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Däne besprüht Görlitzer Wände

Der Künstler Anders Reventlov will helfen, das Leben in der Stadt etwas bunter zu machen.

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Von Silvia Stengel

Der dänische Künstler Anders Reventlov steht auf dem Leipziger Platz in Görlitz und schwärmt. „Ich liebe Görlitz“, sagt der 29-Jährige. Die alte Architektur, die restaurierten und verlassenen Häuser: „Das ist ein bisschen wie eine Zeitreise.“ Reventlov ist das erste Mal in der Stadt. Er muss aufpassen, dass ihm nicht ein Ball an den Kopf fliegt. Damit spielen Kinder auf dem Platz. Mit einigen hat er schon zusammengearbeitet. Denn Reventlov hat die Wände auf diesem Platz neu gestaltet.

Eine Currywurst hat der Künstler zum Beispiel auf die Wand gesprüht. Die isst er gern. Aber da muss man schon genauer hinsehen. Denn bei den Bildern, die eine Mischung aus Graffiti, Grafik und Malerei sind, hat er viele Elemente verarbeitet: Häuser, Tierköpfe, Flaschen. Selbst einen Baum hinter der Wand hat er mit ins Bild fließen lassen. Den Leuten gefällt’s – zumindest hat der Künstler nur positive Reaktionen bekommen. Ein zehnjähriger Junge fragt: „Was soll denn das sein?“ Dann sagt er, er hätte gern mitgemacht. Die Aktion ist jedoch schon vorbei. Kinder haben hier mit Reventlov eine Wand kunterbunt bemalt. Das hat die Stadt bezahlt.

Noch bis Montag ist der Däne in Görlitz, dann fliegt er von Dresden zurück in seine Heimat. Die ist eigentlich die kleine Stadt: Bredballe im Norden von Jütland. Aber er lebt jetzt in Malmö in Schweden. Und er würde gern wiederkommen. Künstler könnten helfen, leere Häuser zu beleben und die Stadt ein bisschen frischer und farbenfroher zu machen, sagt er. Das würde auch Jana Lübeck gefallen. Sie studierte Kultur und Management und lebt in Görlitz. Sie hat Reventlov eingeladen, zusammen mit dem Dresdener Graffiti-Künstler Jens Besser, der eine Wand auf dem Platz mit gestaltet hat. Beide gründeten eine kleine Galerie in Görlitz: die „Neun“ am Fischmarkt in zwei Ladenräumen, die vorher leer standen. Auch dort hat Reventlov die Wände gestaltet und Grafiken aufgehängt: interessante abstrakte Gebilde mit Häusern, Menschen und Landschaften.

Seit dem 12. August ist Reventlov in der Stadt und übernachtet in der Wohnung eines Bekannten von Jana Lübeck. Ob der Künstler sich was mitnimmt aus Görlitz? Er überlegt kurz. Viele Ideen, sagt er. Und er hat was geschickt aus Görlitz: Fünf Ansichtskarten. So etwas hat er seit zehn Jahren schon nicht mehr gemacht.

Ausstellung von Anders Reventlov bis zum 27. September in Görlitz, Fischmarkt 9: jeden Di. u. Mi., 16 bis 20 Uhr.