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Das Ende einer Ära

Die Buschschänke in Lomnitz gibt es seit 1521. Jetzt schließt das Haus vermutlich für immer.

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© Thorsten Eckert

Thomas Drendel

Lomnitz. In Lomnitz geht eine Epoche zu Ende. Die Buschschänke am Rande der Laußnitzer Heide ist zu. Kaum vorstellbar, dass in der gemütlichen Gaststube nie mehr Bier ausgeschenkt wird, nie mehr eine fröhliche Stammtischrunde im Biergarten zusammensitzt. „Uns ist der Schritt nicht leichtgefallen“, sagt Ralf Herrich, Inhaber des traditionsreichen Lokals. Schließlich haben seine Frau Traudel Herrich und er hier 25 Jahre gearbeitet.

Der Ottendorfer erinnert sich noch genau an die Anfänge. „1990 hat uns die Gemeinde Lomnitz das Haus verkauft. Auf mehreren Gemeinderatssitzungen bin ich gewesen und habe meine Pläne vorgestellt.“ Als der Vertrag unterschrieben war, packten er und viele Helfer mit an. Sie brachten das Fachwerk in Ordnung, abschließend gab es einen neuen Anstrich. „Der letzte Gastwirt vor mir hatte das Haus 1970 geschlossen, dann wurde es als Wohngebäude genutzt und war ziemlich heruntergekommen“, sagt Ralf Herrich. Darüber hinaus musste wieder alles eingebaut werden, was eine Gaststätte so braucht: Küche und Tresen beispielsweise. In der gemütlichen Gaststube wurde jedoch vieles so gelassen wie einst. „Die Balken sind vermutlich noch original. Sie sind mit der Zeit so hart geworden, dass sich kein Holzwurm da mehr reinfrisst.“ Auch die Türen sind noch weitestgehend die alten. Lediglich die Eingangstür habe er etwas erhöht. „Die bisherigen 1,75 Meter waren doch etwas niedrig.“

In der Buschschänke gab es Hofbräu

Im September 1991 wurde es schließlich wiedereröffnet und war von Anfang an ein Besuchermagnet. Zu einem Teil hat das an der für das Rödertal außergewöhnlichen Biersorte gelegen. „Viele Gäste kamen, um bei uns Hofbräu zu trinken.“ Der Grund für diese Getränkewahl des Gastwirtes liegt in einem Ungarn-Besuch. „Dort lernten wir eine Frau aus München kennen. Wie sich herausstellte, war sie Sekretärin in der Hofbräu-Brauerei“, erzählt Ralf Herrich. Als dann die Buschschänke fast fertig saniert war, bekam er einen Anruf: Der Chef des berühmten Brauhauses würde gerne Dresden kennenlernen, ob es in Lomnitz nicht ein freies Zimmer gäbe. „Er mietete sich dann für fünf Tage hier ein. Irgendwann kamen wir auf das Geschäft zu sprechen. Schließlich bot er mir an, das bayerische Bier zu verkaufen.“ Das Besondere dabei: Die Buschschänke bezog den Gerstensaft zum sogenannten Rampenabgabepreis, also ohne Zwischenhändleraufschlag. Der Lomnitzer Gastwirt wurde außerdem mit mehreren Stammgästen der Buschschänke jedes Jahr zum Oktoberfest nach München eingeladen. „Fünf Maß Hofbräu gab es da für jeden.“

Die größte Investition kam dann knapp zehn Jahre später. 2000 lies Ralf Herrich einen Saal anbauen. Die großzügigen Räume auf der Rückseite des Fachwerkhauses. „Wir hatten dann bei uns fast jedes Wochenende Familienfeiern. Dafür gab es hier genügend Platz.“ An den Wochenenden kamen vor allem Ausflügler aus den umliegenden Orten, bis aus Dresden. Beliebt war die Gaststätte bei Spaziergängern und Wanderern. Viele fuhren bis Ottendorf mit dem Zug und wanderten dann bis zur Buschschänke. „Gleich hinter dem Haus fängt die Heide an. Stundenlang kann man hier wandern.“ Auch Reiter steuerten das Haus gerne an. Durch die Heide führen viele Reitwege und vor der Gaststätte steht noch heute ein Balken, an denen die Pferde angebunden werden können.

Die Buschschänke hat eine fast 500-jährige Geschichte vorzuweisen. Sie wurde 1521 erstmals erwähnt. Laut der Lomnitzer Chronik wurde sie meist von heimkehrenden Arbeitern, Holzmachern und Waldwärtern besucht. Mitunter wurde getanzt in Hemdsärmeln und nach den Klängen der Ziehharmonika.

Es gibt Interessenten

Als bekannt wurde, dass Ralf Herrich verkaufen will, gab es gleich mehrere Interessenten. „Die einen wollten hier eine Physiotherapie einrichten, die anderen einen Pferdehof. Jetzt sind die Verhandlungen mit einem Handwerker weit gediehen. Er behält sich die Option vor, die Gaststätte wieder zu öffnen. Festlegen will er sich in dem Punkt allerdings nicht.“ Vorhanden ist alles: Der vollständig eingerichtete Gastraum, die Küche, Gläser, Besteck, Teller. Alles ist vorhanden. „Es muss nur jemand aufschließen und schon kann es losgehen.“ Kaum zu glauben, dass das nicht mehr geschehen soll.