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Das Ende der Kreide-Zeit

Die Grundschule Bobersberg bekommt nach der Sanierung interaktive Tafeln. Sie wird als Erste komplett kreidefrei.

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© Kristin Richter

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Eine Ära geht zu Ende – der Tafeldienst fällt weg. Kein Schwamm mehr, der immer irgendwie muffig war. Kein Staub an den Händen – denn die erste Großenhainer Schule wird bald kreidefrei. Dass da 180 Schüler jubeln, wen wundert`s. Bei einigen der 13 Lehrer war anfangs schon etwas Skepsis im Schwange, erzählt Schulleiterin Monika Kroll. Aber bei den Jüngeren wie Manuela Jentsch oder Josephin Schanze nicht. Sie gehören zu denjenigen, die sich von Anfang an damit beschäftigt haben, wie der Unterricht mit interaktiven Boards aussehen könnte. Ansehen konnten sich die Pädagogen das Ganze in der Zadeler Grundschule. Schulleiter Ralf Haberstock nahm dort den Großenhainern auch ganz schnell die Bedenken, ältere Kollegen könnten sich damit vielleicht nicht recht anfreunden. Seine Erfahrung besagt genau das Gegenteil. Inzwischen möchte kein Lehrer den modernen Unterricht missen.

Erste Anfrage zu den Digitaltafeln

Denn diese Tafel ist fast wie ein überdimensionales Smartphone, ein Monitor, der in Verbindung mit einem klassischen Computer oder einem Laptop jeden Lehrstoff an die digitale Tafel projiziert. Die Lehrerin kann zum Beispiel zu Hause ganze Seiten der Lesefiebel einscannen und die Texte im Unterricht Schritt für Schritt mit den Kindern durchgehen, korrigieren, umstellen und hervorheben. Und natürlich lässt sich per Tastendruck an jeder angefangenen Präsentation das nächste Mal weiterarbeiten – keiner muss das Aufgeschriebene wegwischen, wenn`s klingelt. Die Lehrerin kann auch Musik oder Filme in Präsentationen einspielen oder mit dem digitalen Lineal messen und mit dem elektronischen Zirkel zeichnen. Wen der weiße Bildschirm zunächst irritiert, der kann ganz einfach den gewohnten grünen Hintergrund einspielen und sogar mit speziellen Stiften an der Tafel schreiben. „Das kann ja jeder in Ruhe für sich entdecken“, sagt Josephin Schanze. Aber, da sind sich alle einig, die neuen Möglichkeiten werden alle schnell begeistern. Die Eltern sind es schon mal. Diesen Mittwoch wurden sie über die tolle Neuerung informiert.

Jedes Klassenzimmer soll so eine interaktive Tafel bekommen. Aber natürlich erst, wenn die ganze Schule schick ist. In den Sommerferien beginnt die letzte umfassende Schulsanierung in Großenhain, denn die Grundschule am Bobersberg ist bislang die einzige, die noch Vor-Wende-Charme versprüht. Zwar wurde an der Fassade schon mal etwas gemacht, auch neue Fenster und Türen gab es zwischendurch, aber der gesamte bauliche Rest ist noch komplett DDR-Ambiente. Während die Lehrer schon erste Kisten packen und räumen, werden die Stadträte nächsten Mittwoch dazu etliche Beschlussvorschläge zu den Vergaben auf den Tisch bekommen.

Der erste Bauabschnitt ist für Mitte Juni bis Ende September geplant. Da arbeiten sich die Gewerke vom Kellergeschoss übers Erdgeschoss bis ins zweite Obergeschoss des Westflügels vor. Der zweite Bauabschnitt ist dann für Anfang Oktober bis Ende Januar 2018 vorgesehen. Dann wird auf der anderen Seite des Erdgeschosses bis zum zweiten Obergeschoss des Ostflügels hantiert. Trotz Aufteilung ist klar: Lehrer und Schüler müssen weg von der Baustelle. Sie ziehen ab den Sommerferien in sechs Lehrcontainer mit Speiseraum und allem Drum und Dran um.

Und andere Schulen sind auch schon hellhörig geworden: Eine erste Anfrage zu den neuen Digital-Tafeln der Grundschule Lampertswalde liegt bereits vor.