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Damit das Dach dicht ist

Beim Dachtag der Dachdeckerinnung Döbeln-Rochlitz gibt es nicht nur die neueste Technik zu sehen.

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© André Braun

Von Helene Krause

Döbeln. Auf dem Steigerhausplatz in Döbeln recken Kräne ihre Ausleger in den Himmel. In einem Truck sind Dachpfannen ausgestellt, an anderen Ständen gibt es Dachfenster und Dachdeckerzubehör zu sehen. Die Dachdeckerinnung Döbeln-Rochlitz hat zum Dachtag eingeladen. Auf ihm wollen sie über ihr Handwerk informieren, denn die Innung wird in diesem Jahr 130 Jahre.

„Zehn Firmen beteiligen sich an der Veranstaltung“, sagt Eckhard Weimert von der Dachdeckerinnung. „Wir wollen hauptsächlich Berufskollegen aus den Regierungsbezirken Dresden, Chemnitz und Leipzig ansprechen. Aber auch die Bevölkerung ist eingeladen.“ Die Firmen stellen beim Dachtag ihre neue Technik und die neuesten Produkte aus. Lehrlinge zeigen an einem Modell ihren Ausbildungsstand. Wie in fast allen Handwerksberufen ist es auch für die Dachdeckerfirmen schwer, Auszubildende zu finden. Zur Nachwuchsgewinnung werden die Betriebe nicht nur auf Facebook, sondern sie sind auch auf Veranstaltungen präsent und besuchen Ausbildungsmessen. „Das Berufsbild Dachdecker ist nicht mehr wie früher“, so Weimert. „Wir erneuern auch Fassaden, bauen Fenster und Wärmedämmung ein und machen noch anderes mehr. Es ist ein interessanter Beruf und man ist jeden Tag an der Luft.“

Beim Dachtag dabei ist auch der Kreishandwerksmeister der Dachdeckerinnung Jürgen Endmann aus Lunzenau. Seit 1968 ist der heute 67-jährige Dachdecker, davon seit 1979 selbstständig. Das Dachdeckergeschäft übernahm er von seinem Vater, die Firma feiert 2019 ihr 150-jähriges Bestehen. „Leider haben wir keinen Nachfolger“, bedauert er. Sein Sohn darf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr aufs Dach. „Das goldene Hoch für das Handwerk ist vorbei“, meint Endmann. „Es gibt zu viel Bürokratie.“ Aus seiner langjährigen Handwerkertätigkeit kann er viel erzählen. So war es zu DDR-Zeiten üblich, dass die Firmen die Arbeiten zugeteilt bekamen und auch das Material. „Um für die Kunden etwas zu haben, gingen wir oft in den Forst und fällten Bäume“, sagt er. „Es gab auch zu wenig Arbeitskräfte. Im Handwerk war der Verdienst zu gering. Die Leute gingen lieber in die Fabrik.“ Für den fehlenden Nachwuchs im Handwerk macht Endmann die Schulpolitik mit verantwortlich. „80 Prozent der Schüler gehen aufs Gymnasium, auch wenn viele das Abitur dann nicht schaffen. Handwerker sind in deren Augen zweite Klasse.“

Im Eingangsbereich des Volkshauses ist altes Handwerksgerät ausgestellt. Dachdeckermeister Andreas Götze aus Roßwein hat ein Motorrad MZ mit einem Beiwagen für Material in die Ausstellung gebracht. „Mit dem Motorrad fuhr der Meister mit einer zehner Rüstleiter“, sagt er. Götze, der die Dachdeckerfirma von seinem Vater übernahm, erzählte eine kuriose Begebenheit. Zu DDR-Zeiten hatten sie einen Seil- aufzug mit Benzinmotor. Der musste im Boden mit Erdspießen befestigt werden. Dabei haben sie einmal ein 500-adriges Telefonkabel zerhackt. Das Problem dabei waren nicht nur die zerstörten Telefonverbindungen, sondern dass ihnen die Behörden damals sofort Sabotage vorwarfen. Zum Glück habe die Post das Kabel schnell repariert, sagte Götze.

Dachdeckermeister Matthias Keilwagen aus Mügeln ist mit seinen Töchtern Pauline und Lisa gekommen. „Ich bin selber Meister in der Innung“, sagt er. „Meine Töchter sollen etwas über das Handwerk sehen.“ Kati Hebenstreit arbeitet bei der Dachdeckerfirma Weimert in Döbeln. „Ich wollte meinen Kindern Karl und Thea die Kräne zeigen“, sagt sie. Gert Hempel aus Waldheim hat auch einen Dachdeckerbetrieb. „Ich gehöre zur Innung“, sagt er. „Da ist es Pflicht, hier zu erscheinen.“