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Damaskuszimmer wird nächstes Jahr fertig

Im Japanischen Palais öffneten die Restauratoren ihre Werkstatt. Schätze aus Tausend und einer Nacht wurden darin sichtbar.

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© Norbert Neumann

Von Kathrin Kupka-Hahn

Der Andrang am gestrigen Internationalen Museumstag war groß, sehr groß. Deshalb mussten die Wärter des Völkerkundemuseums im Japanischen Palais einige Besucher auf spätere Führungen vertrösten. Anke Scharrahs störte sich nicht an dem Trubel. Sie freute sich über das enorme Interesse an ihrer Arbeit. In der Werkstatt tauchte die Restauratorin in ihre Welt ein und die Worte sprudelten regelrecht aus ihr heraus. Seit 1997 arbeitet die Mittvierzigerin mit Kollegen an der Restaurierung des Dresdner Damaskuszimmers. 2016 soll es fertig sein. „Momentan sind wir zu fünft, darunter zwei syrische Kolleginnen“, sagt sie. Das Damaskuszimmer ist eines von insgesamt 16, die es außerhalb der arabischen Länder weltweit gibt, und ein ganz besonderes. „Die Vertäfelungen stammen aus einem Raum“, erklärt die Restauratorin. In anderen Museen sind häufig orientalische Zimmer zu sehen, deren Vertäfelungen aus Bauteilen mit unterschiedlicher Herkunft zusammengesetzt sind.

1930 kam das Damaskuszimmer nach Dresden. Es stammt aus dem Nachlass von Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus, der das Folkwang-Museum in Hagen gründete, das sich heute in Essen befindet. Die über 110 Einzelteile des Dresdner Zimmers sind in einem relativ guten Zustand. Sie haben nicht nur den Zweiten Weltkrieg, sondern auch die Jahrzehnte andauernde Lagerung gut überstanden. „Die Qualität ist für mich als Restauratorin unbeschreiblich“, schwärmt die Fachfrau. Die Intensität der Farben, ihre Zusammensetzung und die filigranen Malereien verzaubern Anke Scharrahs jedes Mal aufs Neue. Ähnlich erging es auch den zahlreichen Besuchern ihrer Führungen, die die Restauratorin gestern nicht nur in Deutsch, sondern auch in arabischer und englischer Sprache hielt.

Die Arabistik-Studentin Tamara Wyrtki aus Leipzig kannte das Damaskuszimmer noch nicht. Deshalb war sie beeindruckt von der Arbeit der Restauratoren. Ihrer Begleiterin, Doktorandin Sheryn Rindermann, erging es ähnlich, obwohl sie vor einiger Zeit schon mal in der Werkstatt war. „Vor allem wegen der aktuellen politischen Lage in Syrien und der drohenden Zerstörung wichtiger Kulturgüter durch die Terrorgruppe Islamischer Staat ist es umso wichtiger, dass die Kunstschätze hier erhalten bleiben“, sagt sie. Auch zahlreiche Dresdner nutzten die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. So auch die 71-jährige Marita Freudenberg. „Jede Kultur ist interessant“, sagte die Dresdnerin nach der Führung.