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Nach Clubs nun Gastro mit System

Als Party-König war Christian von Canal bekannt. Jetzt sucht er die klare Linie und das Glück im Restaurantbetrieb. Am Freitag öffnet sein „Enchilada“.

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© Sven Ellger

Von Nadja Laske

Nein, es hat nichts mit Dresden zu tun. Endlich mal nicht. Auch nicht mit Pegida, Hochwasser oder Kirchentagen – die Clubkultur ist tot. In ganz Deutschland. Das sagt einer, der es wissen muss. Einer, der jahrzehntelang Clubs betrieb: Christian von Canal. Etwas fahrig sitzt er im hinteren Bereich seines neuen Restaurants. Vorn surrt der Bohrer und quietscht die Säge. „Mal fünf Minuten Pause bitte“, ruft der 48-Jährige den Handwerkern zu. Er will etwas erklären. Viel mehr Zeit für Ruhephasen bleiben auch nicht. Am Freitag soll das Lokal an der Wilsdruffer Straße öffnen. Mexikanische Küche unter dem Namen „Enchilada“. Es ist Teil eines Franchise-Unternehmens mit Restaurants in 33 Städten. Dresden wird das 34. sein. Und wahrscheinlich das 35.

„Die Leute haben inzwischen andere Möglichkeiten, sich zu daten. Sie brauchen dafür keine Clubs mehr“, erklärt Christian von Canal, „Sie treffen sich zum Essen oder auch in Bars und haben sich vorher auf der Straße, auf einer Feier oder im Internet kennengelernt.“ Also sucht von Canal nach neuen Unternehmungen, von denen sich gut leben lässt. Und er sucht „klare Strukturen“ im Job. Die bietet ihm die Systemgastronomie. Deshalb habe er sich für eine Restaurantkette entschieden, statt Experimente zu wagen.

Auf rund 350 Quadratmetern entsteht nun ein Restaurant mit 180 Plätzen. Dazu werden rund 150 unter freiem Himmel kommen. Vier Ladeneinheiten hat Christian von Canal verbunden und zusammen mit dem Vermieter etwa 750 000 Euro investiert. Wo ehemals Schuhe, Einrichtungsgegenstände, Holzkunst und Näh-Dienstleistungen verkauft wurden, kommen bald Nachos, Burritos, Burger und eben Enchiladas auf den Tisch. Neben einem mexikanischen Koch stellt von Canal 25 Mitarbeiter ein und beschäftigt in Spitzenzeiten zusätzliche Pauschalkräfte.

„Das Konzept ist aus meiner Sicht die eierlegende Wollmilchsau“, sagt der Clubkönig von einst. Auch deshalb hat er sich dafür entschieden. „Das Enchilada ist Restaurant, Bar und Lounge zugleich.“ Es soll junge Leute anlocken. „Wenn deine Freundin gerade ausgezogen ist und du deinen neuen Job mit Kumpels feiern willst, bist du hier genau richtig.“ Oder ab September in der Neustadt. Dort gehört dem Neugastronomen die Immobilie, in der ebenfalls Mexikanisches serviert wird – das „Espitas“, ein Lokal der etwas kleineren, dafür aber sächsischen Kette von Inhaber Alexander Wolf. Der wird, so Canal, ausziehen und das Haus am 21. Juli übergeben. „Nach der Sanierung will ich auch dort ein ,Enchilada‘ eröffnen.“ Auf keinen Fall einen Club, wie schon geunkt wurde. Davon hat Christian von Canal genug.

Das „Nero“ in den alten, neuen Kellerräumen des Jazzklub Tonne funktionierte nicht, das Arteum im Waldschlößchenareal hat die besten Partys längst hinter sich, der Purobeach behält noch bis Sommer nächsten Jahres sein Bleiberecht, wird aber früher oder später einem Wohngebiet weichen. Zu von Canals E+E Event und Entertainment GmbH & Co. KG gehören insgesamt neun Locations. Darunter auch das „Helmuts“ und das „Rosis“. „Die sind nach meinem Vater und meiner Mutter benannt“, sagt er. Das auf jeden Fall klingt nach unerschütterlicher Beständigkeit.