Merken

Damit Behinderte wahrgenommen werden

Beim Tag der offenen Tür der Werkstätten in Roßwein können Besucher schauen, wie Menschen mit Handicap arbeiten. Doch das ist noch nicht alles.

Teilen
Folgen
© Dietmar Thomas

Von Helene Krause

Roßwein. Mit Werkstättenbesichtigungen, einem Basar und anderen Erlebnismöglichkeiten begeht die Behindertenwerkstatt der Diakonie an der Wehrstraße ihren Tag der offenen Tür. „Wir machen das jedes Jahr“, sagt Werkstattleiter Georg Rudolph. „Wir zeigen den Besuchern, was Behinderte herstellen. Menschen mit Behinderung sollen wahrgenommen werden.“

90 Mitarbeiter hat die Werkstatt in der Wehrstraße. Sie arbeiten in neun Arbeitsgruppen. Vier davon für herstellende und zuliefernde Betriebe. Unter anderem fertigen sie für das Armaturenwerk Thermostatköpfe und Wasseruhren an und montieren Messgeräte.

Drei Montagegruppen sind in der Werkstätte, eine direkt im Armaturenwerk. Außerdem bieten die Werkstätten Dienstleistungen an. Es gibt eine Wäscherei, eine Näherei, eine Tischlerei mit Möbelrestauration und zwei Garten- und Landschaftsgruppen. Die Mitarbeiter der Garten- und Landschaftsgruppe übernehmen Aufgaben wie Hecken schneiden oder Rasenmähen. Außerdem werden in der Tischlerei und in der Näherei eigene Produkte hergestellt. Die verkauft man dann im Werkstattshop.

Hoher Qualitätsstandard

In jeden Bereich stehen den Behinderten ein bis zwei Gruppenleiter zur Seite. Diese bereiten die Arbeiten vor und bringen sie an die Tische. Damit jeder seine Arbeit machen kann, werden von ihnen auch Hilfsmittel und Arbeitsvorrichtungen hergestellt. Auch Qualitätskontrollen führen die Gruppenleiter durch. „Wir haben einen sehr hohen Qualitätsstandard“, sagt Rudolph. „Sonst würde es nicht funktionieren.“

Doch nicht nur gearbeitet wird in der Werkstatt. Im Rahmen der sozialen Förderung der Behinderten gibt es in Kreativgruppen Zirkelangebote. Dazu gehören Tischtennis, Bowling, Kochen und Backen, ein Chor und Bastelangebote. Im sogenannten Bauernhof können die Behinderten mit Tieren umgehen. „Der Plan für die Zirkelangebote geht immer eine Saison lang“, sagt Georg Rudolph. „Dann kommt ein neuer Plan.“ Mit dem Wechsel soll erreicht werden, dass jeder einmal jedes Angebot nutzen kann.

Rollstuhlparcours erfahren

Beim Tag der offenen Tür können die Besucher nicht nur schauen, wie die Behinderten arbeiten. Wer möchte, kann auf einem Rollstuhlparcours ausprobieren, wie es ist, wenn man auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Sehende können mit einem Blindenstock herumlaufen und sich so in Blinde hineinversetzen, Gerüche erraten oder sich über Blindenschrift informieren. Die Suchtberatungsstelle betreibt eine Cocktailbar ohne alkoholische Getränke.

Die Besucher schauen sich in den Werkstätten um. David, der Sohn von Kvantidze Paata aus Ostrau, geht in die Döbelner Regenbogenschule, eine Förderschule für behinderte Menschen. Beide wollen schauen, ob David in der Werkstatt arbeiten kann. „Es ist super hier“, meint der Vater. Die Freundin von Anke Lörtscher arbeitet in der Werkstatt. „Sie hat mich zum Tag der offenen Tür eingeladen“, sagt Lörtscher. „Ich will schauen, was sie hier macht.“ Mitgekommen ist auch Renate Lörtscher. Sie hat 25 Jahre bei der inneren Mission der Diakonie gearbeitet. Die Frauen wohnen in Heyda.

Für die Veranstaltung waren ursprüngliche auch Auftritte des Werkstattchores geplant. Die mussten leider ausfallen. Der Gitarrist der Gruppe ist erkrankt, ein zweiter im Urlaub.