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Das Album vom Alex

Alexa Feser besingt ihr Herz aus zweiter Hand, zieht dauernd um und hat eine besondere Verbindung zu Dresden.

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© Christian Juppe

Ihre Fans haben so lange auf das neue Album gewartet. Jetzt ist es da: „Zwischen den Sekunden“. Die Veröffentlichung führt Alexa Feser nach Dresden: Diese Woche startet ihre Tour, und am 17. Mai tritt sie im Beatpol auf (Karten im SZ-Ticketservice). Schon vorher kam die 37-Jährige für einen Kurzbesuch in die Stadt. Die ist ihr sehr vertraut. Über gute Gründe, regelmäßig nach Dresden zu kommen, über einen ungeliebten Charakterzug und ihre sehr spezielle Art, an neuen Songs zu arbeiten, spricht sie im Interview.

Ihre neue Platte war schon viel früher angekündigt. Haben Sie sich einfach nicht hetzen lassen?

Wenn es nur nach mir gegangen wäre, hätte es nicht so lange gedauert. Das neue Album war schon im Sommer fertig. Aber ich wünschte mir, meine erste Vinylplatte in den Händen zu halten, und deren Produktion hat mehr Zeit gebraucht. Vinyl ist im Trend, viele Künstler wollen produzieren lassen. Deshalb sind die wenigen Presswerke, die es gibt, gut ausgelastet.

Warum sollte es die alte Schule sein?

Ich habe ja lange als DJane immer mit Schallplatten gearbeitet. Bei mir zu Hause steht noch mein alter Plattenteller und ich habe eine große Plattensammlung. Ich höre mir gern Vinyl an. Das braucht Vorbereitung. Man muss sich Zeit nehmen, die Platte zu entstauben und nach einer Hälfte des Albums von Hand zu drehen. So konsumiert man Musik nicht einfach nebenbei. Außerdem ist der Klang auch besser als von anderen Tonträgern. Wenn die Platte schon oft gehört wurde, knistert sie. Sie altert, wie Menschen eben auch.

Sie singen Menschengeschichten. Wo sammeln Sie die?

Für die Arbeit an jedem neuen Album ziehe ich um – immer an neue Plätze, wo viel Leben passiert. Am Anfang hat sich das so ergeben, inzwischen ist es meine Arbeitsweise. Ich brauche einfach eine neue Umgebung, einen neuen Blick aus dem Fenster, einen anderen Platz für mein Klavier.

Ganz schön aufwendig!

Die Umzüge sind natürlich schrecklich. Aber wenn es geschafft ist, fängt etwas ganz Neues an. Der Wechsel ist jedes Mal reinigend, weil man Dinge und Gewohnheiten aussortiert. Ich möchte beweglich bleiben und alte Rituale nicht ewig mitschleppen.

Wo war fürs neue Album Ihr Zuhause?

Auf dem Alexanderplatz. Dort sind am Tag mehrere hunderttausend Menschen unterwegs, da konnte ich viel beobachten.

Dort haben Sie den alten Seemann getroffen?

Nein, ganz wie der Song „Linie 7“ heißt, an der S-Bahn-Station. Auch die Alzheimerpatientin aus dem Lied gibt es wirklich.

Wissen sie von dem Lied?

Ich glaube nicht. Die Namen habe ich geändert, damit die beiden geschützt bleiben. Ihre Geschichten haben mich sehr beschäftigt, wie viele andere auch.

Das erfährt man in Ihren Texten. Aber Sie belehren nicht.

Ich beobachte und ziehe daraus meine Erkenntnis. Zeigefinger mag ich nicht. Schließlich bin ich selbst eine Lernende. Allenfalls kann ich ein Ziel oder einen Wunsch formulieren, wie ich die Dinge gern hätte oder wie ich am liebsten wäre.

Was mögen Sie denn an sich nicht?

Dass ich zu impulsiv und aufbrausend bin. Dabei werde ich manchmal ungerecht, weil ich so sehr für etwas kämpfe, dass ich Leute vor den Kopf stoße. Aber es geht mir immer um die Sache, nie absichtlich gegen Menschen. Hinterher ärgere ich mich. Wenn ich erzwingen will, was später mit mehr Ruhe leichter gelungen wäre, ist das echt Energieverschwendung.

Ihr Großvater hat Sie von Kind an musikalisch inspiriert. Lebt er noch?

Er ist schon gestorben, als ich 13 Jahre alt war. In dem Alter habe ich begonnen, meine eigenen Texte zu schreiben, wie das Teenager eben machen – welchen Jungen ich gerade ganz toll finde und so.

Wie Tagebuch. Heben Sie die Texte auf?

Ein paar schlummern noch im Keller.

Und die Liebe von heute?

Viele meiner Songs sind autobiografisch. „Herz aus zweiter Hand“ zum Beispiel.

Das singen Sie sicher im Konzert. Wie gut kennen Sie Dresden?

Ich bin oft hier, weil Stephanie Stumph eine meiner besten Freundinnen ist. Die Dresdner hören gut zu, Text und Inhalt ist ihnen sehr wichtig. Das finde ich toll.

Das Gespräch führte Nadja Laske.