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Damit das Wasser draußen bleibt

Immobilienunternehmer Wolfgang Müller will seine Häuser vor einer Flut schützen. Dafür hat er ein ausgefeiltes Konzept erarbeitet.

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© André Braun

Von Cathrin Reichelt

Wolfgang Müller ist überrascht. „Eigentlich dachte ich, dass der Aufbau des Hochwasserschutzsystems mindestens eine halbe Stunde dauert. Aber es stand schon nach zehn Minuten“, sagt er mit Blick auf das ehemalige Sonnenstudio an der Ritterstraße. In den normalen- und Rundbogenfenstern stecken übereinander zwischen sechs und 14 sogenannte Dammbalken. Sie erreichen eine Gesamthöhe von 1,50 Meter. „Das sind 30 Zentimeter über dem Pegel vom Juni 2013 erklärt der Immobilienunternehmer.

Er hält mehrere Blätter in der Hand. Auf einem ist die Fensterfront des Gebäudes zu sehen, die durchnummeriert ist. „Wir haben jedes einzelne Fenster und die Tür ausgemessen. Denn sie sind alle etwas unterschiedlich“, so Müller. Schließlich sollen die Elemente genau passen und keine Lücken bleiben. Trotzdem muss an denen für die Tür nachgebessert werden. Sie sind nicht perfekt. „Zum Glück haben wir das System jetzt ausprobiert und nicht erst bei einer Flut zum ersten Mal installiert“, meint Wolfgang Müller.

Während Silke von Känel, Mitarbeiterin der WM Immobilien GmbH, die einzelnen Dammbalken nummeriert, damit sie beim Einsetzen nicht verwechselt werden, erklärt Müller das andere Blatt. Es ist ein akribisch, bis ins kleinste Detail ausgearbeiteter Notfallplan, der weit über den Einbau des Schutzsystems hinausgeht. Der Plan reicht vom Schließen der Rückstauklappen bis zum permanenten Betrieb des Notstromaggregats, für dessen Aufsichtsperson Müller sogar eine Kiste Bier vorsieht. Schließlich müsse der Mann ständig vor Ort sein, um immer wieder Benzin nachzufüllen. Denn das Aggregat soll die Tauchpumpen antreiben, die trotz des Schutzes eindringendes Wasser wieder nach draußen befördern. Dafür werde der Abwasserschlauch durch das Oberlicht der Tür geführt. „Und wir lassen das Wasser in Döbeln noch ein bisschen steigen“, meint Müller schmunzelnd.

Vier der Häuser, die dem Unternehmer gehören, sind bereits mit einem solchen Flutsystem ausgerüstet. Etwa die Hälfte aller seiner Immobilien sollen einen solchen Schutz erhalten. Allerdings verweist Gerald Hübner vom Zentrum für Hochwasserschutz darauf, dass die Wartezeit für ein solches System derzeit etwa ein halbes Jahr beträgt.

Neben der Einrichtung des Hochwasserschutzsystems, das auch im Gebäude eingelagert wird, saniert Besitzer Sebastian Müller das ehemalige Sonnenstudio. „Bis zum Hochwasser 2013 hatten wir einen Interessenten, der lange an dem Objekt festgehalten hat, dann aber doch abgesprungen ist“, erklärt Wolfgang Müller. Derzeit sei er mit drei Partnern einer Branche im Gespräch, von denen einer voraussichtlich im Herbst einziehen werde. Mehr will Müller derzeit noch nicht dazu sagen.