eine Untersuchung hat gezeigt, dass vieles verschlissen ist“, sagt Gundolf Pohl, Abteilungsleiter beim zuständigen Abwasserzweckverband Röderaue. „Man muss sich vorstellen: Allein die Flügelräder sind seit dem Bau 1991 ohne eine Minute Pause durchgelaufen.“

Aber nicht nur die Räder auf den Becken sind nach dem unermüdlichen Einsatz abgenutzt. Auch ein anderes Herzstück – die Sauerstoffversorgung – pfeift auf dem letzten Loch. Für den komplett biologisch ablaufenden Reinigungsprozess ein großes Problem.

Im laufenden Betrieb

Gundolf Pohl: „Über sogenannte Verdichter wird Luft ins Klärbecken geblasen. Die Luft sorgt dafür, dass die Klärbakterien immer in Bewegung sind, damit sie Hunger haben. Das ist das Ziel, die Bakterien fressen ja einen Teil der Schmutzstoffe.“ Momentan laufen aber nur zwei der eigentlich vier Belüfter. Die ohrenbetäubenden Geräusche des Duos ließen darauf schließen, dass sie die Bakterien vielleicht nicht mehr allzu lange in Bewegung halten können.

Während der bis Oktober dauernden Bauphase soll in Lichtensee aber nicht nur repariert werden. Auch eine echte Innovation wird installiert – Platz dafür ist im Betriebsgebäude schon extra gemacht worden. Es geht um eine Schlammpresse. Die soll künftig dafür sorgen, dass sich das Volumen des braunen Schlicks verringert. „Übrig bleibt ein fast trockenes Material, aber bedeutend weniger als bisher.“ Der Effekt des neuen Gerätes ist kein rein physikalischer: „Derzeit ist die Klärschlammentsorgung der teuerste Teil der Gebühren“, so Gundolf Pohl. Zweimal im Jahr müssen Transportfahrzeuge anrücken und die als Sondermüll geltenden Reste auf eine Deponie bringen. Allein dafür muss der Zweckverband rund 20 000 Euro berappen. Die neue Presse soll helfen, diese Kosten zu senken und den seit mittlerweile acht Jahren konstanten Abwasser-Preis von 3,56 Euro je Kubikmeter beizubehalten.

Billig wird die Klärwerkssanierung in Lichtensee nicht. Der Bau der Anlage hatte Anfang der 1990er umgerechnet knappe 900 000 Euro gekostet, nun soll mehr als eine halbe Million Euro investiert werden. Trotz rund 70-prozentiger Förderquote ein finanzieller Kraftakt für den kleinen Zweckverband mit seinen vier Kläranlagen, fünf Teilzeitbeschäftigten und 1,1 Millionen Euro Jahresumsatz.

Schmutzwasser wird in Lichtensee übrigens auch während der Bauphase gereinigt. Saniert werde im laufenden Betrieb, so Gundolf Pohl. In der Gemeinde Wülknitz muss also keiner auf seinem Abwasser sitzenbleiben.