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Dank an die Retter in der Not

Der Bautzener Michael Huth wohnt im sechsten Stock. Als in einer Nacht der Fahrstuhl ausfiel, brauchte der Rollstuhlfahrer dringend Hilfe.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Wenn der Fahrstuhl funktioniert, ist alles gut. Dann kommt Michael Huth problemlos in seine Wohnung im sechsten Stock am Gesundbrunnenring. Dort wohnt der 61-Jährige seit einem reichlichen halben Jahr. Er ist glücklich, weil die Wohnung und das Bad absolut rollstuhlgerecht sind. Sogar eine Steckdose wurde extra für ihn im Treppenflur installiert, damit er seinen E-Rolli aufladen kann.

Doch vorige Woche hatte er ein Erlebnis, das ihn noch heute beschäftigt. Vor allem erfasst ihn im Rückblick eine tiefe Dankbarkeit für seine vielen Helfer. Was war geschehen? Am Mittwochabend kehrte Michael Huth aus seinem Kleingarten zurück. Wie immer wollte er mit dem Lift nach oben fahren. Doch die Fahrstuhltür öffnete und schloss sich immer wieder. Nach dem Betätigen des Notrufknopfes erklärten ihm die Diensthabenden am anderen Ende der Leitung, dass sie in Berlin sitzen und nur helfen können, wenn der Fahrstuhl feststeckt.

Doch das war ja nicht der Fall. Der Lift funktionierte einfach nicht mehr. Michael Huths Frau rief die Servicefirma an, die ihren Sitz in der Nähe von Zittau hat. Dort war die Fehlermeldung schon eingegangen. Obwohl der Monteur bereits eine Zwölf-Stunden-Schicht hinter sich hatte, machte er sich auf den Weg nach Bautzen. Nach rund drei Stunden Fehlersuche stellte er fest, dass eine Platine beschädigt war, die ausgewechselt werden musste. Mitten in der Nacht war da nichts zu machen. Nun war guter Rat teuer. Wie sollte Michael Huth in dieser Nacht in sein Bett kommen? Schließlich rief man die Feuerwehr, die sich gleich um die Ecke befindet, zu Hilfe. Die diensthabenden Kameraden machten sie sich sofort auf den Weg, um Hilfe zu organisieren. Der Gedanke, die Drehleiter zu nutzen, wurde verworfen.

Die Kameraden wussten, dass der Rettungsdienst einen Spezialstuhl zur Verfügung hat. Also wurde dieser alarmiert. Abwechselnd trugen dann jeweils vier Feuerwehrleute und vier Rettungssanitäter den rund 130 Kilo schweren Michael Huth in die sechste Etage. „Ich hätte nicht mit ihnen tauschen wollen“, sagt der 61-Jährige. „Ich bin all meinen Helfern unendlich dankbar“, sagt der Bautzener, der seit 1988 an Diabetes erkrankt ist und dem deshalb vor einiger Zeit der linke Unterschenkel amputiert werden musste.

Für die mitternächtliche Rettungsaktion habe er nichts bezahlen müssen. Sogar die Hausbewohner hätten Anteil genommen und ihm zu essen und zu trinken gebracht. Das sei durchaus nicht selbstverständlich. Es sei schön für ihn zu sehen, dass Menschen in der Not einander beistehen. Er sei auch seiner Familie sehr dankbar, die ihm hilft, mit seinem Schicksal fertig zu werden. Schließlich hatte der gelernte Schlosser vor seiner Invalidität viele Jahre den Fußball-Nachwuchs des SV Malschwitz trainiert. Besonders gerne erinnert er sich an seine „Karriere“ als Weihnachtsmann, den er über 20 Jahre gespielt hatte.