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Darum werden nicht alle Mülltonnen geleert

Rund um Niesky gibt es derzeit glatte Straßen, parkende Autos und gefrorene Tonnen – das macht die Arbeit der Müllmänner schwierig.

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© Claudia Hübschmann

Von Steffen Gerhardt

Nicht jede gefüllte Mülltonne findet in diesen Tagen den Weg zum Entsorgungsfahrzeug beziehungsweise das Fahrzeug zu ihr. Schuld sind die glatten Straßen und durch Schneeberge und parkende Autos eingeengte Zufahrtswege, die es einem Müllfahrzeug schwierig machen, dort gefahrlos durchzukommen.

Aber damit wollen sich Anwohner in Waldhufen nicht abfinden. „Wenn richtig Winter ist, bleiben bei uns die Tonnen stehen“, sagt eine Betroffene, die ihren Namen aber nicht in der Zeitung lesen will. Denn sie hatte vor drei Jahren schon einmal das Problem, und da sei man vonseiten der Behörden nicht freundlich mit ihr umgegangen. Aber nun hatte es ihre Nachbarin getroffen, die ihre volle Mülltonne wieder aufs Grundstück schieben musste, weil sie nicht geleert wurde.

Beide Frauen sind aber davon überzeugt, dass mit einem kleinen Umweg auch ihre Grundstücke vom Entsorger hätten angefahren werden können. „Nur ist dieser 800 Meter länger und wird daher nicht benutzt“, kritisieren die beiden Anwohnerinnen.

In der Tat, sie werden nicht allein mit ihren vollen Abfalltonnen im Winter stehen gelassen. Auch in Groß Radisch, Thiemendorf und Diehsa kommt es vor, dass die Fahrzeuge der Niederschlesischen Entsorgungsgesellschaft die Tonnen nicht leeren können. Das bestätigt der Nieskyer Betriebsleiter der NEG, Joachim Sauer.

Oft sind es die Orte, in denen die Fahrzeuge größere Höhenunterschiede zu meistern haben, also Berge oder Anhöhen hinauf- und hinabfahren müssen. „Die Entscheidung und Verantwortung liegt allein beim Fahrer, inwieweit er mit seinem Fahrzeug die Standorte anfährt“, sagt Joachim Sauer. Denn so ein Sammelfahrzeug bringt es auf rund 24 Tonnen Eigengewicht, dazu dann noch der Abfall in seinem Inneren. Kommt so ein Fahrzeug ins Rutschen, ist oft kein Halten mehr.

So geschehen vor zwei Wochen in Hilbersdorf. Dort gab es auf abschüssiger Straße für ein Entsorgungsfahrzeug keinen Halt mehr und es rutschte in ein Grundstück und beschädigte den Zaun. „Zum Glück wurde dabei niemand verletzt, aber es verdeutlicht das Problem, was wir im Winter haben“, sagt Joachim Sauer. Hinzu kommt, dass die Neben- und Anliegerstraßen nicht so geräumt sind wie die Hauptstraßen beziehungsweise mit Streumittel, wenn überhaupt, sehr sparsam umgegangen wird.

Trotz dieser Widrigkeiten ist die NEG bestrebt, „keinen Kunden alleinzulassen“, betont Joachim Sauer. Aber er muss sich melden, entweder beim Entsorgungsunternehmen oder im Regelbetrieb Abfallwirtschaft im Landratsamt. Dort sind auch zusätzliche Abfallsäcke erhältlich, wenn die volle Mülltonne stehen bleibt und kein Platz für neuen Abfall ist. Dieser Vorschlag wurde auch den beiden Frauen und Waldhufen unterbreitet. Aber sie sind der Meinung, dass die Müllabfuhr eine von ihnen bezahlte Dienstleistung ist. Hinzu kommt, dass jeder weitere Abfallsack ihnen zusätzliche Kosten verursacht und dieser auch noch abzuholen sei.

Ein weiteres Problem ist das Leeren der Biotonne, besonders bei Frost. Da deren Inhalt meist feucht ist, gefriert dieser schnell und lässt sich nicht immer restlos aus den Behältern schütteln. So kommt es vor, dass halbvolle Biotonnen am Straßenrand zurückbleiben. Joachim Sauer spricht von höherer Gewalt, die die Entsorgung erschweren und dem Bürger keinen Anspruch auf das Leeren seiner Abfalltonnen gibt.