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Das Bretthäus’l vor dem Neustart

Der langjährige Wirt möchte ruhiger treten und suchte einen Nachfolger. Anfangs sah das gar nicht gut aus.

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© Archiv: Frank Baldauf

Von Maik Brückner

Glashütte. Noch steht Klaus-Dieter Klaproth hinter dem Tresen der Ausflugsgaststätte Bretthäus’l in Glashütte. Doch die Tage sind gezählt. Nach 26 Jahren, in denen der Gastwirt hier seine Gäste bekocht hat, Bier, Cola und Saft ausgeschenkt hat, soll Schluss sein. Bald schon werden sich die Stammkunden an ein neues Gesicht gewöhnen müssen. Denn Klaproth will sich aus dem Gasthaus verabschieden. Gemunkelt wurde schon seit Längerem darüber. Vorigen Sommer machte das der Gastwirt öffentlich. Der Arzt habe ihm geraten, kürzerzutreten, erklärte er. Auf Dauer tue es ihm nicht gut, zwei Gaststätten parallel zu führen. Das Arbeitspensum sei zu groß. Klaproth entschied sich, das gut laufende Gasthaus Stadt Dresden im Dresdner Stadtteil Niedersedlitz zu behalten und das Bretthäus’l aufzugeben. Leicht sei ihm die Entscheidung nicht gefallen, sagt er. Denn mit dem Bretthäus’l verbindet er viele schöne Feiern und interessante Gespräche. Deshalb tat er sich auch schwer, wollte es nicht einfach zumachen. Es sollte weitergehen. Klaproth begann, einen Nachfolger zu suchen. Sein Ziel war es, das Bretthäus’l zum Jahreswechsel zu verkaufen. Sollte sich kein Käufer finden, wollte er weiter suchen und es nur noch sonntags öffnen, sagte er damals und begründete das so: Wenn ein Haus eine Weile leer steht, dauert es nicht lange, bis es Vandalen entdecken. Damit das nicht eintritt, entschied sich Klaproth für jenen sanften Übergang.

Für die Ausflugsgaststätte Bretthäus’l wird ein Nachfolger gesucht.
Für die Ausflugsgaststätte Bretthäus’l wird ein Nachfolger gesucht. © Kamprath

Wie angekündigt, ist die Ausflugsgaststätte nun nur noch sonntags geöffnet. Das Geschäft läuft, sagt der Gastwirt. Hin und wieder richtet er hier noch Familienfeiern aus. Bald schon soll ein anderer das tun. Denn Klaproth hat nach mehreren Anläufen einen ernst zu nehmenden Interessenten gefunden. Er sei sehr zuversichtlich, dass dieser das Haus kaufen werde. „Das ist zu 90 Prozent sicher“, sagt er. Nun seien noch Details zu besprechen. Der Gastwirt hofft, dass er in den nächsten Tag Vollzug melden kann. Er und sein Nachfolger, dessen Namen er nicht verraten möchte, streben an, das Gasthaus nach der Übergabe ohne Unterbrechung weiter zu öffnen.

In Glashütte dürfte diese Nachricht für Erleichterung sorgen. Schließlich ist das gastronomische Angebot in der Stadt überschaubar. Die Zahl der Gaststätten ist – wie andernorts auch – rückläufig. Bereits im Sommer 2011 wechselte Mirko Richter mit seiner Gaststätte Silberstollen von Glashütte nach Schellerhau. Wenig später schloss das Buschhaus in Reinhardtsgrimma, es wurde zu einem Wohnhaus umgebaut. Im Dezember stellte das traditionsreiche Gasthaus Goldenes Glas seinen regulären Betrieb ein. Gastwirt Michael Schirmer gab das Geschäft aus Altersgründen auf. Beim Tourismusverband Erzgebirge wird diese Entwicklung mit Sorge verfolgt. „In Glashütte gibt es leider nicht mehr viele Gaststätten“, sagt Mitarbeiterin Silvia Wiltzsch. Auch in anderen Orten haben Gastwirtschaften geschlossen, wie zuletzt die Frankenmühle in Ulberndorf oder der Gasthof in Seifersdorf. Für den Tourismus in der Region sei das nicht gut. „Jedes Haus, das schließt, ist ein Verlust“, sagt Frau Wiltzsch. Deshalb sei es eine gute Nachricht, dass es dem Bretthäus’l-Wirt gelungen sei, einen Käufer zu finden, der das Haus weiterführen wird. Auch die Kollegen Klaproths freuten sich. „Das Bretthäus’l ist eine beliebte Ausflugsgaststätte für uns Glashütter“, sagt Remo Steinigen, der mit seiner Frau das Bistro H 4 auf der Hauptstraße betreibt und weiß, wie schwierig die Zeiten für Gastwirte sind. Bei allem verhaltenen Optimismus, dass die Übergabe wie geplant klappt, ist Klaproth hin- und hergerissen. Denn einfach wird der Abschied nicht sein. „Im Bretthäus’l steckt schon viel Herzblut drin.“