SZ +
Merken

Das Gesicht des Bauernmarktes

Holger Tintner wollte schon einige Male hinschmeißen. Jetzt führt er den Röhrsdorfer Bauernmarkt in sein 15. Jahr.

Teilen
Folgen
NEU!
© Marko Förster

Von Heike Sabel

Dohna. Holger Tintner und der Röhrsdorfer Bauernmarkt sind wie ein Paar, das sich immer mal wieder trennen will, dann aber doch merkt, es passt ganz gut zusammen. Oft hat er in den vergangenen Jahren angekündigt, den Bauernmarkt nicht mehr managen zu wollen. Er ist immer noch da. Das hat viele Ursachen.

Der Erfolg allein kann es nicht sein. Denn in der nunmehr 15-jährigen Bauernmarkt-Geschichte gibt es genug Rückschläge. Im Herbst 2001 eröffnet, meldete die Sächsisch-Böhmische Bauernmarkt GmbH nach einer Weile Insolvenz an. Seit 2006 ist die osterzgebirgische Landschaftspflege Betreiber und Vermieter der Gebäude auf dem Markt. Mit der Gesellschaft haben die Geschäfte ihren Mietvertrag. Der Begriff „Sächsisch-böhmischer Bauernmarkt“ ist ein Künstlername, sagt Tintner. Er vereint die Läden und Anbieter auf dem Markt, von denen Tintner selbst ein Teil ist. Er betreibt die Stöberstube und den Bunten Markt. Außerdem ist er selbst mit seinem Marktmobil unterwegs und organisiert Märkte und Veranstaltungen – vom Borthener Blütenfest bis zu sachsenweiten Events.

Gern erzählt Tintner von dem Markt in Radebeul. 18 000 Besucher am Tag, da kommt Röhrsdorf natürlich nicht mit. Bei 7 000 zur Modellbahnausstellung im Januar und Februar ist hier die Grenze erreicht. Auch wegen der Parkplätze. Und dann schließt Tintner dieses Jahr auch noch seine Stöberstube. Die Post bleibt zwar stundenweise geöffnet, doch der Laden macht viel Miese, sagt Tintner.

Essen und trinken funktioniert hingegen auf dem Bauernmarkt immer. Es ist die Mischung aus Bio-, regionalen und tschechischen Produkten. „Alles hat bei uns seinen Platz und findet seine Kunden“, sagt Tintner. Dazu kommen die thematischen Märkte, die Tintner organisiert. Der Versuch mit einem Kino scheiterte aber.

Immer neue Herausforderungen

Die Entwicklungs- und Erweiterungsmöglichkeiten des Marktes sind auch platzmäßig begrenzt. Einige Räume sind zwar leer, doch beliebige Interessenten nicht gewollt. Verständlich, dass der Bäcker und Fleischer keinen weiteren Konkurrenten will. „Wir wollen Vielfalt“, sagt Tintner. Einfacher macht es das nicht.

Was also ist es, dass den Vater eines fast einjährigen Sohnes in Röhrsdorf hält? „Ich kann hier mit Herz gestalten, wenn ich mich verbiegen müsste, könnte ich es nicht“, sagt Holger Tintner. Dazu gehört auch das private Geld, das er in die Tieranlage steckt. Die Ziegen, die jetzt zwischen Straße und Zufahrt zum Schloss ihr Domizil haben, erhalten dieses Jahr ein ihnen entsprechendes Gehege. Gegenüber gackern ein paar Gänse. Tiere sind ganzjährig ein Anziehungspunkt, sagt Tintner.

Dieses Jahr steht im Zeichen des 15-jährigen Bestehens des Bauernmarktes. Dafür gibt es neben den monatlichen Themen-Märkten den bundesweiten Wolfstag und einen großen Familien-Flohmarkt im Juli. Und eine Produzentenmesse. Die Produzenten, deren Produkte besonders gern gekauft werden, sollen sich vorstellen. Wenn es ans Organisieren geht, ist Holger Tintner in seinem Element, „auch wenn die größten Kritiker hier im Markt sind“. Doch: „Solange die Leute in mir das Gesicht des Bauernmarktes sehen, ist es in Ordnung.“