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Darum sind Ostmarken wichtig

Supermärkte in Löbau-Zittau setzen auf Produkte aus der Region und der DDR-Zeit. Dabei geht es längst nicht mehr um Nostalgie.

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© Thomas Eichler

Von Anja Beutler

Im Nu stehen die Dosen ganz präsent im Angebotsregal. Marktleiterin Michaela Michel rückt den zu DDR-Zeiten weit verbreiteten Röstkaffee noch einmal zurecht. Filinchen und Nudossi logieren in der Nachbarschaft. Ein Ostprodukte-Frühstück wäre nach einem Einkauf in der Herrnhuter Penny-Filiale kein Problem. In anderen Supermärkten – beispielsweise Kaufland-Filialen – beschwerten sich SZ-Leser jedoch darüber, dass es beliebte Ostprodukte nicht mehr oder nicht ausreichend gebe.

Günther Klippel, der seinen Wagen bei Penny am Kühlregal entlang schiebt, ist mit dem Ost-Angebot zufrieden: „Also Thüringer Rostbratwürste, Bautzner Senf, das kaufen wir gern ein“, sagt der Herrnhuter. Er und seine Frau aus Bayern wieder zurück in den Osten gekommen, wo es auch Ostwaren gab. „Ich denke, das liegt einfach daran, ob man es mag und verträgt“, sagt Klippel. Wie bei den Florena-Produkten, die er selbst gern nutzt.

Auch eine andere Kundin nickt. „Ich bin mit Fit sehr zufrieden und deshalb kaufe ich es auch“, sagt die Frau aus Oderwitz. Ein bisschen Stolz und Verbundenheit auf die Produkte aus der Region seien schon dabei, gibt sie zu. Deshalb sei ihr auch umso deutlicher aufgefallen, dass es bei Norma ein großes Angebot an regionalen oder Ostmarken gebe.

In der Tat spielen gerade bei Penny die regionalen – und damit in der Regel bekannte Ostmarken – eine wichtige Rolle: „Penny richtet sein Sortiment grundsätzlich nach den lokalen oder regionalen Vorlieben aus“, betont Pressesprecher Andreas Krämer. Zwar seien Ostmarken unmittelbar nach der Wende aus der Mode geraten. „Seit gut zehn Jahren sehen wir aber, dass unsere Kunden wieder verstärkt danach fragen.

Zudem haben Marken wie Rotkäppchen, Spreewald-Gurken oder Bautzner Senf auch den Westen erobert“, sagt er. Hinzu komme wohl auch, so ist sich Krämer sicher, dass viele Kunden die Marken aus der Jugend kennen, sich gern daran erinnern und dann auch wieder kaufen.

Eine Strategie wie Penny verfolgen prinzipiell auch Netto, Aldi und Lidl. Auch hier gibt es ein teilweise bundeseinheitliches und ein regional abgestimmtes Angebot. „Wir unterstützen durch unsere Kooperationen mit Unternehmen vor Ort wie Bäckereien oder Brauereien, die mittelständische Wirtschaft“, betont Netto-Sprecherin Christina Stylianou. Aber natürlich hänge es von der Kundenresonanz ab, ob ein Produkt seinen Platz in die Regalen findet. Regional beliebte Produkte anzubieten, sei auch für Aldi durch seine Untergliederung in 34 Regionalgesellschaften sehr gut möglich, betont Sprecher Matthias Kräling.

So könne man auf Kaufgewohnheiten und den Geschmack vor Ort reagieren. Hinzu komme bei Lidl, erklärt dessen Sprecher Mario Köhler, dass sich einige Ostmarken wie Rotkäppchen-Sekt ohnehin inzwischen bundesweit einen Namen gemacht haben und überall angeboten werden.

Auch bei Kaufland spielen – neben „dem Schwerpunkt im Frischebereich, Markenartikeln und attraktiven Eigenmarken sowie heimische Qualitätsprodukte“ eine Rolle, erklärt Andrea Kübler vom Unternehmen. Allerdings kommt es bei Sortimentsanpassungen – wie in den vergangenen Monaten – eben auch dazu, dass weniger Nachfragtes aus der Liste gestrichen werde. Als Anbieter mit bis zu 60 000 Artikeln pro Markt, seien aber nach wie vor viele regionale Marken aus dem Osten vertreten.

Für die zahlreichen Edeka-Märkte hingegen sei nicht ein Einheitssortiment, sondern die Entscheidung der selbständigen Kaufleute ausschlaggebend, erklärt die Pressestelle. Und da zählen die Wünsche der Kunden.