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Crashkurs in Knigge

25 Jugendliche schauen hinter Restaurantkulissen. Es könnte ein Start in den Traumberuf werden.

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© Antonia Humboldt

Von Antonia Humboldt

Sächsische Schweiz. Was bedeutet es, wenn das Besteck gekreuzt auf dem Teller liegt? Auf Fragen wie diese aus der Knigge-Schule wurden Elftklässlerin Rosanna, Achtklässlerin Cara und 23 weitere Jugendliche aus der Region am Dienstag getestet. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) der Sächsischen Schweiz lud zum fünften Mal ein, gastronomische Berufe in traumhafter Umgebung zu entdecken. Für zwei Tage waren die Teilnehmer von der Schule freigestellt, sie fuhren zunächst mit dem Dampfschiff von Pirna nach Bad Schandau. „Wir wollen herausfinden, ob ein gastronomischer Beruf etwas für uns ist“, sagen Rosanna und Cara. Die beiden Schülerinnen liebäugeln damit, später als Hotelfachfrau zu arbeiten. „Besonders, dass man mit dieser Ausbildung später überall auf der Welt arbeiten kann, finden wir gut. Das klingt sehr abwechslungsreich.“

An Bord des Dampfers wurde über Ausbildungen zu Hotel- und Restaurantfachleuten aufgeklärt, ebenso zur Fachkraft im Gastgewerbe und zum Koch. Eine Lehrerin des Beruflichen Schulzentrums für Technik und Wirtschaft Pirna (BSZ) berichtete von den Aufstiegschancen ihrer Schützlinge. Nicht nur das BSZ, auch weitere Einrichtungen sind an Nachwuchs in der Branche interessiert: Der Tourismusverband Sächsische Schweiz, der Getränke Fachgroßhandel Helmke und die Sächsische Dampfschiffahrt unterstützen das Projekt. Auch Katja Riedel aus dem Romantik-Hotel in Pirna war mit an Bord. Der Knigge-Kurs wurde durch ihre eigenen Erfahrungen lebendig.

Hoteliers und Gastwirte engagieren sich, weil der demografische Wandel auch in der Gastronomie sichtbar wird. Wenn junge Leute fehlen, trifft es die Betriebe hart, sagt Gunter Claus (63), Geschäftsführer der Dehoga der Sächsischen Schweiz. Die Region zieht noch immer unzählige Touristen an, deren Erwartungen steigen. Doch Fachexpertise lässt sich nicht einfach durch Maschinen und moderne Technik ersetzen.

So sollen die Berufsinformationstage die Vorzüge aufzeigen, die sich Restaurantfachkräften und Co. in der schönen Sächsischen Schweiz bieten. Ab Königstein gingen die Ersten von Bord des Dampfers: In kleinen Gruppen besuchten die Schüler Restaurants der Festung Königstein, das Hotel „Elbblick“ in Bad Schandau, das Bio-Hotel „Helvetia“ in Schmilka und weitere. Claus betont die Qualität der Hotels und Restaurants, einige davon ausgezeichnet. Claus: „Da kommt nicht jeder rein.“

Die Einrichtungen gaben den angehenden Gastronomen Einblick in täglich anstehende Abläufe. Es wurden Cocktails gemixt, Forellen zubereitet, Brötchen gebacken und Servietten gefaltet. Sogar in die Gärungsbecken der Brauerei in Schmilka warfen einige einen Blick. Zum Abschluss des Tages fuhr die Gruppe in das Kinder- und Jugenddorf Erna in Papstdorf. Dort gab es von den Schülern selbst gemachte Crêpes und entspannte Lagerfeuerstimmung, bevor es nicht allzu spät ins Bett ging. Denn schon früh am nächsten Morgen standen weitere Hotels auf dem Plan. Diesmal wurden in Pirna und Umgebung die Küchen gesichtet – die Arbeit zeigte sich von Haus zu Haus verschieden.

Den Abschluss der beiden Tage bildete die Urkundenübergabe im BSZ. Die Teilnehmenden wurden dort feierlich empfangen. Ein verlockendes Extra: Alle erhalten Zugang zu einem vergüteten, zweiwöchigen Praktikum in einer Einrichtung ihrer Wahl. Rosanna und Cara jedenfalls haben die Tage genossen und bleiben bei ihrem Berufswunsch. Jetzt wissen auch sie: Liegt das Besteck gekreuzt auf dem Teller, will der Gast noch weiter essen und macht nur eine kleine Pause, um das Ambiente im Gastraum zu genießen.