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Damit Mittelndorf nicht ausstirbt

Der demografische Wandel als Chance auf dem Land? Wie das gehen kann, soll ein Modellprojekt zeigen.

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Von Anja Weber

Mittelndorf schickt sich an, moderne Geschichte zu schreiben. Der Sebnitzer Ortsteil wurde auserkoren, als Modellprojekt für den ländlichen Raum Strategien für die Entwicklung aufzuzeigen. Das Interesse daran ist sachsenweit groß. Und schon jetzt schauen ähnlich ländlich geprägte Orte wie zum Beispiel im Landkreis Riesa-Großenhain auf das, was in Mittelndorf in den nächsten Wochen und Monaten geschehen wird.

Das Projekt selbst, welches in Zusammenarbeit von Innenministerium, Landratsamt und Stadtverwaltung entsteht, nennt sich „Zukunft von Ortsteilen im ländlichen Raum des Landkreises“. Beispielhaft soll der Ortsteil Mittelndorf siedlungsstrukturell untersucht werden, mit Blick auf die Auswirkungen des demografischen Wandels. Dabei geht es unter anderem um Fragen wie: Welche Gebäude stehen schon leer und bei welchen wird es bald so weit sein? Was haben die Eigentümer vor? Was ergibt sich für das Ortsbild daraus? Es geht aber auch darum, wie das Leben im Dorf gehalten werden kann und welche Vorzüge das Leben auf dem Land hat. Anhand typischer Dörfer sollen Modelle entwickelt werden, wie die Orte überleben können, welche Chancen sich bieten.

Verantwortlich ist das Landratsamt, welches neben dem Freistaat die Kosten für das Projekt übernimmt. In einem ersten Schritt wurde im Sommer ein Teilnahmewettbewerb für Planungsbüros ausgelobt. Inzwischen liegen die Ergebnisse vor. Drei Büros kamen in die engere Wahl. Beauftragt wurde letztlich das Unternehmen Empirica aus Berlin. Dessen Leipziger Niederlassung entwickelte bereits das Demografie-Management für die Stadt Sebnitz. Das Unternehmen kann damit bereits auf Ortskenntnisse zurückgreifen.

Jetzt an Morgen zu denken, sei ein wichtiger Grundsatz der Arbeit. Denn nur so könne es gelingen, auch für die nächste Generation den Landkreis lebenswert und attraktiv aufzustellen, sagt Landrat Michael Geisler (CDU). Die Einwohner werden in diesen Prozess aktiv einbezogen. So ist im Dezember eine Auftaktveranstaltung geplant, in welcher das Projekt und das Büro vorgestellt werden. Einwohner bekommen an diesem Abend sicherlich auch Antworten auf ihre Fragen und können eigene Anregungen weitergeben.

Die Hoffnungen der Stadt Sebnitz in dieses Projekt sind groß. „Oft sind die Aufgaben in einer Kommune sehr kleingliedrig. Mit diesem Projekt können wir strategische Zeiträume betrachten und gemeinsam tragfähige Lösungen für die Zukunft unserer Menschen hier in der Region entwickeln“, sagt der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU).

Die Studie kostet rund 33 000 Euro. Der Startschuss fällt Anfang November. Ende Mai 2015 sollen dann die Ergebnisse vorliegen. Anhand der Erfahrungen des Sebnitzer Ortsteils plant der Freistaat perspektivisch, ein Förderprogramm für den ländlichen Raum aufzulegen. Und das könnte dann auch Mittelndorf wieder zugute kommen. Denn neben gut sanierten Häusern gibt es auch Ruinen im Dorf, wie zum Beispiel den alten Gasthof Mittelndorf. Direkt an der Hauptstraße gelegen, ist er nicht nur Einwohnern schon viele Jahre ein Dorn im Auge. Genauso das ehemalige Freibad, welches sich, wie der Gasthof, in Privatbesitz befindet. Dazu kommen noch verfallende Scheunen und Ähnliches.