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Damit es mit dem Nachwuchs klappt

Bis 2022 wollen 764 Unternehmen im Kreis Görlitz gut 5 000 Stellen neu besetzen. Der Landkreis wird helfen.

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© André Schulze

Von Carla Mattern

Simon Wirth schraubt an einer Hubbühne. Der 19-Jährige lernt im dritten Jahr in der Lift-Manager GmbH Mechatroniker. Sich für das Unternehmen zu entscheiden, fiel Simon Wirth leicht. „Bei einem Praktikum und Ferienarbeit habe ich die Firma kennengelernt. Und es ist für mich ein Heimspiel, denn ich bin Jänkendorfer“, erzählt er. Mit dem Gesellenbrief in der Tasche zieht es den Jänkendorfer nicht in die weite Welt. Er möchte gerne in seinem Ausbildungsbetrieb bleiben. Das freut seinen Chef Roland Jäkel. Seit 1996 werden in der Firma Lift Manager verschiedene Metall- und kaufmännische Berufe ausgebildet. „Als Grundlage einer langfristigen Unternehmenssicherung messen wir der Nachwuchsgewinnung größte Bedeutung bei“, sagt der Chef und Inhaber der Firma mit Standorten in mehreren Ländern in Europa. Von den insgesamt 78 Mitarbeitern sind zurzeit sechs Auszubildende.

So gut wie bei Lift Manager läuft es bei weitem nicht in den Unternehmen des Landkreises Görlitz. 33 Prozent der Ausbildungsplätze konnten für das aktuelle Ausbildungsjahr nicht besetzt werden. Das sind 144 freie Ausbildungsplätze in 86 Unternehmen. „Das ist ein Trend, an den wir uns gewöhnen müssen“, sagt Sabine Schaffer am Donnerstag in Jänkendorf. Sie war für die Koordinierungsstelle für Berufsorientierung im Landratsamt Görlitz dabei, als die Befragung von Unternehmen im Kreis Görlitz vorgestellt wurde. Von etwa 6 500 Unternehmen hatten sich auf die Online-Befragung unter Federführung des Jobcenters des Landkreises 764 zurückgemeldet. Sie gaben Auskunft zu Themen wie Standortzufriedenheit, Unternehmensnachfolger, Unterstützungsbedarf, Personalbedarf und Ausbildung.

Aus den Daten der 764 Firmen will der Landkreis ableiten, welche Unterstützung aus Verwaltung und Politik gefordert, notwendig und machbar sind. Dass, anders als oft wahrgenommen, Firmen im Landkreis durchaus ein gutes Auskommen haben, zeigt die Durchschnittsnote 2,67 für den Landkreis als Wirtschaftsstandort. Mehr als 80 Prozent der Unternehmen würden den Kreis anderen ansiedlungswilligen Unternehmen sogar weiterempfehlen. Dass großer Handlungsbedarf besteht, zeigt der Fakt, dass bis 2022 in den Firmen 5 160 Stellen neu besetzt werden müssen. Für knapp 3 000 Stellen werden Fachkräfte, für rund 850 Stellen Hilfskräfte gesucht. Damit sollen altersbedingt ausscheidende Mitarbeiter ersetzt und neu geschaffene Stellen besetzt werden. Außerdem wollen die Firmen rund 1 400 junge Leute ausbilden. Ein Viertel der Firmen gab außerdem an, dass das Thema Unternehmensnachfolge in den nächsten fünf Jahren eine Rolle spielt.

Für den Leiter des Jobcenters, Felix Breitenstein, sind solche Ergebnisse ein wahrer Schatz. „Wir können jetzt den tatsächlichen Bedarf ableiten, auf das Unternehmen und den Standort bezogen“, sagt er. 65 Firmen haben auf dem Online-Frageborgen angegeben, dass sie gerne eine externe Unterstützung haben möchten. Mit denen werden jetzt Termine vereinbart und vor Ort Beratungen erfolgen, kündigt Felix Breitenstein an. Er schätzt, dass Teams des Jobcenters damit in den nächsten acht Wochen zu tun hat. Sie werden übrigens auch das Thema Ausbildung nicht aussparen und beispielsweise die gerade erschienene Broschüre „Wie bewerbe ich mich bei meinem Azubi?“ mit Tipps für ein erfolgreiches Ausbildungsmarketing im Gepäck haben. Es gehe bei den Besuchen unter anderem auch darum, mit den Firmenchefs genau auszuloten, welche Anforderungen an die Mitarbeiter gestellt werden. „Brauchen sie eine Fachkraft oder eine zertifizierte Teilkraft?“, so der Chef des Jobcenters. Das sei auch für die knapp 17 400 beim Jobcenter erfassten Hartz-IV-Empfänger gut, die wieder in eine Arbeit gebracht werden sollen. Umgeschult und qualifiziert werden könne dann möglichst punktgenau. Vier Schwerpunkte ergeben sich aus den Umfragebögen schon jetzt: die Bereiche Pflege, Baugewerbe, Handwerk und verarbeitendes Gewerbe. Unternehmensbezogene Angebote machen, Lösungen entwickeln: das ist auch Schwerpunkt bei Arbeitgeberkonferenzen. Am 16. Mai lädt das Jobcenter nach Weißwasser, am 13. Juni nach Niesky ein. Dabei soll es auch in Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur bei Workshops in Unternehmen gehen. Für den Oktober wird in Löbau gemeinsam mit dem Jobcenter des Kreises Bautzen und der Arbeitsagentur eine Bildungs- und Jobmesse vorbereitet. „Wir müssen oberlausitzweit denken“, sagt Felix Breitenstein.

Zuerst einmal bekommen die Firmen, die bei der Online-Umfrage teilgenommen haben, eine Auswertung zugeschickt. Unternehmer, die im Januar vielleicht nicht die Zeit fanden, die Fragen zu beantworten, können das jetzt noch, sagt Martina Weber, Beigeordnete im Landratsamt. Auf ein Wort