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Damit sich dieses Unglück nicht wiederholt

Schüler sollen von Kleinthiemig bis zur B 98 sicherer fahren. Bis Dezember soll der lange geforderte Radweg fertig sein.

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© Archivfoto: Brühl

Von Manfred Müller

Kleinthiemig. Die Eltern der Schulkinder aus Walda und Kleinthiemig können ab dem nächsten Jahr ruhiger schlafen. Dann wird die stark befahrene Kreisstraße 8570 nach Großenhain von einem Radweg flankiert sein. Die Kinder, die morgens zur Schachtschule oder ins Gymnasium radeln, müssen sich dann nicht mehr auf den Randstreifen ausweichen, wenn ihnen Lkws oder Traktoren entgegenkommen. Anfang September erfolgt der erste Spatenstich für die von den Bürgern seit Jahren geforderte Radlerpiste. Ende November sollen die Arbeiten bereits abgeschlossen sein.

Das ist eines der Protestschilder, die drei Walda-Kleinthiemiger anfertigen ließen, um den Unmut der Eltern kundzutun.
Das ist eines der Protestschilder, die drei Walda-Kleinthiemiger anfertigen ließen, um den Unmut der Eltern kundzutun. © Anne Hübschmann

„Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich beim Landratsamt nachgefragt habe, wann nun endlich etwas passiert“, sagt Dietmar Klück. Irgendwann hatte der Kleinthiemiger die Nase voll und entwarf mit zwei Gleichgesinnten Protestschilder. Die wurden ganz im Stillen in der Großenhainer Creativ Factory gefertigt und am Ortsausgang sowie an der Bundesstraße aufgestellt. Lutz Schanze, Dietmar Seifert und er seien sich vorgekommen wie die drei Musketiere, erzählt Klück von der Nacht- und Nebelaktion. Sie hätten als Anwohner nicht selbst in die Öffentlichkeit treten wollen, um im Dorf nicht für böses Blut zu sorgen. Und das hatte seinen Grund: Es lag nämlich nicht nur an fehlenden Geldern oder an der Bürokratie, dass sich in Sachen Radweg lange Zeit nichts bewegte. Auch der Grundstückserwerb erwies sich schwieriger als gedacht, und dafür konnte man das Landratsamt nun wirklich nicht verantwortlich machen. Die Protestaktion zeigt nun ihre Wirkung.

„Na, das ist doch mal eine gute Nachricht“, sagt Ortsvorsteher Jens Noack mit hörbarer Erleichterung. „Ich hatte zwischendurch so meine Zweifel, ob das mit dem Radweg überhaupt noch etwas wird.“ Noack verbringt zurzeit seinen Urlaub in Kroatien und erfuhr erst durch einen Anruf der SZ vom offiziellen Baubeginn.

Auch der Walda-Kleinthiemiger Ortschaftsrat hatte immer wieder Druck gemacht. Zuletzt wandte er sich mit einer Petition an den Bundestag. Der Vorstoß landete zwar wieder auf den altbekannten Schreibtischen im Landratsamt, hat aber offensichtlich ebenfalls etwas bewirkt.

Straße trotz Baustelle offen

Lange Zeit hatte sich Meißen mit dem Kleinthiemiger Radweg schwergetan. Zunächst wurden Schwierigkeiten beim Landkauf ins Feld geführt. Einige Flächeneigentümer wollten ihre Parzellen partout nicht veräußern. Im Herbst 2015 dann die Entwarnung: Die Eigentumsprobleme, die den Bau bisher verzögerten, seien nun ausgeräumt. Dann gab es wieder einen Salto rückwärts: Man stehe noch mit drei Eigentümern in Verhandlungen. Seltsam nur, dass die Mitglieder des Ortschaftsrates mit allen Flächeneigentümern gesprochen und keiner sich quergestellt hatte.

Es gab noch eine weiteres Problem, das die Kreisverwaltung aus dem Hut zauberte: Sie müsse eine 3600 Quadratmeter große versiegelte Fläche finden, die als Ausgleich für die Asphaltierung des Radweges renaturiert wird. Das sei eine Forderung der Landesdirektion Sachsen, an der aufgrund der Gesetzlichkeiten kein Weg vorbeiführt. Hier sprang die Stadt Großenhain ein und benannte entsprechende Areale.

Dennoch kamen aus der Landkreis-Bauverwaltung immer wieder Ausflüchte. Bis hin zu der Begründung, dass die Straße zwischen Kleinthiemig und der B 98 gut einsehbar und überdies kein Unfallschwerpunkt sei. Das empfanden die Waldaer als Frechheit. Waren doch im Jahr 2010 auf der Strecke zwei Gymnasiastinnen von einem Kleintransporter erfasst und verletzt worden. Die Straße wird jeden Tag von etwa 40 Waldaer Kindern benutzt, die nach Großenhain in die Schule fahren. Manchmal in Pulks von 18, 20 Schülern. Und diese Pulks werden trotz Gegenverkehr oft von Autofahrern überholt.

In vier Monaten soll das alles Geschichte sein. Die Kreisstraße bleibt während der Bauzeit offen. Nur die erlaubte Geschwindigkeit wird herabgesetzt. Verkehrseinschränkungen wird es lediglich am Anfang und am Ende der Baustelle und durch den Baustellenverkehr selbst geben.