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Das Gärtnern hat zusammengeschweißt

Erna und Erich Vogler schauen auf ein arbeitsreiches Leben zurück. Das hat sich auch positiv auf die Ehe ausgewirkt.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Reinhardtsgrimma. Aus dem Nichts haben Erna und Erich Vogler eine Gärtnerei geschaffen. Den Grundstein legten sie vor genau 60 Jahren. Nach und nach erweiterten die beiden ihr Geschäft, bauten Gewächshäuser und stellten Folienzelte auf. Anfangs verkauften die Voglers noch viel Gemüse, später waren Schnittblumen der Renner. Zeit, um Urlaub zu machen, hatten die beiden nie. Es gab immer etwas zu tun, im Winter musste geheizt und im Sommer gegossen werden.

Die viele Arbeit hielt die beiden jung und schweißte das Paar so toll zusammen, dass es heute diamantene Hochzeit feiern kann. „Da wir so viel zu tun hatten, sind wir nie auf andere Gedanken gekommen“, sagt Erna Vogler, die an diesem Sonnabend außerdem noch ihren 85. Geburtstag feiert, mit einem Augenzwinkern. Ihr Erich, der im April 90 wird, nickt zustimmend. Auch in ihrer Ehe habe es Hochs und Tiefs gegeben. Dennoch hielten die beiden zusammen und führten die Gärtnerei bis zum Eintritt der Rente, die in die Wendejahre fiel. Dann übernahm eine ihrer drei Töchter die Gärtnerei und führte sie zuerst als Gärtnerei und nun als Blumengeschäft weiter. „Die Zeiten sind nicht einfach geworden“, sagt Erna Vogler. Die Konkurrenz der Supermärkte, die Obst, Gemüse und Schnittblumen anbieten, sei groß. Keine leichte Zeit für Gärtner.

Noch härter war die Zeit, in der die Jubilare groß geworden sind. Erich Vogler wurde noch im Februar 1945 mit 17 Jahren eingezogen, um in Berlin gegen die Rotarmee zu kämpfen. Bevor er in die Reichshauptstadt kam, wurde er in Dresden ausgebildet. „Ich habe den dritten Luftangriff auf Dresden erlebt.“ Und überlebt. Zum Glück ging der Krieg kurz nach der Einberufung zu Ende, und der junge Mann konnte nach Reinhardtsgrimma zurückkehren. Eigentlich wollte er Gärtner werden, doch sein Vater wollte, dass er der Mutter im bäuerlichen Hof hilft. Erich Vogler musste die Lehre unfreiwillig platzen lassen. Ein paar Jahre später traf er seine Erna beim Fasching in der früheren TBC-Heilstätte, in der heute die Förderschule untergebracht ist. Der Reinhardtsgrimmaer war ganz angetan von der jungen Frau, die zu der Zeit ein bewegtes Leben hinter sich hatte. Geboren im damaligen Ostpreußen, floh sie 1944 mit ihrer Familie „mit Pferd und Wagen“ Richtung Westen. Nach dem Kriegsende durfte die Familie zunächst in die alte Heimat zurückkehren. Doch kurz danach starb ihre Mutter. Während ihre Geschwister in ein Kinderheim kamen, musste Erna Vogler bei einer Schneiderin arbeiten. 1951 verließ sie Litauen zusammen mit ihren Geschwistern „im letzten großen Transport“ in Richtung Osterzgebirge, wohin es ihren Vater nach dem Krieg verschlagen hatte. „Ich habe so viel erlebt, ich könnte ein Buch über mein Leben schreiben“, sagt die 85-Jährige. Noch konnte sie sich dazu nicht durchringen. Vielleicht wird sie bei der jetzigen Feier dazu überredet. Denn die rüstigen Senioren feiern ihren 60. Hochzeitstag im engsten Kreis der Familie. Und der ist nicht klein. Aus der Ehe gingen drei Töchter hervor. Inzwischen gehören 13 Enkel mit Partner und fünf Urenkel zur Familie.

Die erste Feier haben die rüstigen Rentner bereits am Donnerstag ausgerichtet. Zu Gast war da unter anderem die Feuerwehr. Erich Vogler ist seit 65 Jahren deren Mitglied. Er war als Maschinist und Ausbilder der Jugendfeuerwehr tätig.