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Das alte Klassenzimmer als neue Küche

Das zweite Gebäude der früheren Schule Am Gorbitzbach ist fertig saniert. Die erste Familie kann nun einziehen.

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© André Wirsig

Von Linda Barthel

Beinahe hätte Familie Wachs den Jahreswechsel in ihren neuen vier Wänden feiern können. Doch der Umzug wäre dann doch zu stressig geworden. Deshalb packen Vater Sebastian, Mutter Diana und der dreijährige Niklas Frederic erst jetzt ihre Kisten, um von der bisherigen Wohnung auf der Löbtauer Poststraße in die ehemalige Plattenbauschule Am Gorbitzbach zu ziehen. Hier haben die drei eine frisch sanierte Fünf-Zimmer-Wohnung gekauft. Die Küche ist bereits eingebaut, die Wände fertig gestrichen. „Ich bin früher selbst in so eine Schule gegangen“, sagt Sebastian Wachs. Jahre später wird er nun in alten Klassenzimmern und Fachkabinetten wohnen.

Knapp anderthalb Jahre wurde die stillgelegte Gorbitzer Plattenschule umgebaut. Der erste Gebäudeteil ist bereits seit Sommer vergangenen Jahres saniert. Die neuen Eigentümer zogen ab Juni ein. Pünktlich zum Jahreswechsel wurden nun auch die Arbeiten am zweiten Haus abgeschlossen. Hier wird Familie Wachs gemeinsam mit neun anderen Eigentümern wohnen.

Die Eltern waren auf der Suche nach einer größeren Wohnung, weil sie sich eine Schwester oder einen Bruder für Niklas Frederic wünschen. Bei einer Immobilienmesse im Kongresszentrum wurden sie auf das Projekt aufmerksam. „Der Preis war gut und das ist auch kein 08/15 Haus“, sagt Wachs und spielt damit auf die außergewöhnliche Fassade der früheren Schule an.

Diese ist jetzt aus hellem Holz und legt sich wie eine wellenförmige Schale um die beiden Gebäude. „Durch solche Projekte wird der Stadtteil aufgewertet“, sagt der 37-jährige Familienvater. Zunächst hätten seine Frau und er trotzdem Bedenken gehabt, ob sie nach Gorbitz ziehen sollen. „Das Schmuddelimage kennen wir ja auch“, so der Dresdner. „Aber es gibt hier mittlerweile viele Familien mit Kindern. Wir lassen uns auf Gorbitz ein.“ Das neue rund 120 Quadratmeter große Zuhause läge außerdem am Rand des Stadtteils, und um die Ecke gebe es gleich eine Straßenbahnhaltestelle, eine Kita und Schulen.

Außenanlage wird im März fertig

Außerdem muss die Familie so keinen Umzug durch die gesamte Stadt planen. Denn von der Löbtauer Poststraße bis zum neuen Domizil sind es mit dem Auto nur wenige Minuten. „Dadurch haben wir auch weiterhin unsere Bekannten und Freunde in der Nähe“, sagt Wachs. Bei der Gestaltung der Eigentumswohnung hatten er und seine Frau viel Freiraum. So durften sie zum Beispiel selbst entscheiden, welche Fliesen an die Wand und welche Beläge auf die Böden kommen.

Was die neue Außenanlage angeht, muss sich die Familie jedoch noch ein wenig gedulden. Erst im März wird ihre Terrasse fertig, im Mai die Grünflächen an den Häusern. „Das nehmen wir aber in Kauf. Dafür können wir jetzt einziehen“, sagt Wachs. Später wird es draußen auch eine Fläche geben, die alle gemeinsam nutzen. Hier könnte zum Beispiel ein Spielplatz entstehen. „Ich werde einen Sandkasten und eine Schaukel dafür kaufen“, sagt Roland Gelke. Der 51-Jährige ist der Architekt der Siedlung und wohnt mittlerweile selbst in einer der insgesamt 21 Wohnungen, die etwa 1.800 Euro pro Quadratmeter kosten.

Der gebürtige Schwabe hatte die stillgelegte Plattenschule 2010 für knapp 75.000 Euro von der Stadt gekauft. Vor gut einem Jahr begann dann der Umbau, für den er rund 2,5 Millionen Euro investierte. „Es wird nun die gemeinsame Arbeit der Eigentümer sein, die Außenflächen zu gestalten“, sagt Gelke. So sieht es auch Sebastian Wachs. „Es liegt jetzt an uns, das Grundstück mit Leben zu füllen“, sagt der Fami-
lienvater.