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Das Bistro ist zu

Glashütte hat erneut ein beliebtes Lokal verloren. Gleichzeitig ist aber eine Neueröffnung geplant. Direkt daneben.

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© Frank Baldauf

Von Maik Brückner

Glashütte. Das Rollo ist herabgelassen, die Tür zu. Und das schon seit Tagen. Für viele Glashütter ist das ein ungewohntes Bild. Schließlich ist das Bistro H4 an der Hauptstraße eine feste Adresse in der Uhrenstadt. Seit 18 Jahren stillen Remo Steinigen und seine Frau Yvonne den großen und kleinen Hunger der Glashütter und ihrer Besucher. Zwar machten die beiden auch in der Vergangenheit das Lokal mal dicht, um Urlaub zu machen. Doch so lange war es noch nie zu. Und der Zettel, der an der Tür hängt, lässt nichts Gutes ahnen.

„Bis auf Weiteres geschlossen“, heißt es da. Remo Steinigen, der Inhaber des Bistros, bestätigt das. Bereits seit Anfang Juli sei das Lokal geschlossen. Mit den Einnahmen konnte er in jüngster Zeit seine Ausgaben nicht mehr erwirtschaften. Es kamen zu wenig Besucher. Um die Betriebskosten zu senken, reduzierte er – wie andere Lokale im Stadtgebiet auch – bereits seine Öffnungszeiten. Doch das half nichts. Von den Uhrmachern, die montags bis freitags zum Mittagessen ausschwärmen und sich auch in seinem Haus einfinden, könne er nicht leben, sagt er.

Obwohl das Bistro H4 an der Hauptstraße – einer vielbefahrenen Straße – steht, konnte Remo Steinigen davon nicht so richtig profitieren. Vor dem Bistro und in unmittelbarer Nähe gibt es tagsüber so gut wie keine freien Parkplätze, beklagte er schon vor längerer Zeit. Er selbst hatte Probleme, das Bistro mit Waren zu beliefern.

Nun haben er und seine Frau einen Schlussstrich gezogen und das Bistro geschlossen. Für Glashütte ist das bitter. Denn erst vor einem guten halben Jahr schloss ein anderes beliebtes Lokal, das Gasthaus Goldenes Glas. Dessen Inhaber, Michael Schirmer, verabschiedete sich Ende 2016 aus dem Tagesgeschäft. Er ging in den wohlverdienten Ruhestand. Ganz schließen wollte Michael Schirmer das Gasthaus aber nicht. Für bestimmte Anlässe öffnet er es, allerdings nicht für die Mittagsversorgung der Pendler.

Zu wenige Gäste

Glashüttes Bürgermeister Markus Dreßler (CDU) respektiert die Entscheidung des Eigentümers. Dennoch: „Ich bedaure sehr, dass das H4, das viele Jahre fest zum Stadtleben gehörte, geschlossen hat. Ich hoffe sehr, dass sich recht bald eine Nachfolgelösung findet.“ Ähnlich sieht es Bianca Braun vom Tourismusbüro der Stadt. „Wir haben wieder eine gastronomische Einrichtung verloren“, sagt sie. Sie hofft, dass sich die Steinigens zumindest bei Festen weiter engagieren. Um mehr über die Hintergründe der Schließung zu erfahren, wird sie die beiden Gastronomen in den nächsten Tagen treffen.

Unabhängig davon sei ihr aufgefallen, dass viele Bewohner der ländlichen Regionen ihr Feierabendverhalten in den letzten Jahren verändert haben. Es gibt nur wenige, die am Abend eine Gaststätte besuchen. „Offenbar ziehen sich viele in ihren Garten zurück oder schauen fern“, sagt sie. In Großstädten wie Dresden sei das anders. Dort seien Gaststätten und Biergärten in den Abendstunden gut besucht.

Offen ist, was aus dem Bistro wird. Darum sorgen sich viele Glashütter. Remo Steinigen wird jedenfalls oft darauf angesprochen, auch von Leuten, die er noch nie in seinem Lokal gesehen hat. Der Gastronom ist in Glashütte eben kein Unbekannter. Über viele Jahre war er der Chef des Handels- und Gewerbevereins, er gehörte zu den Initiatoren der Glashütter Faschingsgruppe Gleisberg-Narren und ist einer der Mitveranstalter des sogenannten Lindenglühens. Remo Steinigen ist aber auch einer, der zusammen mit seiner Frau beim Organisieren von Festen wie dem Weihnachtsmarkt zupackt. „Wir werden die Zelte nicht abbrechen. Es wird weitergehen“, verspricht Remo Steinigen. Allerdings überlege er noch, wie. Das Pensiongeschäft laufe indes wie gewohnt weiter.

So bitter die Entscheidung des Gastronomenehepaars ist. Es gibt auch einen Lichtblick, sagt Frau Braun vom Tourismusbüro. In den vergangenen Tagen hat die Bäckerei Bärenhecke begonnen, eine Filiale zu errichten. Vorstandschef Gerald Seifert bestätigt das. Das Café werde ab dem 1. September von Montag bis Sonntag geöffnet haben. Glashütte mit seinen Uhrenfirmen und dem Uhrenmuseum habe viel Potenzial. „Mehrere Bürger sind an uns herangetreten und baten uns, eine Filiale zu eröffnen “, sagt Seifert. Er habe das geprüft und nach einem Standort gesucht. Der liegt direkt neben dem H4.