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Geheimnis vom Zgorzelecer Postplatz

Selbst im Rathaus der Görlitzer Nachbarstadt ist unbekannt, wann die Bauarbeiten weitergehen. Doch es gibt andere Erfolge.

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© Stadt Görlitz

Von Ingo Kramer

Zgorzelec. Von außen sind sie längst fertiggestellt, die historisierenden neuen Häuser am Postplatz Zgorzelec, direkt an der Altstadtbrücke. Doch innen tut sich nichts, die Baustelle ruht seit Jahr und Tag. An eine Eröffnung der Gebäude, die ursprünglich Restaurants, Hotels und Wohnungen beherbergen sollten, ist nicht zu denken.

Diesen Sommer gab es direkt nebenan weitere Grabungen.
Diesen Sommer gab es direkt nebenan weitere Grabungen. © nikolaischmidt.de
Das Einkaufszentrum an der Stadtbrücke hingegen ist inzwischen fast fertig. Doch auch hier steht kein Eröffnungstermin fest.
Das Einkaufszentrum an der Stadtbrücke hingegen ist inzwischen fast fertig. Doch auch hier steht kein Eröffnungstermin fest. © Pawel Sosnowski/80studio.net

Ob sich das bald ändern wird, weiß noch nicht einmal Adam Helik, Abteilungsleiter für Stadtentwicklung im Zgorzelecer Rathaus. „Auch in unserer Stadt warten alle darauf, dass dort Leben einzieht, aber ich kann leider nichts Konkretes sagen, denn dort baut ein privater Investor“, bedauert er. Seines Wissens sollte es dieses Jahr weitergehen, aber bisher sei dem nicht so: „Ich hoffe, dass bis Weihnachten noch etwas passiert.“ Helik war am Dienstagabend einer Einladung des Güsa-Vereins gefolgt. In der Akademie Modus Vivendi an der Elisabethstraße berichtete er über Zgorzelecer Bauvorhaben – in erster Linie jedoch über kommunale, nicht über private.

Das Gelände am Postplatz gehört dem griechischstämmigen Zgorzelecer Christos Papanaum. Er gilt als einer der reichsten Männer der Stadt – und ist dafür bekannt, nicht über seine Baupläne zu sprechen, erst recht nicht mit Medienvertretern. Doch auch Helik sagt: „Ich kenne ihn persönlich nicht.“ Papanaum habe den Postplatz bereits in den 1990er Jahren erworben. Auch die Fläche direkt nebenan, auf der dieses Jahr Grabungen stattgefunden haben, sei in Papanaums Besitz. „Ich habe gehört, dass dort ähnliche Häuser gebaut werden sollen wie am Postplatz, also auch an der Historie orientiert“, sagt Helik. Die Stadt versuche natürlich, auch von privaten Bauherren Dinge zu erfragen. „Am Ende können wir aber nur warten, mehr erlaubt die gesetzliche Lage nicht“, erklärt der Abteilungsleiter.

Auch das neue Einkaufszentrum direkt an der Stadtbrücke ist eine Baustelle Papanaums. Nach Ansicht von Helik passt es architektonisch nicht an diesen Ort: „Aber das ist nur meine private Meinung, ich bin kein Stadtarchitekt.“ Letztlich gebe es auch in Görlitz Gebäude, die nicht in ihr Umfeld passen: „Ich denke da vor allem an das City- Center.“ Wann das Einkaufszentrum eröffnen soll, kann Helik auch nicht sagen.

Gar nicht so hoch verschuldet

Stattdessen ging er in seinem Vortrag vor allem auf die Investitionen der Stadt ein, die mithilfe von Fördermitteln seit dem EU-Beitritt Polens 2004 umgesetzt wurden. „Insgesamt wurden rund 30 Millionen Euro verbaut, darunter 19,5 Millionen Euro Fördermittel“, sagt Helik. Mehr als die Hälfte des Geldes floss in Bildung und Sport. Größtes Einzelvorhaben war der Bau der Sport- und Mehrzweckhalle, die allein 10,5 Millionen Euro gekostet hat, darunter 7,5 Millionen Euro Fördermittel. Auch in den Straßenbau, den Umweltschutz, die Revitalisierung und den Tourismus ist viel Geld geflossen. „Ohne Fördermittel wären viele Projekte nicht möglich gewesen“, so Helik. Allerdings hat die Stadt gut ein Drittel der Gelder selbst aufgebracht, musste dafür neue Schulden aufnehmen, wie Helik sagt: „Wir sind aber nicht so hoch verschuldet, dass wir keine neuen Projekte mehr beginnen können.“

Künftig will sich die Stadt vor allem um den Brückenpark kümmern – und dort wiederum um das Umfeld des städtischen Kulturhauses Dom Kultury. Der Asphalt soll großflächig entfernt und durch Pflasterwege im historischen Stil ersetzt werden. Einzelne Abschnitte sind künftig autofrei geplant, anderswo werden zusätzliche Parkplätze entstehen. Zudem soll es direkt vor dem Gebäude eine neue Bepflanzung geben. „Und wenn das Geld reicht, würden wir gern Kuppel und Dach des Dom Kultury renovieren“, sagt der Abteilungsleiter.

Der Blachaniec-Park zwischen Dom Kultury und Warschauer Straße soll neue Gehwege und Bänke, neue Spielplätze, neue Parkbeleuchtung und einen neuen Springbrunnen erhalten. Damit ist bei der Gestaltung des Parks vorgesehen, den Zustand von vor 1945 wiederherzustellen. Hinzu kämen ein Hundespielplatz sowie eine kleine Holzbrücke, die über den größten Parkteich führen soll. Nicht zuletzt will die Stadt den Brückenpark auch vom Dom Kultury in Richtung Süden fortsetzen – bis zum Viadukt. Laut Helik soll dort Wildwuchs entfernt und der Baumbestand verschnitten werden. Zudem sind neue Wege, Sitzbänke und Infotafeln geplant.

Radwege in Zgorzelec sid Gewöhnungssache

Lob erfuhr der Pole für die Bemühungen seiner Stadt, entlang der Neiße einen Radweg zu bauen. Allerdings ist dieser bisher erst auf fünf Kilometer Länge fertiggestellt. Die Verlängerung in beide Richtungen ist eine Hauptaufgabe für die Zukunft, sagt Helik. Das Thema sei in Polen aber gerade erst im Kommen: „Die Zgorzelecer lieben ihre Autos sehr, sie gewöhnen sich gerade erst an die Radwege.“ Noch vor einigen Jahren hätten viele Einwohner gesagt, dass Radwege überhaupt nicht benötigt werden. Das ändere sich jetzt langsam.