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Das Dippser Ladensterben

Die Unterstadt und die Gassen leiden unter Leerstand. Doch es gibt auch Ecken, wo es besser aussieht.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Johannes Philipp macht seinem Ärger Luft. Seine Familie betreibt das Blumengeschäft auf der Dr. Friedrichs-Straße in der Dippser Unterstadt. Aber ringsherum grassiert der Ladenleerstand. Die Ecke, wo bis zum vergangenen Jahr ein Möbelgeschäft war, steht leer. „Elf Schaufenster allein in diesem Geschäft“, hat Philipp gezählt. Gleich gegenüber war einst ein Dippser Textilgeschäft mit langer Tradition, zuletzt ein Reisebüro. Aber das ist nach Schmiedeberg gezogen. Die Räume stehen leer, ebenso daneben ein früherer Kfz-Handel und ein Getränkeladen. Die stolzen Hausfassaden zeigen, dass hier auf der Bahnhofstraße und in ihrem Umfeld einst die Geschäfte geblüht haben. Aber jetzt sind die Geschäfte in dieser Ecke der Unterstadt im Rückgang.

Auch die ehemalige Schleckerfiliale, die in einem Neubau in der Gartenstraße war, steht noch leer. Wenn Johannes Philipp das ehemalige Landratsamt dazuzählt und die Post, die ihre Schalter von der Dr. Friedrichs-Straße in die Herrengasse verlegt hat, kommt er auf zwölf Geschäfte und Einrichtungen, die der Unterstadt verloren gegangen sind. Philipp hofft auf Belebung durch das Projekt der Wohnungsgenossenschaft, das ehemalige Haus 2 des Landratsamts zu Wohnungen umzubauen.

An dieser Ecke ist derzeit das Ladensterben in Dippoldiswalde am offensichtlichsten. Aber das Problem gibt es auch in der Oberstadt. Die Schuhgasse ist dabei, ihren früheren Charakter als kleines Einkaufssträßchen zu verlieren. Viel fehlt nicht mehr, und die Geschäfte, die aufgegeben wurden, überwiegen die noch aktiven. Ein Büro und ein Computergeschäft, die nur an wenigen Tagen die Woche offen haben, bringen auch wenig Leben in die Gasse.

Besser sieht es noch in der Herrengasse aus, die ähnlich wie die Bahnhofstraße zum Zentrum hinführt und von dieser Lage her eine ideale Einkaufsstrecke wäre. Durch die Sanierung des ersten Hauses oben an der Gasse, wo die Eigentümer das Restaurant „Alte Sattlerei“ eingerichtet haben, hat die Herrengasse einen neuen Akzent bekommen. Dennoch hat auch diese Gasse zu kämpfen. Ein früheres Schreibwarengeschäft am oberen Ende der Straße schläft schon etliche Jahre den Dornröschenschlaf. Hier schmerzt vor allem, dass der ehemalige kleine Rewe-Markt an der Einmündung der Schuhgasse leer steht. Dieses und ein Geschäft am unteren Ende werden wenigstens noch aktiv vermarktet.

Die Telefonnummer der Wohnungsbörse Erzgebirge steht in den Schaufenstern. Janet Anger, Maklerin aus Reichstädt, arbeitet in Dippoldiswalde für die Wohnungsbörse. Sie hat auch noch andere Geschäftsräume in der Dippser Innenstadt in ihren Bestand aufgenommen. „Dipps hat eine tolle, schöne Innenstadt“, sagt sie. Sie will auch versuchen, größere Ketten anzusprechen, ob sie hier nicht Filialen ansiedeln wollen. Sie denkt an Tchibo oder Bonita.

Im Zentrum liegt der Marktplatz. Dort hat sich die Situation dieses Jahr verbessert. Das Eiscafé auf der Westseite hat wieder geöffnet und belebt mit seinen Tischen und Sonnenschirmen das Stadtbild. Es stehen hier zurzeit zwei Geschäfte sichtbar leer. Das war schon schwieriger. Auf dem Markt hat auch Steffen Steger sein Büro. Der Hausverwalter und Makler beobachtet den Marktplatz genau, sowohl aus beruflichem Interesse als auch als Anlieger. Eine Ursache für das Dippser Ladensterben sieht er auch in der Bevölkerungsentwicklung. „Wenn ich mich hier mit den Geschäftsleuten unterhalte, taucht oft die Frage auf: Wer soll einmal meinen Laden übernehmen?“, erzählt er. Dazu kommen noch die ganzen anderen Probleme, die den kleinen Läden zu schaffen machen, wie der Internethandel, der den Geschäften vor Ort Konkurrenz macht, oder veränderte Einkaufsgewohnheiten. Jedoch gibt es in Dippoldiswalde auch Hoffnung. So sind am Kirchplatz oder auf der Freiberger Straße alle Geschäfte belebt. Man sieht, der Einzelhandel in Dippoldiswalde hat zu kämpfen, aber er hat auch seine Chancen.