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Damit das Vinyl nicht verschwindet

Der Kamenzer Club Fewa sucht nach Leuten, die Lust haben, Platten aufzulegen. Am 6. Mai gibt es einen Workshop.

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Kamenz. Lange Zeit fristeten die guten alten Schallplatten neben der CD ein wahres Schattendasein. Seit Jahren der Rezession steigen die Verkaufszahlen gerade wieder sprunghaft an. Das freut besonders die Macher des Fewa Clubs in Kamenz. Denn gerade dieser Sache haben sie sich seit Langem verschrieben. Inspiriert von der Bewegung, die es Anfang der 90er Jahre in der Musikwelt gab, wollten Kamenzer DJs, wie Noname, Hellraiser und Bakermann vor 23 Jahren eine Adresse für Techno, Hip-Hop, Drum&Bass und Breakbeat in der Stadt etablieren. Auf der Suche nach einer geeigneten Location wurde man bald fündig: Die Räume einer alten Feuerwache schienen der ideale Ort zu sein. Leider wurde daraus nichts auf Dauer – nur der Name blieb: Club Feuerwache. Im Frühling des Jahres 1993 wurde die Fewa-Clique auf ein leer stehendes Einfamilienhaus im Hinterhof des damaligen Kulturhauses in der Oststraße aufmerksam. Bis 1989 waren in dem Gebäudekomplex die SED-Kreisleitung und diverse „Organe“ des DDR-Staates untergebracht. Der zuständige Hausmeister wohnte bis zur Wende selber im Haus, welches bald die Heimat von Ravern und DJs aus der ganzen Region werden sollte.

Partys in der Hausmeisterwohnung

Im Frühjahr 1993 wurden in der Hausmeisterwohnung die ersten Partys gefeiert. Der geräumige Dachboden diente als Tanzfläche, das Wohnzimmer wurde Chill-out Zone und in der Küche war die Bar. Nach und nach machten die jungen Leute weitere Räume nutzbar. Es entstand eine gemütliche, verwinkelte Location. Technofans und DJs aus Bautzen, Hoyerswerda, Dresden und dem Kreis Kamenz konnten sich hier treffen, um gemeinsam zu tanzen und aufzulegen. Die ständige Präsenz des Clubs und seine Resident-Djs sorgten dafür, dass die Feuerwache zu einer festen Adresse für elektronische Musik in Sachsen wurde. Im Winter 1999 musste man das Haus an der Oststraße verlassen. Das Gebäude war baufällig und wäre sicher bald unter der Last der hüpfenden und stampfenden Raver zusammengefallen. Das neue Quartier befindet sich seitdem in den Kellergewölben des Stadttheaters, im Zentrum der Altstadt.

Skurrile Figuren

Und man tut heute immer noch das, was man am besten kann: Schöne Platten drehen! Aber es ist wie anderswo auch – durch Zuwachsprobleme kann man allein kaum noch den normalen Clubbetrieb aufrechterhalten. „Neue Gesichter sind nicht nur an Partytagen als Gäste, sondern auch gern als neue Mitglieder willkommen“, so Daniel Meder von der Fewa. „Wir springen auf keinen Zug auf, wir machen Musik mit der Platte seit 1993 und bleiben dem treu!“ Vinyljunkies sind hier fast alle. Für manche Menschen sind DJs skurrile Figuren, die in unterbelichteten Räumen zu Unzeiten die Ohren von Besuchern oder Anwohnern strapazieren. „Wir betrachten das jedoch von der anderen Seite, macht es uns doch einen Riesenspaß, an den Decks zu stehen und den Leuten ein paar schöne Stunden zu bescheren. Das Leben besteht schließlich nicht nur aus Schule oder Arbeit!“

Für das Handwerk des Auflegens gibt es kein Geheimrezept. Jeder hat eigenen Stil und Geschmack, entwickelt Skills und bringt es auf seine Weise rüber. Wer gern mehr über Hintergründe, Technik und Arbeitsweisen erfahren möchte, der ist am Freitag, den 6. Mai, ab 19 Uhr zu einem ersten Workshop dieser Art im Fewa Club willkommen. Das Thema des Abends: „Auflegen mit Vinyl und CD – alles rund ums Musikmachen, Tipps & Tricks“. Fragen werden beantwortet. Auf Wunsch darf man sich selbst an die Teller stellen. (SZ)

Infos: [email protected] oder via Facebook. Am 14. Mai wird übrigens auch das 23-jährige Bestehen mit einer Party im Stadttheaterkeller gefeiert.