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Damit Freital bunter wird

Dorothee Zetzsche hat in Potschappel eine alte Dreckecke verschönert. Es soll nicht das einzige Projekt bleiben.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Andrea Schawe

Freital. Zusammen etwas schaffen – darum geht es. „Das liegt mir am Herzen“, sagt Dorothee Zetzsche. Einer pflanzt, einer zupft Unkraut, einer gießt: So entstand auf einer privaten Fläche an der Dresdner Straße Potschappels neue Ecke. An der Kreuzung Coschützer Straße blühen nun Borretsch und Frauenmantel in aufgeräumten Beeten, Himbeeren wachsen. Bis vor Kurzem war der Platz noch eine von Freitals Dreckecken, Müll lag herum, die Betonbeete waren verwildert.

„Jeder kann etwas daran ändern“, sagt Dorothee Zetzsche. Die Psychotherapeutin wohnt in Kreischa, ist aber in Freital zur Schule gegangen, auch ihr Mann kommt von hier. „Ich fühle mich der Stadt sehr verbunden“, sagt die 50-Jährige. „Die Widersprüche reizen mich.“ Freital sei geprägt von Gegensätzen: Es gebe schöne Natur und industrielle Gebäude, etwa der Windberg und auf der anderen Seite das Edelstahlwerk mit den Halden aus Altlasten im Freitaler Hütten-, Sau- und Wettingrund. „Man merkt der Stadt ihre Geschichte an und gleichzeitig sind die Menschen bemüht, etwas Neues zu schaffen.“

Die Idee zum Projekt entstand im vergangenen Jahr. „Meine Freunde sagten immer, durch Freital fahren wir nur durch“, erzählt sie. Bei den Kulturalltagen 2015 hielt Zetzsche einen Vortrag im Technologiezentrum zum fehlenden Leitbild der Stadt. „Ich sagte den Gästen: Freital ist wunderschön. Gehen Sie nur mal rüber zur Weißeritz.“ Hinter dem Neumarkt hat die Stadt den Windbergpark angelegt – dort gibt es einen Klanggarten, eine Slackline-Anlage, einen Uferplatz direkt an der Weißeritz, einen Grillplatz, einen Wasser-Matsch-Spielplatz mit Sandkasten sowie zahlreiche Sitzbänke. „Natürlich muss man erst einmal über einen betonierten Parkplatz gehen, um diesen Ort zu finden.“

Zusammen mit dem Umweltzentrum und einigen Freitalern machte sie sich auf den Weg, um Orte zu finden, die sich verändern lassen – die Wahl fiel auf die Ecke an der Unteren Mühle. „Die Stadt braucht Plätze, an denen die Menschen auch verweilen können.“ Das könne man doch gemeinsam organisieren.

„Mein Mann war der größte Skeptiker“, sagt sie schmunzelnd. „Er hat nicht gedacht, dass überhaupt jemand kommt.“ Doch es kamen Leute, die das Projekt unterstützen. Bei den Pflanzaktionen halfen mehrere Freiwillige mit, die Fläche zu verschönern. Sie brachten Pflanzen mit, zupften Unkraut, entfernten Müll. „So soll es ja auch sein“, sagt Zetzsche. „Ich habe tolle Leute kennengelernt durch die Aktionen.“

Die Aktion wurde auch von Freitaler Unternehmen unterstützt. Das Hummuswerk spendete die Erde, die Papierfabrik Pappe. Bombastus will noch Salbeipflanzen zur Verfügung stellen, so Zetzsche. Der Förderkreis Biotec übernahm das tägliche Gießen. Die Freitaler Tischlerei „inHolz“ sponsort mehrere Sitzbänke. Sie wurden am Mittwoch von Schülern des Weißeritzgymnasiums aufgebaut. Sie bauten seit Montag während einer Projektwoche außerdem ein Hochbeet für die Ecke, das mit Kräutern bepflanzt wird – unter der professionellen Anleitung der Mitarbeiterinnen des Umweltzentrums. Für die Schüler galt das Motto: „Schaffe dir deinen Lieblingsort in Freital, lass deine Ideen sprießen.“

Der Erfolg erstaunt auch Dorothee Zetzsche. „Die Freitaler reagieren gut darauf. Ich merke von vielen eine tiefe Dankbarkeit“, sagt sie. Die Freitaler sammeln weiter den Müll auf, gießen ab und zu, wenn etwas wegkommt, kriege sie auch mal einen Anruf. „Das freut mich.“

Nun wollen sie und ihre Mitstreiter feiern. Und: Wissen, wie es weitergeht. Die Fläche könnte schrittweise bis 2017 umgestaltet werden. „Das geht aber nur, wenn sich noch mehr Leute beteiligen“, sagt Dorothee Zetzsche. „Alle, denen die Ecke gefällt, sollen vorbeikommen.“ Das Projekt sei ein Anfang, nun sollen neue Ideen her. „Wir brauchen Leute, die uns Mut zum Weitermachen geben“, sagt sie. „Zusammen eben.“ Sie könnte sich etwa einen Gärtnerplausch vorstellen, einen Gemeinschaftsgarten oder die Zusammenarbeit mit einem Bienenverein.

Am Freitag um 16 Uhr wird die Fläche offiziell eröffnet. Ab 18 Uhr wird an der Ecke (bei Regen im Raum der Freien Evangelischen Gemeinde, Dresdner Straße 72) gefeiert. Dorothee Zetzsche hält einen kurzen Vortrag unter dem Titel „In Freital verweilen“, danach Livemusik.