Merken

Das Erfolgsgeheimnis des Dorffestes

Pesterwitz hat stark gefeiert. Was kann Freital für seine 100-Jahr-Feier davon lernen?

Teilen
Folgen
© Andreas Weihs

Von Annett Heyse

Freital. Hinter den Pesterwitzern liegen schöne, aber auch anstrengende Wochen. Zehn Tage lang war im Ort viel los, schließlich galt es die Ersterwähnung vor 950 Jahren zu feiern. Dafür hatten zahlreiche Vereine, Organisationen und Privatpersonen ein umfangreiches Programm aufgestellt. Zum großen Festumzug am Sonntagnachmittag kamen bei wunderbarem Spätsommerwetter um die 12 000 Schaulustige. Nun ist die 950-Jahr-Feier vorüber und schon denken manche an die nächste Sause: 2021 feiert die Stadt Freital ihr 100-jähriges Gründungsjubiläum. Was können die Organisatoren von den Pesterwitzern lernen?

Die Organisation: Ein Dachverein hält die Fäden in der Hand

Die Vorbereitungen für das Pesterwitzer Fest begannen vor drei Jahren mit der Gründung eines Dachvereins. Dessen Aufgabe war es, die Ideen und Vorschläge zu sammeln und zu bündeln sowie Ansprechpartner aller Vereine zu sein. Vertreter verschiedener Vereine und Organisationen sowie Privatpersonen traten dem Festverein bei. Ob die Ausarbeitung des Programms oder die Finanzierung allgemeiner Kosten – alles lief beim Dachverein zusammen. Zudem kümmerte sich der Festverein um die Zusammenarbeit aller Vereine untereinander. Bei der Stadt Freital hat sich statt eines Vereins eine Arbeitsgruppe bei der Stadtverwaltung gegründet. Erste Eckpunkte für ein Stadtfest wurden zu Papier gebracht. So will sich die Stadt für den Tag der Sachsen bewerben, damit wäre ein ganzes Wochenende voller Feierlichkeiten gesichert. Derzeit werden im Rahmen einer Postkartenaktion Ideen und Vorschläge für Veranstaltungen rund ums Stadtjubiläum gesammelt.

Das Programm: Pesterwitz greift auf erfolgreiche Veranstaltungen zurück

Neu erfinden mussten die Pesterwitzer nicht alles. So stellt der Sportverein jedes Jahr ein Sommerfest auf die Beine, nur dieses mal eben im September. Mit dem Sportfest war das erste Wochenende der 950-Jahr-Feier abgedeckt. Ähnlich hielt man es mit dem Herbst- und Weinfest, welches alljährlich vom Kulturverein organisiert wird. Es fand am zweiten Festwochenende statt. Dazwischen gab es ganz viele andere Termine, die einen breiten Geschmack bedienten, zum Beispiel Kunstausstellungen, Vorträge, ein Familientag in Kita und Grundschule. Diese vielen kleinen Puzzleteilchen wurden von zahlreichen Akteuren, darunter viele Privatpersonen, extra für die 950-Jahr-Feier vorbereitet. Den Freitalern schwebt für ihr Stadtfest etwas Ähnliches vor. Oberbürgermeister Uwe Rumberg (CDU) hat mehrmals betont, es soll ein Fest von Freitalern für Freitaler sein. Die Stadtverwaltung wolle den Bürgern nichts vorsetzen, sondern die Bürger sollen mit zahlreichen kleinen und größeren Veranstaltungen das Jubiläum gestalten. Einige Vorschläge gibt es bereits. Daneben soll es zur 100-Jahr-Feier auch die großen, altbekannten Veranstaltungen geben, wie das Windbergfest oder den Schlossadvent.

Die Finanzierung: Eine Mischung aus Eigenkapital und Sponsoring

Für das Pesterwitzer Fest sammelte der Dachverein zahlreiche Spendengelder ein. Zudem konnte man mit dem Bauservice Preisker einen Hauptsponsor gewinnen, zahlreiche weitere Firmen gaben ebenfalls Geld. Finanzielle Unterstützung kam von der Stadt Freital, der Ortschaftsrat gab aus seinem Budget Geld dazu. Eine weitere Einnahmequelle bildeten die Merchandising-Produkte, also Kalender, Anhänger, Plaketten und Ähnliches. Damit konnten allgemeine Ausgaben für Werbung, Materialkosten, Genehmigungen, Absperrungen, Mieten finanziert werden. Das Gesamtbudget lag bei 70 000 Euro.

Sportfest sowie Herbst- und Weinfest wurden von den Vereinen – wie jedes Jahr – finanziell selbst gestemmt. So musste man bis auf wenige Einzelveranstaltungen keinerlei Eintritt kassieren. Kostenloser Eintritt – nichts ist gastfreundlicher und eine Einladung, gerne auch mehrmals ein mehrtägiges Fest zu besuchen. Freital wird dafür aber deutlich mehr Geld aufbringen müssen. Allein die Ausrichtung des Tags der Sachsen kostet zwischen 1,5 und zwei Millionen Euro.

Die Werbung: Veranstalter setzen auf Plakate, Programmheft und Presse

Die 950-Jahr-Feier war nicht ohne Konkurrenz, der September ist in der Gegend ein Veranstaltungsmonat. Ob Windbergfest in Freital oder Tag des offenen Denkmals – wer Gäste anlocken möchte, muss die Werbetrommel rühren. Die Pesterwitzer haben das mit den klassischen Methoden geschafft. Sie hängten Plakate auf, informierten die Presse, druckten ein Programmheft, das in etlichen Einrichtungen auslag, und schalteten eine Internetseite mit Infos rund ums Fest frei.

Der Festumzug: Viel Mühe, die sich aber lohnt

Ein Publikumsmagnet war in Pesterwitz der Festumzug. Die Geschichte wurde in mehr als 80 Szenen dargestellt, gut 800 Akteure machten dabei mit. Freital ist nicht so alt, aber Umzüge werden hier ebenso gemocht. Darauf zu verzichten, wäre ein Fauxpas. Bekommt die Stadt im Jahr 2021 den Tag der Sachsen, ist ein Festumzug inklusive. Schön wäre es, wenn sich daran auch viele Freitaler mit einigen historischen Eckdaten beteiligen könnten. Denn trotz der gerade einmal 100 Jahre Stadtgeschichte gibt es einiges zu erzählen. Vielleicht ließe sich das gut in einen Sachsen-Umzug integrieren.