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Das Ende der Kreidezeit

Papier, Tafel und Kreide sind out. Unterricht an der Oberschule Bischofswerda ist jetzt digital. Das bringt neue Möglichkeiten. Will aber gelernt sein.

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© Steffen Unger

Anna Gutsche und Maxi Gebauer

Klassenarbeiten lässt Informatik-Lehrer Hartmut Laube nicht mehr auf Papier schreiben. Total old School! Seine Schüler tippen Aufgabenergebnisse in den Compter und schieben sie einfach in seine Cloud – seinen eigenen Datenspeicher. Zensuren tippt Hartmut Laube ins digitale Notenbuch. Papier, Tafel und Kreide haben in seinem PC-Kabinett ausgedient. Unterricht an der Oberschule Bischofswerda ist seit ihrer Modernisierung digitaler denn je. Vor allem im Reich von Hartmut Laube, den beiden PC-Kabinetten mit jeweils 17 Arbeitsplätzen. Aber auch in den Fachkabinetten für Biologie, Chemie, Physik, Geschichte und Geografie.

Hier gibt es sogenannte Kurzdistanzbeamer an der Decke – eine tolle Bereicherung für den Unterricht. Über den Beamer, der Bilder aus dem Laptop auf die Wand projiziert, kann Lernstoff ganz anders vermittelt werden, sagt Hartmut Laube. Plastischer, anschaulicher, nicht mehr nur theoretisch als statisches Tafelbild. Und so fliegen Schüler über Google-Earth in fremde Länder, sehen im bewegten Animationen, wie Dieselmotoren oder Fotosynthese funktionieren und gucken und hören historische Filmaufnahmen über Youtube. Dank PC und Internet können Filme, Fotos, Grafiken, Videos, Töne und Animationen verstehen helfen.

Tausende Euro investiert

Die Schüler finden‘s super. „Mit der Technik können wir Vorträge anschaulicher wirken lassen als auf einem Plakat“, sagt Adina Meißner aus der Klasse 10. Viele Tausende Euro wurden in die Technik investiert. Lehrer können jetzt vom Laptop im Klassenzimmer aus am heimischen Rechner entworfene Grafiken oder Word-Dateien auf die Wand projizieren. Mit einem Klick. All das ist auch möglich auf den beiden digitalen Tafeln im Musik- und Kunstzimmer. Sie bieten aber noch mehr Vorteile: An ihnen könne direkt gearbeitet werden, sagt Hartmut Laube. Über ein spezielles Programm schreiben Lehrer und Schüler mit dem Finger darauf oder nutzen eine Tastatur, die per Doppelklick aufleuchtet. „Das ist die Zukunft“, sagt Hartmut Laube.

Musiklehrerin Astrid Ankele ist mittendrin. Kreide hat sie abgeschafft. „Ich liebe diese Tafel“, sagt sie. Na klar habe sie sich einfuchsen müssen in die Technik, die aber auch nicht allzu kompliziert sei. „Ich habe längst noch nicht alles drauf, was möglich ist. Ich probiere sehr viel herum“ , sagt Astrid Ankele. „Manchmal frage ich aber auch Schüler, ob sie mir helfen können. Sie sitzen öfter an Smartphone oder Rechner und wissen in technischen Dingen einfach besser Bescheid als ich.“

Entscheidende Vorteile

Wie sie ihren Musikunterricht an der digitalen Tafel spannender und besser macht, weiß sie aber sehr wohl. Sie zeigt aus dem Netz das Bild eines Komponisten über Wikipedia. Oder den Kuckuck, der gerade besungen wird. Sie erklärt Musikstile mit Musikvideos über Youtube. Sie projiziert Liedtexte auf die Tafel und erspart allen das Bücherschleppen. Sie erlaubt den großen Spaß Karaoke im Unterricht. Ihre Schüler finden es klasse. Vom Hocker reißt die Technik die Smartphone-Generation freilich kaum. „Wir brauchen definitiv mehr Technik an der Schule. Und die, die da ist, sollte noch öfter eingesetzt werden“, sagt Zehntklässlerin Josefine Zimmer.

Informatik-Lehrer Hartmut Laube ist dafür. Vor allem die Kombination der Lernmethoden Erklären, Sehen und Hören sowie Schreiben sei einer der entscheidenden Vorteile beim digitalen Lernen. „Nicht jeder Schüler lernt gleich. Der eine muss den Stoff sehen, der andere hören, der andere unbedingt selbst aufschreiben. Nun ist alles möglich.“ Er hätte gern in jedem Klassenzimmer digitale Tafeln oder zumindest Beamer. Es scheitert am Geld. Gleichzeitig hofft er, dass Schüler weiterhin eine leserliche Handschrift beherrschen und eine Matheaufgabe auch mal im Kopf ausrechnen, anstatt nur zum Taschenrechner zu greifen.

Eine große Herausforderung

Verübeln kann er es seinen Schülern freilich nicht, dass sie ohne Smartphone oder Tablet nicht mehr leben wollen, sagt Hartmut Laube. Er selbst ist absoluter Technikfreak, als pädagogischer IT-Koordinator verantwortlich für alle PCs, Laptops, Tafeln, Surfer und Beamer an der Schiebocker Oberschule – und Ansprechpartner für seine Lehrerkollegen. „Bei einer Schulung zur Handhabe der digitalen Tafeln kamen kürzlich sehr viele Kollegen, die meisten wollen dazulernen“, sagt Hartmut Laube. Auch wenn es eine große Herausforderung ist. Das Team sei im Schnitt um die 50 Jahre alt.

Dennoch soll die digitale Revolution an der Oberschule weitergehen. Schüler und Hartmut Laube wünschen sich auch Tablets im Unterricht. Ein Klassensatz soll bald kommen. „Man könnte da mit im Netz recherchieren, Hausaufgaben machen und Schulbücher digitalisieren. Da müssen wir weniger schleppen“, sagt Adina Meißner aus der Zehnten. Ein dünnes Tablet unterm Arm ist eh viel cooler.

Der Text entstand im Rahmen des Projektes SchülerSZ.