Merken

Couch sucht Besitzer

Gebrauchte Möbel sind auch für die Ausstattung von Flüchtlingswohnungen wichtig. Doch es fehlt an Koordination im Altkreis Löbau-Zittau.

Teilen
Folgen
© SZ Thomas Eichler

Von Anja Beutler

Löbau-Zittau. Reiner Rönsch hat es gut gemeint. „Ich hatte eine zwei Jahre alte Matratze, die für den Schredder zu schade war“, erzählt der Löbauer. Er dachte sich, bei der Ausstattung der Asylunterkünfte könne man dergleichen vielleicht gebrauchen. „Ich wollte sie verschenken, hatte sie mit meiner Frau extra gereinigt“, berichtet er. Doch nach vielen Telefonaten war er ziemlich ernüchtert: „Das DRK, das in Löbau viel für Flüchtlinge tut, nimmt meine Spende ebenso wenig wie das soziale Möbelhaus im Oberland und der Landkreis“, fasst er zusammen.

Das Ergebnis war deshalb doch die Müllpresse und die Erkenntnis, dass man gebrauchte Möbel gar nicht so leicht verschenken kann. „Dabei muss man doch nicht alles neu kaufen, das kostet doch Steuergeld“, sagt Reiner Rönsch und man merkt, dass ihm diese Vorstellung nicht behagen will. Vor allem deshalb nicht, weil er bei seinen Telefonaten erfahren hat, dass er nicht der einzige ist, der auf seiner Möbelspende buchstäblich sitzengeblieben ist. „Es geht mir ja nicht um die Matratze, sondern ums Prinzip“, betont Rönsch.

In der Tat gibt es beim Landkreis oder einer anderen Einrichtung keine Stelle, die Möbelspenden speziell für Flüchtlingsfamilien annimmt und aufbewahrt. Das DRK Löbau sammelt zwar beispielsweise Kleidung und Spielzeug, aber: „Für Möbel haben wir keine Lagerfläche und können auch den Aufwand nicht leisten“, bedauert DRK-Chefin Silke Seeliger. Wenn jemand seine Möbel anbiete, habe man bislang immer den Sozialen Möbelmarkt im Oberland e

mpfohlen. Dass der Möbelmarkt erst vor einigen Monaten von Ebersbach nach Neugersdorf umgezogen ist, hat sich freilich noch nicht überall herumgesprochen.

Rolf Bornschein, der in Neugersdorf der Herr über Sofas, Schrankwände, Lampen, Tassen und Besteck ist, nimmt wie seine Zittauer Kollegen vom ABS Robur am Külzufer durchaus weiter Möbel an. Aber eben keine Matratzen – aus hygienischen Gründen. Aktuell sind gerade – typisch Jahresbeginn – die Lager voll und die Auswahl groß. „Wenn wir etwas angeboten bekommen, schauen wir uns vorab natürlich an, ob die Möbel noch in Ordnung sind“, erklärt Viola Oehme, Zittauer Marktleiterin des ABS Robur. Schließlich habe man nur begrenzt Platz und wisse, was gesucht werde.

Dass auch Asylbewerber seit einigen Monaten zu den Kunden in den Möbelmärkten gehören, bestätigt Frau Oehme. Sie macht aber deutlich: „Das ist ein sehr geringer Teil, mehr als 80 Prozent unserer Kunden sind Menschen mit kleinem Budget aus der Region, auch Studenten“, zählt sie auf. Kommen kann jeder, Berechtigungsscheine oder Ähnliches gibt es nicht.

Auch beim Sozialkaufhaus Eurolino in Zittau in der Bahnhofstraße ist das so, bestätigt Wolfgang Förster. Auch hier prüfe man vorab, wie Alter und Zustand der Möbel sind und hole sie dann gegebenenfalls ab. Asylbewerber sind natürlich inzwischen auch unter seinen Kunden. „Aber sie kaufen meist nur Kleinigkeiten, sie bekommen ja eine Erstausstattung“, sagt er.

Wie ist das nun aber mit der Erstausstattung? Sind das alles neue Sachen, die da in den angemieteten Wohnungen in Löbau, Ebersbach-Neugersdorf oder Zittau stehen? „Nein, wir nutzen natürlich auch gebrauchtes Mobiliar“, wehrt Peter Höselbarth, Betriebsleiter der Asyl-Betreuungs- und Beherbergungsgesellschaft (Abub), ab. Das Unternehmen mietet im Süden des Kreises die Wohnungen von den Großvermietern an und vergibt sie dann an Flüchtlinge. „Bei der Ausstattung arbeiten wir für Küche, Schlafmöbel, Tisch, Stühle und Schränke mit einem Unternehmen zusammen“, sagt er. Diese Sachen werden für die Erstausstattung einer Wohnung neu angeschafft und seien einfach, robust und müssten mehrere Mieter aushalten. Oft müsse man die nötige Ausstattung schnell beisammen haben, könne nicht auf Spenden warten. Bei allen anderen Dingen – vom Sofa bis zu Schrankwand und Beistelltisch – nehme man gern Geschenke an. Eine zentrale Annahmestelle gibt es aber bislang nicht: „Wir reagieren, wenn uns etwas bekannt wird und wir es brauchen“, sagt er.

Dass für spendenwillige Bürger bislang kaum die Chance bestand, sich bei der Abub mit einem Angebot bemerkbar zu machen, wolle er gern ändern, sagt der Mann, der sachsenweit für das Unternehmen tätig ist. So biete er an, dass Spender künftig ihre Angebote in der Gemeinschaftsunterkunft in Zittau melden können. Seine Kollegen vom Handwerker-Team reagierten dann, sie seien ohnehin mit diesen Dingen befasst. Das heiße freilich nicht, dass alles gebraucht und abgeholt werde, erklärt er. Für Reiner Rönschs Matratze hätte auch die Abub keine Verwendung gehabt.

Da trotz steigender Flüchtlingszahlen die Nachfrage bei den Sozialmärkten nicht stark gestiegen ist, wird es wohl auch keine neuen Märkte dieser Art geben. Auch die Arbeiterwohlfahrt (Awo), die in Löbau bis Ende 2011 einen Möbelmarkt betrieb, wird nicht wieder öffnen. „Das läuft nicht gut, denn in vielen Billigmärkten bekommen sie neue Möbel ebenfalls für wenig Geld“, sagt Geschäftsführer Dirk Reinke. Lager-, Personalkosten und gegebenenfalls die Prüfung der Elektrogeräte stünden in keinem Verhältnis.

  • Sozialer Möbelmarkt Neugersdorf (ABS Robur): Lessingstraße 29 a, 035863149502
  • Sozialer Möbelmarkt Zittau (ABS Robur): Külzufer 19, 03583705467
  • Eurolino Sozialkaufhaus Zittau, Bahnhofstraße 17, 03583704787
  • Abub Asyl-Betreuungs- und Beherbergungsgesellschaft, 035837975996