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„Däbritz zieht nur eine Show ab“

Der Pegida-Vize erhält keine Unterstützung der Meißner AfD. Als Kandidat ist ein Autohausbesitzer im Gespräch.

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© Archiv/SZ

Ulf Mallek

Meißen. Lange zierte er sich, hat erst mal nachgedacht, dann eine eigene Partei gegründet - oder gründen wollen, hat das geheime Gespräch gesucht - alles ziemlich erfolglos. Aus Siegfried Däbritz` Ausflug in die große Politik wird wohl nichts.

... bevorzugt den Autohausbesitzer und Mitglied des Landtages Carsten Hütter (52).
... bevorzugt den Autohausbesitzer und Mitglied des Landtages Carsten Hütter (52). © Archiv/Marco Klinger

Trotz der Ankündigung am Montagabend vor gut 2 000 Pegida-Anhängern auf dem Dresdner Schlossplatz, er wolle bei der AfD Meißen „seinen Hut in den Ring werden“, stehen die Chancen für Däbritz sehr schlecht. Die Meißner AfD mag den Pegida-Vize nicht als Direktkandidaten für den Bundestag aufstellen. „Wir möchten nicht, dass Siegfried Däbritz auf dem Trittbrett der AfD fährt“, sagt Mario Aßmann, Meißner Vize-Kreischef. Er habe in einem Vorgespräch versucht, Däbritz von dieser Idee abzubringen, was ihm aber nicht gelungen ist. Däbritz kam zu diesem Treffen gemeinsam mit Lutz Bachmann, der das Wort führte. Aßmann sagt weiter, Däbritz solle für seine eigene Pegida-Partei antreten, die Freiheitlich Direktdemokratische Volkspartei. Die ist aber offensichtlich noch nicht mal richtig angemeldet.

Die 130 Mitglieder der Meißner AfD entscheiden am Sonntag in Moritzburg, wen sie als Direktkandidaten für die Bundestagswahl im September 2017 gegen Thomas de Maizière ins Rennen schicken wollen. Drei Kandidaten haben sich bereits gemeldet. Wunschkandidat des Vorstandes ist Carsten Hütter, ein Autohausbesitzer aus Marienberg/Erzgebirge, der bereits Landtagsmitglied ist. Hütter sagte: „Ich bin noch am Überlegen, muss das mit der Familie absprechen.“ Der Parteitag soll unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, ohne Presse. Eine Pressekonferenz soll es aber später noch geben.

Däbritz zieht nach Hütters Aussage „nur eine Show ab“. Am Ende führe das zur Spaltung des rechtskonservativen Lagers bei der Wahl, sagt Hütter. Die AfD betrachte die Pegida-Demonstranten als Verbündete, das Orga-Team aber nicht.

Nach Angaben von Aßmann gehört die Meißner AfD zu den am besten organisierten in Sachsen. Die Chance, hier eine großen Stimmenzahl zu erzielen, ist da. Natürlich steht ihr mit Thomas de Maizière ein sehr starker Gegner der CDU gegenüber. Hütter sieht aber ein Potenzial über die 25 Prozent hinaus, die in der letzten Umfrage Wahlforscher für Sachsen feststellten.

Thomas de Maizière kommentierte die Däbritz-Ankündigung nicht. Auf eine entsprechende Frage zu einem möglichen Antritt von Frauke Petry in Meißen hatte er gesagt: „Man muss jeden Gegenkandidaten so nehmen, wie er oder sie kommt.“

Die Meißner AfD geht nun davon aus, dass Däbritz auf einen Besuch des Parteitages am Sonntag verzichtet. In Dresden hatte er ja angekündigt, nur antreten zu wollen, wenn sich kein AfD-Mitglied der Wahl stellt. Falls er doch kommt und sich aufstellen lässt, was laut Aßmann - juristisch auch noch umstritten sein könnte - vertraut die Meißner AfD auf das Gedächtnis der AfD-Mitglieder. Aßmann: „Pegida hat sich lange immer wieder von uns distanziert. Erst jetzt plötzlich kommen sie auf uns zu.“

In den sozialen Netzwerken wird das Vorhaben von Siegfried Däbritz unterschiedlich bewertet. Viele Stimmen klingen so wie die der Ex-Weinprinzessin Anja Fritz aus Meißen: „Da schüttelt man nur noch mit dem Kopf und denkt armes Deutschland“. Es gibt aber auch Enttäuschung über die AfD-Absage. Sabrina Metzler. „Wählen darf das Montagsvolk die AfD, sehen lassen will man sich mit diesen Leuten lieber nicht. Sonst geht der Anschein der Seriosität ja völlig verloren.“ Aber es gibt auch solche Fragen wie von Karl-Gustav Kratzinger: „Wieso für die AfD? War und ist die Pegida-Partei doch nur heiße Luft, wie andere Vorhaben auch?“ Oder von Daniel Danziger. „Traurig, was aus Pegida geworden ist. Nur noch Handlanger der AfD, ich bin zutiefst enttäuscht!“

Siegfried Däbritz betreibt in Meißen eine Pension und gibt sich als Waffennarr, ist Mitglied der German Riffle Association. Er gehört zu den Pegida-Gründern und engsten Vertrauten von Lutz Bachmann.