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Das Geheimnis der maurischen Gartenlaube

Das exotische Gebäude in Obercunnersdorf ist bald fertig restauriert. Aber sein Ursprung liegt noch im Dunkeln.

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© Thomas Eichler

Von Andreas Herrmann

Geheimnisumwittert, aber in frischen Farben leuchtet sie: die maurische Gartenlaube in Obercunnersdorf an der Kreuzung zum Freizeit- und Erlebnisbad. Götz Kriegel, der das Gebäude seit Frühjahr dieses Jahres restauriert, weiß aus alten Unterlagen, dass das am Rande eines parkähnlichen Gartens mit einem Mammutbaum stehende Häuschen 1894 gebaut wurde. Doch warum sich die damaligen Besitzer des Grundstückes so für den arabischen Baustil engagierten, das liegt im Dunkeln.

Ähnliche Gartenhäuser gibt es vor allem in Herrnhut. Hier dienen die in verschiedensten Formen vorkommenden kleineren Unterkünfte als Ruheplätze, als Ort für Treffen in familiärer Runde oder auch als Aussichtspunkte. Manchmal auch nur als Staffage. Obercunnersdorf dagegen hat insgesamt nur vier ähnliche Häuschen und das von Götz Kriegel im maurischen Stil ist in der Tat weit und breit ein Exot. Gefunden hat er die Laube aber in dem Buch „Oberlausitzer Parks“ von Falk Lorenz. Dort fand er den maurischen Stil bestätigt und entschloss sich zur Rekonstruktion des wertvollen Kleinods. Der endgültige Orient-Beweis kam für Kriegel, der selbst noch nicht in einem arabischen Land war, dann auch noch über das Internet, wo er sich mit arabischer Ornamentik beschäftigte.

Die Familie Kriegel haben 1964 das Anwesen gekauft. Damals führte die Laube ein tristes Dasein. Es gab kaum Material, um etwas auszubessern oder gar komplett zu restaurieren. „Gut getrocknetes Feuerholz war drin, Gerümpel und der Leiterwagen“, berichtet Götz Kriegel. „Als Kinder hatten wir hier unseren Abenteuerspielplatz“, so seine Erinnerungen.

Aktuell läuft nun die Generalrestaurierung mit neuem Dach, Ausbesserung verschiedener Holzteile. Auch Dachlatten und Sparren bedurften einer Erneuerung. Götz Kriegel ist Tischler im Oberdorf, also macht ihm das wenig Probleme. Eine Herausforderung sind aber auf jeden Fall die kleinen maurischen Ornamente, kleine Zapfen und Profilleisten. Dazu hat er eine Bandsäge, mit der er liebevoll viele Teile aus Fichtenholz filigran nacharbeitet. Mit dazu gehört auch, dass der Fußboden, den man zu DDR-Zeiten mit Beton zugegossen hatte, nun wieder mit original Zierfliesen von früher ausgelegt ist. Diese fand man in einer verborgenen Ecke im Haus. Natürlich gehört auch frische Farbe dazu. Da geht aber normales Alkydharz. Ganz fertig ist die Laube noch nicht. Repariert werden müssen noch die Türen und die Lamellenelemente für die Fenster, die über die Jahre durch Wind und Wetter ebenfalls in starke Mitleidenschaft gezogen wurden.

Mit dabei bei den Restaurierungsarbeiten ist auch Vater Gunther Kriegel. Auch er kann nichts Genaues sagen, warum es hier ausgerechnet eine Laube im maurischen Stil gibt. Ob die früheren Besitzer des Grundstückes – das waren Edwin Zachmann und Margarethe Weier – irgendetwas mit der arabischen Welt zu tun hatten, darüber rätselt man nun. Im Gebälk der alte Laube stehen auch noch zwei weitere Namen, die vielleicht Auskunft geben könnten. Es sind die der Zimmerleute Karl Dutschke und Alwin Wolf. Sie haben sich hier verewigt.

Interesse an dem Gebäude gibt es aber heute schon nicht nur bei den Obercunnersdorfern, sondern bei den Touristen, die mit Bussen durch den Ort fahren. „Sie fotografieren wie verrückt, obwohl es gar kein Umgebinde ist“, sagt Götz Kriegel.