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Da ist Musik drin

Die Tischlerei Glöckner hilft dabei, dass der Speisesaal im Schloss trotz des wertvollen Parketts vom Moritzburg-Festival genutzt werden kann.

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© Arvid Müller

Von Sven Görner

Moritzburg. Toralf Glöckner lässt seine Arbeitsschuhe in ein paar Überziehern aus Folie verschwinden. Erst dann betritt er den zuvor gereinigten roten Teppich. Der Tischlermeister läuft noch einmal eine Kontrollrunde. Ist der Bodenbelag überall gut verklebt? Sind die messingfarbenen Leisten alle fest verschraubt? Guckt nirgendwo eine Schraube heraus und könnte zur Stolperstelle werden? Es ist alles in Ordnung. Toralf Glöckner ist zufrieden mit seiner und der Arbeit seiner vier Mitarbeiter.

Das wertvolle Parkett im Schloss Moritzburg

Im Speisesaal von Schloss Moritzburg finden Konzerte statt - hier beim Moritzburg-Festival 2017.
Im Speisesaal von Schloss Moritzburg finden Konzerte statt - hier beim Moritzburg-Festival 2017.
Mitarbeiter der Tischlerei Glöckner verlegen zum Schutz des alten Parketts OSB-Platten, darunter ist eine Schicht Vlies.
Mitarbeiter der Tischlerei Glöckner verlegen zum Schutz des alten Parketts OSB-Platten, darunter ist eine Schicht Vlies.
Den Abschluss bildet ein roter Teppich.
Den Abschluss bildet ein roter Teppich.
Bestens geschützt: Stühle, Steinchen an Schuhsohle und Pfennigabsätze können dem restaurierten Versailler Parkett so nichts mehr anhaben
Bestens geschützt: Stühle, Steinchen an Schuhsohle und Pfennigabsätze können dem restaurierten Versailler Parkett so nichts mehr anhaben

Zwei Tage lang haben sie mit Hochdruck dafür gesorgt, dass sich der imposante Speisesaal von Augusts barockem Jagdschloss für das Moritzburg-Festival in einen einzigartigen Konzertsaal verwandeln kann. Selbstverständlich ist das nicht. Denn im Rahmen des nach der Wende begonnenen großen Sanierungsprojektes am Schloss war von 2012 bis 2014 der Hauptsaal aufwendig restauriert worden. Auch das kostbare Versailler Parkett – die Königsklasse des Tafelparketts. Nach der Beseitigung von in 300 Jahren entstandenen Schäden erstrahlte es danach wieder in altem Glanz. Und so soll es möglichst lange bleiben. Veranstaltungen, wie vor der Restaurierung, sollte es daher eigentlich nicht mehr geben.

Für das renommierte Moritzburg-Festival undenkbar. Das war mit seinen Konzerten im Schloss während der Arbeiten im Speisesaal in den Monströsensaal ausgewichen. Doch der ist nicht nur kleiner, sondern auch dunkel. „Und die Akustik ist dort ebenfalls nicht mehr mit der im Speisesaal vergleichbar“, sagt Pressesprecherin Johanna Leisgang. Also suchten Festivalleitung, Schloss und Restauratoren gemeinsam nach einer Lösung, wie Schlossleiterin Ingrid Möbius sagt. Und ergänzt: Das hat hervorragend geklappt. Nicht zuletzt auch, weil es für die Umsetzung einen Spezialisten gibt, der sich bestens im Museum auskennt. Den Moritzburger Toralf Glöckner. In der Vergangenheit halfen er und seine Leute nicht nur bei der Ausgestaltung der Aschenbrödelschauen, sondern unterstützten auch die Restaurierung der kostbaren Ledertapeten. Und auch für die Tischlerei seit Jahren eine feste Größe – bei der Herrichtung der Moritzburger Kirche für die dort stattfindenden Konzerte.

Damit das Parkett trotz der Besucher der sechs geplanten Veranstaltungen keinen Schaden nimmt, haben Glöckner und seine Männer insgesamt vier Schichten darüber verlegt. Zuerst Papier. „Das verhindert, dass Fussel vom als Nächstes verlegten Vlies am Parkett hängen bleiben.“ Darauf kommen OSB-Spanplatten mit Nut und Feder. Toralf Glöckner: „Die sind alle durchnummeriert, damit die vielen herausgesägten Ecken beim nächsten Verlegen wieder genau passen.“ Als letzte Schicht wurde schließlich sogenannter Messeboden mit zweiseitigem Klebeband darauf fixiert. Und damit alles zum edlen Ambiente des Saales und zum erstklassigen Klangerlebnis passt, schraubten die Männer um die gesamte Fläche noch die Teppichleisten an. Zum 25. Jubiläums-Jahrgang im Vorjahr hatte der Fußbodeneinbau Premiere.

Billig ist das Ganze nicht, wie Johanna Leisgang sagt. Das Festival lässt sich die Parkettsicherung für die exklusive Nutzung des Speisesaals einen Betrag im fünfstelligen Bereich kosten. „Das ist auch ein Grund für die Erhöhung der Ticket-Preise in diesem Jahr.“ Diese kosten für die Schlosskonzerte jetzt 56 und 42 Euro.

Star-Cellist Jan Vogler, einer der Mitbegründer des Festivals und zugleich dessen künstlerischer Leiter, erklärt, warum ihm die Rückkehr an diese Spielstätte so am Herzen lag: „Ein königliches Esszimmer, dekoriert mit einigen der berühmtesten Hirschgeweihe der Welt. Wir haben ihn als Konzertsaal entdeckt, er klingt hervorragend und bringt Publikum und Künstler in enger Vertrautheit zusammen.“

Beim ersten Konzert am Sonntagabend musizieren auch Jan Vogler und seine Frau Mira Wang in dieser besonderen Umgebung. Am Freitag gab es noch einige Restkarten.