Merken

Das Film-Geheimnis vom Dachboden

Die SZ holt den Kultfilm „Schlager einer kleinen Stadt“ ins Biertheater. Und dazu gibt’s eine Menge zu erzählen!

Teilen
Folgen
NEU!
© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Wie sie dorthin gekommen sind, weiß niemand mehr so richtig. Irgendwann waren sie einfach da. Zwei silbrige runde Filmdosen. Auf dem vergilbten, hier und da schon lose vom Metall hängenden Papier, das sichtbar vor Jahrzehnten aufgeklebt worden war, ist der Aufdruck „VEB Filmfabrik Wolfen – Deutsche Demokratische Republik“ zu lesen. Und auch, dass es sich um einen Magnetfilm der bekannten DDR-Marke ORWO handelt. Mit Bleistift sind noch ein paar unleserlich gewordene Worte hinzugefügt; auf einer der Rollen ist „228 Meter“ zu entziffern. Gemeint ist damit wohl die Länge des Schwarz-Weiß-Films, der straff gewickelt in einer der Dosen liegt.

Auf dem vergilbten Zettel ist es zu lesen: Das Staatliche Rundfunkkomitee stellte die Filmschnipsel einst zur Verfügung …
Auf dem vergilbten Zettel ist es zu lesen: Das Staatliche Rundfunkkomitee stellte die Filmschnipsel einst zur Verfügung … © Thorsten Eckert
Mit der Lupe sind die einzelnen Bilder der kurzen, nur sekundenlangen Schnipsel zu erkennen: Glasbläser zum Beispiel.
Mit der Lupe sind die einzelnen Bilder der kurzen, nur sekundenlangen Schnipsel zu erkennen: Glasbläser zum Beispiel. © Thorsten Eckert

In der zweiten Dose sind es hingegen nur Schnipsel. Die meisten nur wenige Zentimeter lang. Mit einer Lupe sind ein paar Köpfe auf dem schwarz-weißen Zelluloid zu erkennen. Und der Papier-Aufkleber auf der Außenkante der Dosendeckel lüftet zumindest einen Teil dieses filmischen Geheimnisses: Es sind Filmteile der „Schlager einer kleinen Stadt“ aus Radeberg. Wohl seit 1964 hatten die Dosen auf dem Dachboden im Radeberger Schloss Klippenstein gelegen. In einem Karton. Vergessen. Als dann nach 1993 mit der aufwendigen Sanierung des Schlosses begonnen worden war, stießen die Mitarbeiter beim Aufräumen auch auf diese beiden Filmdosen, von denen eben heute niemand mehr weiß, wie sie dorthin gelangt waren …

Im Herbst 1964 war ja bekanntlich in der Bierstadt die erste Folge dieser damals neuen Fernseh-Reihe „Schlager einer kleinen Stadt“ gedreht worden. Für diese Sendung waren damals Schlagerstars nach Radeberg gekommen, hatten für die Musik gesorgt und zwischendrin traf sich Fernsehmoderator Heinz-Florian Oertel mit Radebergern. Meist am Arbeitsplatz, auf der Straße – und eben auch im Museum auf Schloss Klippenstein. Und wahrscheinlich, so vermuten die Mitarbeiter im Archiv des Museums nun, habe der Gründer und langjährige Leiter des damaligen Stadtmuseums Rudolf Limpach die Dosen sozusagen als kleines Andenken von den Filmleuten bekommen. Denn auch der Museumschef selbst spielte eine kleine Rolle in dem Film. Er führt eine Gruppe Besucher durchs historische Gemäuer und frotzelt dabei kurz mit dem Radeberger Wappen-Löwen, der ja als Zeichentrick-Figur regelmäßig und ziemlich vorwitzig in den „Schlagern“ auftaucht.

Bei den gefundenen Filmschnipseln handelt sich neudeutsch um „Outtakes“. Herausgeschnittenes also. Sequenzen, die zwar gedreht, aber dann doch nicht gebraucht worden waren. Ein paar kurze Bilder aus dem Beleuchtungsglaswerk zum Beispiel. Auch dort hatte das Filmteam ja Aufnahmen gemacht, die dann offenbar zu lang geraten waren. Was der Museumschef mit den Filmschnipseln wollte, auch das bleibt wohl für immer ein Geheimnis der Radeberger Stadtgeschichte. Aber das gehört ja irgendwie doch zu einer echten Film-Legende dazu: das eine oder andere ungelüftete Geheimnis …

Die SZ holt nun gemeinsam mit dem Radeberger Biertheater den 1964 gedrehten Kultfilm „Schlager einer kleinen Stadt“ am 11. Mai noch einmal nach Radeberg zurück! Zeitzeugen werden zu Wort kommen, und so manche Geschichte wird dann zu erzählen sein. Und der Film flimmert auf großer Leinwand im schmucken Biertheater-Saal …

Zeitreise „Schlager einer kleinen Stadt“ am 11. Mai um 19.30 Uhr im Radeberger Biertheater. Als Moderator wird SZ-Lokalchef Jens Fritzsche durch den Abend führen, mit Zeitzeugen ins Gespräch kommen und natürlich flimmert auch der Kultfilm von 1964. Tickets: 10 Euro im Ticketservice des Biertheaters, Hauptstraße 59, Telefon 03528 487070 oder im Internet www.biertheater.de